April 2021 - Die Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature, kurz WWF, hat auf die Teller der Deutschen geschaut und festgestellt, dass pro Kopf durchschnittlich 817 Gramm Fleisch- und Wurstwaren in der Woche vertilgt werden. Zusammen mit dem Konsum von Milch und Milchprodukten verursache das aktuell rund 70 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen des Landes, schreibt der WWF in einer Mitteilung, in der die Ergebnisse einer neuen Studie vorgestellt werden. Die mit den Essgewohnheiten einhergehenden Auswirkungen auf die Erde würden häufig unterschätzt, so die Umweltorganisation weiter.  

In der WWF-Studie wurde der durchschnittliche Lebensmittelwarenkorb der deutschen Bürger*innen zwischen 2015 und 2018 untersucht. Auf dieser Basis wurden die Auswirkungen der derzeitigen bundesdeutschen Essgewohnheiten auf die Nutzung von Landflächen weltweit und das Klima bestimmt. Zudem wurden die Daten erstmals auf die globalen Ernährungsempfehlungen der EAT-Lancet-Kommission auf Deutschland übertragen. Die Kommission hat ermittelt, wie eine gesunde Ernährung innerhalb der ökologischen Belastungsgrenzen der Erde aussieht. Darauf aufbauend berechnet die Studie die Auswirkungen unserer derzeitigen Ernährung auf die Umwelt und das Klima und vergleicht, wie sich diese bei einer flexitarischen, vegetarischen und veganen Ernährungsweise ändern. 

Flexitarier essen nur gelegentlich Fleisch 

Die Ergebnisse sind eindeutig: Schon ein Halbieren des Fleischkonsums der Deutschen auf im Schnitt 470 Gramm pro Woche, das wären zwei Buletten und zwei Bratwürste, würde die Öko-Bilanz deutlich verbessern. Die ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen von derzeit rund 210 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr könnten so um 27 Prozent, also um 56 Millionen Tonnen reduziert werden.  

Ein CO2-Äquivalent entspricht dabei dem Erwärmungseffekt von einer Tonne Kohlendioxid in der Atmosphäre. Der Begriff wird vom WWF benutzt, um besser Vergleiche anstellen zu können, denn der Erwärmungseffekt kann beispielsweise auch durch von Rindern ausgestoßenes Methan entstehen. 

Vegetarier und Veganer essen umweltverträglicher

Noch besser in der Öko-Bilanz schneiden demzufolge vegetarische, also fleischlose oder vegane, also ausschließlich pflanzenbasierte Ernährungsweisen ab. In Deutschland seien der Studie zufolge damit Einsparungen von 98 bis 102 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten möglich. Um das zu erreichen, sei jedoch ein Mind Shift, also ein Bewusstseinswandel, nötig. Wie der konkret aussehen könnte, erklärt Tanja Dräger de Teran, Referentin für Ernährung und Landwirtschaft beim WWF Deutschland an einem Beispiel: "Beim Catering für Veranstaltungen oder auf Reisen gibt es automatisch ein vegetarisches Menü. Wer Fleisch möchte, kreuzt das extra an." Und weiter: "Verändern wir unsere Ernährung, senken wir auch das Risiko für neue Pandemien. Denn die fortschreitende Zerstörung von Ökosystemen und Lebensräumen ist ein wesentlicher Risikofaktor für künftige Ausbrüche wie COVID-19."

Die Umweltschutzorganisation richtet sich mit ihrer Vorstellung der Studienergebnisse nicht nur an die Bürger*innen in Deutschland, sondern vor allem an die nächste Regierung Deutschlands. Sie fordert diese auf bis spätestens 2022 in eine umweltverträgliche Ernährungspolitik einzusteigen – samt ressortübergreifender Ernährungsstrategie und der Prüfung einer Lenkungssteuer auf tierische Lebensmittel, die nicht aus ökologischer Landwirtschaft stammen. Dazu gehörten auch konkrete Klimaziele für das Ernährungssystem und verbindliche Mindestkriterien für die Verpflegung in öffentlichen Einrichtungen, wie etwa in Schulen. Langfristig wäre eine Nachhaltigkeitssteuer begrüßenswert.