07. August 2023 - Überfordert. Erschöpft. Ausgebrannt. Burnout beschreibt einen Zustand, in dem sich ein Mensch den Anforderungen des Alltags dauerhaft nicht mehr gewachsen fühlt. Die Leistungsfähigkeit sinkt – bis irgendwann gar nichts mehr geht.

Als der Begriff Burnout in den 1970er Jahren geprägt wurde, bezog sich das Erschöpfungssyndrom zunächst auf Menschen in sozialen und helfenden Berufen. Lehrkräfte, Sozialarbeiter, Pflegekräfte und Ärzte zum Beispiel, die sich für andere aufopfern, bis sie selbst am Ende ihrer Kräfte sind. Später wurde das Phänomen dann auch bei hoch dotierten Managern beobachtet und mit dem hohen Druck in der Arbeitswelt erklärt.

Heute weiß man, dass prinzipiell jeder Mensch „ausbrennen“ kann. Nach Daten des Robert-Koch-Instituts sind Frauen mit 5,2 Prozent häufiger betroffen als Männer (3,3 Prozent). Diese Zahlen sind aber vermutlich nur die Spitze eines Eisbergs, da es bis heute es keine einheitliche Definition eines Burnouts gibt. Nichtsdestotrotz dürfte der Unterschied zwischen den Geschlechtern weitgehend die Realität abbilden.

Von den Lebensumständen überfordert

Schaut man sich die Faktoren an, die Menschen in ein Burnout führen, liegt bei Frauen häufiger eine Risikokonstellation vor: Denn häufig sind sie eben nicht nur berufstätig, sondern kümmern sich auch um die Kinder, den Haushalt und die Pflege von Angehörigen. Frauen haben also mehrere Rollen im Leben und wollen jede möglichst gut erfüllen. Diese Mehrfachbelastung kann ganz schön stressig sein und überfordern. Vor allem Alleinerziehende haben ein besonders hohes Burnout-Risiko. Sie können zwischen ihrer Rolle als fürsorgliche Mutter und den Anforderungen im Job regelrecht zerrissen werden.

Doch in der Regel kommen noch weitere Faktoren dazu, die das Fass irgendwann zum Überlaufen bringen: Schlecht bezahlte Arbeit – Frauen verdienen immer noch weniger als Männer –, private oder berufliche Konflikte, hoher Erwartungsdruck von außen, aber auch an sich selbst und schließlich das Gefühl, es niemandem recht machen zu können. So ist laut dem Direktor der Oberberg Tagesklinik Kurfürstendamm Dr. med. Bastian Willenborg mangelnde Anerkennung für den geleisteten hohen Einsatz einer der häufigsten Auslöser für ein Burnout-Syndrom.

Persönliche Resilienz spielt eine große Rolle

Trotzdem: Die einen stecken den chronischen Stress und Frustrationen gut weg, während andere bereits unter weitaus geringeren Anforderungen zusammenbrechen. Psychiater Willenborg erklärt diese Unterschiede mit der individuellen psychischen Widerstandskraft, der sogenannten Resilienz. Hinzukommen unterschiedliche Strategien der Stressbewältigung. Manchen Menschen gelingt es einfach besser, Stress abzubauen – sei es durch Sport, Entspannungsübungen oder Spiritualität – und so wieder neue Kraft zu schöpfen. Andere dagegen versuchen ihren Dauerstress mit Alkohol, Aufputschmitteln oder Beruhigungstabletten zu kompensieren. Laut Willenborg greifen vor allem labile Menschen zu diesen Mitteln. Aber: „Das geht in der Regel schief – und so nehmen sie Kurs auf ein Burnout-Syndrom und Stressfolgeerkrankungen“, sagt der Facharzt für Psychiatrie und psychosomatische Medizin.

Wichtig zu wissen: Ein Burnout-Syndrom kommt nicht von heute auf morgen, sondern kündigt sich über längere Zeit an. Zu den Hauptsymptomen zählen starke seelische und körperliche Erschöpfung, negative Gefühl gegenüber der Arbeit bzw. dem Umfeld, hohe Reizbarkeit (die Nerven liegen blank) und eine stark geminderte Leistungsfähigkeit bis hin zum Verlust der beruflichen Kompetenzen.

Eine kurzzeitige Erschöpfungsphase ist aber noch kein Burnout. Erst wenn das Gefühl des Ausgebranntseins mindestens sechs Monate anhält und weder ein Ende abzusehen ist noch Ruhephasen zu einer Regeneration führen, sprechen Fachleute von einem Burnout-Syndrom. Obwohl es viele Überschneidungen gibt, ist Burnout aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht nicht gleichbedeutend mit einer Depression oder einer anderen psychischen Erkrankung. Es erhöht aber das Risiko für ebendiese Stressfolgeerkrankungen. Nicht zuletzt deshalb, sollten sich Betroffene auf jeden Fall rechtzeitig professionelle Hilfe holen.

Mehr zum Thema Frauengesundheit und Auswege aus der Erschöpfungsspirale hört ihr in unserer aktuellen weil's hilft!-Podcastfolge: Burnout als Folge einer Nebennierenschwäche mit Celia Schönstedt.

Quelle: https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/burnout-oder-depression-experte-erklaert-unterschied-13402/

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