16. November 2023 - "Long Covid ist kein Arm der fehlt und kein Bein und somit tun sich Menschen, die das anzweifeln ganz leicht damit, zu sagen: Ach, das ist doch nichts." Dass das Krankheitsbild in seinen vielfältigen Erscheinungsformen für Betroffene aber doch extrem einschränkend ist, erlebt Franziska Böhler jeden Tag. Ehemals "das Hirn" in ihrer Familie, ringt sie nun oft nach Worten und vergisst vieles, was sie sich nicht notiert. Seit ihrer Infektion mit dem Coronavirus vor zwei Jahren hat sich das Leben der Krankenschwester, Autorin und Influencerin auf den Kopf gestellt.

Zu Long und Post Covid sowie zum Post-Vac-Syndrom gibt es kein einheitliches, abschließendes Krankheitsbild und kaum belastbare Statistiken. Zum einen ist die Erkrankungen noch relativ jung und Erkrankungen, Todesfälle, Symptome usw. wurden nicht systematisch erfasst und zum anderen liegen vielen Studien unterschiedliche Ansätze zugrunde, wodurch sie schwer vergleichbar sind und keine einheitlichen Schlussfolgerungen zu lassen.

Die berichteten Symptome sind sehr verschieden. Sie können einzeln oder in Kombination auftreten und unterschiedlich lange andauern. Außerdem sind es keine spezifischen Symptome, d.h. sie können so oder in Kombination auch bei anderen Krankheitsbildern auftreten. Betroffene, wie Franziska Böhler, bekommen daher häufig zu hören, dass Wechseljahre, Zyklus oder Überlastung die jeweiligen Symptome hervorrufen. Um diesen Patient:innen zur Seite zu stehen, wurde das Projekt Health4Future ins Leben gerufen, in dem sich auch Franziska Böhler engagiert. Es soll Betroffenen helfen, eine geregelte Nachsorge nach der akuten Erkrankung an Covid-19 zu erhalten.

Health4Future

Health4Future bezeichnet sich als Europas erste und einzigartige digitale Plattform, um Corona-Betroffenen Nachsorge zu ermöglichen und Long Covid zu erforschen sowie aktiv zu bekämpfen.

Die Betroffenen füllen online einen umfassenden Fragebogen aus, in welchem sämtliche bisher bekannten Symptome von Long und Post Covid abgefragt werden. Außerdem können weitere, nicht gelistete Symptome hinzugefügt werden. Dies ermöglicht erstmalig eine Datenanalyse und damit eine exakte Beschreibung der Krankheit. Die Daten sieht ein Team von Long Covid und Post Covid-Experten ein, welches gemeinsam die weitere Behandlung des Patienten oder der Patientin erarbeitet.

Interdisziplinärer Datenaustausch zur optimalen Behandlung

Zudem werden die Erkenntnisse Hausärzten und Hausärztinnen zur Verfügung gestellt, denen oftmals das coronaspezifische Fachwissen fehlt. Aus dem analysierten Datenmaterial können diese eine Behandlungsempfehlung für Long Covid Patient:innen ableiten. Denn die erste Anlaufstelle nach einer Erkrankung ist die Hausarztpraxis. Idealerweise überweisen die Hausärztinnen und Hausärzte dann je nach Indikation weiter an eine Facharztpraxis.

Die von den Betroffenen zur Verfügung gestellten Daten werden durch Expert:innen analysiert und der Schweregrad sowie die Einschränkung durch Long Covid wird daraus abgeleitet. Die Neuheit des Projektes liegt in der fachübergreifenden, medizinischen Datenanalyse sowie in der gebündelten Erhebung von medizinischen Daten, welche die Ursachenforschung von Long Covid überhaupt erst ermöglicht. Auch können so erstmals die Symptome der Erkrankung abschließend beschrieben werden. Zudem bietet die Plattform für jeden Betroffenen eine erste Anlaufstelle mit medizinisch-validierten Informationen und beugt somit Fehlinformationen vor.

Franzisa Böhlers Buch: "I'm a Nurse. Warum ich meinen Beruf als Krankenschwester liebe – trotz allem"

Franziskas Instagram-Kanal: thefabulousfranzi