13. März 2023 - Wer zu wenig trinkt, erhöht potenziell sein Risiko für chronische Erkrankungen, Herzinsuffizienz, Schlaganfall, Diabetes und Demenz – und verkürzt sogar die eigene Lebenserwartung. Diesen Schluss legt eine aktuelle Studie aus den USA nahe.

Ergebnisse

Die Forscher:innen analysierten die über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren erfassten gesundheitsbezogenen Daten von 11.255 Erwachsenen im Alter zwischen 45 und 66 Jahren. Dabei bedienten sie sich eines Kunstgriffes: Sie konzentrierten sich auf den Natriumspiegel im Blut, der sich üblicherweise erhöht, wenn die Flüssigkeitsaufnahme reduziert wird, und setzten diesen in Beziehung mit auftretenden Erkrankungen, dem biologischen Alter und der Lebenserwartung. Als Erkrankungen wurden dabei erfasst: Herzversagen, Demenz, Schlaganfall, Diabetes, periphere Gefäßerkrankung und Vorhofflattern. 

Bei Proband:innen mit einem Natriumspiegel über 142 mmol/l war das Risiko, eine Erkrankung zu entwickeln, um 39 Prozent erhöht. Wenn der Natriumspiegel die 144 mmol/l-Marke überschritten hatte, zeigte sich außerdem ein um 21 Prozent gesteigertes Risiko für einen vorzeitigen Tod. Hierzu passt das Ergebnis, dass schon bei mehr als 142 mmol/l die Proband:innen eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit haben, ein höheres biologisches Alter aufzuweisen als ihr tatsächliches chronologisches Alter beträgt. Ein höheres biologisches Alter ist wiederum mit höherem Risiko für chronische Erkrankungen und auch höherem Mortalitätsrisiko assoziiert.

Einschätzung

Auf der einen Seite unterstreicht die Arbeit etwas, das schon lange bekannt ist: ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, ist für die Gesunderhaltung förderlich. Empfehlungen bewegen sich für Erwachsene zumeist im Rahmen von 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit pro Tag, ohne dass diese konkrete Angabe wissenschaftlich begründet wäre. Die vorliegende Studie liefert zumindest Indizien in diese Richtung. 

Auf der anderen Seite sind es eben nur das: Indizien. Es wurde nicht die tatsächliche Flüssigkeitsaufnahme untersucht, sondern stellvertretend der Natriumspiegel im Blut herangezogen. Auch wenn dieser ein guter Indikator für die Hydration ist, so könnte er im Einzelfall durchaus auch durch andere Faktoren beeinflusst werden (beispielsweise bestimmte Medikamente). Ebenso beweist das simultane Auftreten von zwei Faktoren (Natriumspiegel und Erkrankung / Mortalität) noch keinen kausalen Zusammenhang. Hierzu wären weitere Studien wünschenswert. 

Abschließend sei noch erwähnt, dass der "normale" Serum-Natriumspiegel zwischen 135-146 mmol/l liegt. Die in der Studie gefundenen Schwellen von 142 und 144 mmol/l befinden sich also sogar noch im oberen Bereich des "Normalen". Dies mag als Anreiz dienen, im Zweifel vielleicht lieber einen Schluck mehr zu trinken. 

Der Text von Michèl Gehrke wurde zuerst auf der Seite der Carstens-Stiftung veröffentlicht.

Hier geht's zur Veröffentlichung der Studienergebnisse