2. August 2022 - Sommer, Sonne, Strand lautet oftmals der Dreiklang in der warmen Jahreszeit. Doch es gibt auch eine andere, ziemlich unangenehme Seite des Sommers: Mückenstiche! Die lästigen Insekten können den Plan von einem entspannten Abend am See schnell zunichtemachen. Ist man erst einmal von einer blutsaugenden Mücke gestochen worden, dann fängt die Einstichstelle schnell an zu jucken. Geht man diesem Reiz nach, dann schwillt die Stelle an, juckt immer mehr und kann sich im schlimmsten Fall sogar entzünden.
Als Kind musste ich ständig an Mückenstichen kratzen, vor allem, abends im Bett. Die Stiche sind dann über Nacht zu tennisballgroßen, heißen Beulen angeschwollen. Das war schmerzhaft und irgendwann hatte ich sogar Angst vor Mücken. Alle Versuche meiner Eltern, mich am Kratzen zu hindern, schlugen fehl. Einmal war mein Fuß wegen eines gekratzten Mückenstichs so stark angeschwollen, dass nur noch der Hausschuh passte und ich in diesem zum Kindergarten gehen musste. Keine schöne Erinnerung! Der Kinderarzt wusste auch nicht weiter.
Dabei gab und gibt es in unseren Breiten eine Pflanze, die als Soforthilfe nach Mückenstichen wahre Wunder wirkt. Das wussten weder meine Eltern, noch meine Großeltern. Dabei kann ich mich erinnern, dass ich viel mit der Pflanze zu tun hatte, denn die knubbeligen, braunen Dinger am Ende der langen Stiele eigneten sich hervorragend zum Wegschnipsen. Die Rede ist vom Spitzwegerich, einer weit verbreiteten Heilpflanze, die auch als "König des Wegesrandes" bezeichnet wurde und die jeder kennt, der mit offenen Augen durch die Natur geht.
Unscheinbar und weit verbreitet
Der Spitzwegerich ist eine eher unscheinbare Pflanze. Eindeutiges Erkennungszeichen sind die braunen, walzenförmigen Blütenstände, die an langen Stielen von Mai bis September zum Vorschein kommen. An ihnen entstehen in diesem Zeitraum winzige, helle Blüten. Zudem sind die Blätter des Spitzwegerichs charakteristisch geformt, lang und spitz, dass man die Pflanze höchstens mit einer anderen Wegerich-Art verwechseln könnte. Das wäre aber auch nicht so schlimm, denn alle Wegerich-Arten sind essbar und ungiftig.
Der Spitzwegerich ist weit verbreitet und scheint überall dort bereit zu stehen, wo man auch Mückenstiche bekommen kann. Ist man gestochen worden, dann sollte man schnell ein bis zwei Blätter Spitzwegerich pflücken und entweder direkt auf der Stelle mit dem Stich zerreiben oder aber zerreiben und anschließend das Blattmus auf dem Stich verteilen. Dann stellt sich eine schnelle Linderung ein und man kann den Mückenstich bald vergessen.
Unterwegs der Notfallhelfer Nummer 1
Die Inhaltsstoffe in den Blättern des Spitz- wie seines nahen Verwandten, dem Breitwegerich, können aber noch viel mehr als Mückenstiche lindern. Durch ihre schmerz- und blutstillende Wirkung und ihre starke Verbreitung sind sie die Notfallhelfer Nummer 1, vor allem, wenn man unterwegs ist. Sie helfen nicht nur bei Stichen anderer Insekten, sondern auch, wenn man sich mit Brennnesseln verbrannt oder irgendwo geschnitten hat. Die zerriebenen Blätter können wie Wundsalbe, die Blätter sogar wie Wundpflaster verwendet werden.
Das müssen alle wissen, die gern auf Wanderschaft gehen oder lange Spaziergänge machen. Bei wundgelaufenen Füßen oder Blasen können sie schnell Linderung schaffen. Dafür legt man die frischgezupften Blätter einfach auf die betroffenen Stellen und zieht Socken darüber und Schuhe wieder an. Beim Laufen werden die Blätter zerrieben und die alte Heilpflanze wird ihren Dienst tun.
Für Heilzwecke werden vor allem die Blätter des Spitzwegerichs benötigt. Sie können am besten von April bis August gesammelt werden. Oftmals werden die getrockneten Blätter weiterverwendet. Man kann aber auch einen Auszug oder eine Tinktur zu Heilzwecken anwenden. Neben der äußerlichen Anwendung ist auch die innere möglich. Als Tee, im Saft oder Sirup hilft Spitzwegerich vor allem bei Husten und anderen Erkrankungen der Atemwege. Er findet außerdem bei Magenschleimhautentzündung, Reizdarm und Harnwegsentzündungen Anwendung. Bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut kann mit dem Tee aus Spitzwegerichblättern gegurgelt oder gespült werden.
Steckbrief: Spitzwegerich (Plantago lanceolata), ungiftig
Weitere Namen: Spießkraut, Lungenblattl oder Schlangenzunge
Vorkommen: weltweit
Blütezeit: von Mai bis September
Beste Sammelzeit: von April bis August
Wirkungen: antibakteriell, entzündungshemmend, schleim- und krampflösend, schmerzlindernd
Weitere Anwendungen: als Tee bei Husten oder zum Gurgeln beziehungsweise Spülen bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum, Aufguss für Waschungen oder als Umschlag für entzündliche Hautstellen (Neurodermitis)
Wer hier schreibt: Die naturverbundene und wissensdurstige Journalistin Jana Zeh lässt sich gerade von Ute und Gerald Bernhardt von NaturReich Wissen auf dem Kräuter- und Naturhof Heidesse ausbilden. Mit erfolgreicher Abschlussprüfung erhält sie das Zertifikat als Kräuter- und Naturwirtin. Während der insgesamt 14-monatigen Ausbildung gab es schon so viele, wunderbare Aha-Effekte, dass sie diese gern mit anderen teilt.