18. Januar 2022 – Im Moment beginnt fast jedes Beratungsgespräch zum Thema Erkältung in der Apotheke mit folgendem Satz: „ Haben Sie etwas gegen Erkältung? Corona habe ich nicht, ich bin getestet“. So auch letzte Woche ein junger Mann, der zu mir in die Apotheke kommt.

 

Problem erkennen 

Eine Erkältung, oder besser gesagt ein grippaler Infekt geht meist mit verschiedenen Beschwerden einher. Ich frage also meinen „negativ- auf- Corona -gestesteten“ Kunden nach seinen Symptomen. Wie ist die körperliche Gesamtbefindlichkeit: Abgeschlagen, fröstelig mit Fieber oder eigentlich ganz in Ordnung? Er fühlt sich leicht schlapp, schläft nicht so gut und hat vor allem Schnupfen und Halsschmerzen. Damit greift er meinen weiteren Fragen vor und ich kann erstmal loslegen.

 

Grippaler Infekt

Ich erkläre ihm, dass seine Beschwerden nach einem grippalen Infekt klingen. Wie sich dieser entwickelt, ist durchaus beeinflussbar. Der Körper versucht die Rhinoviren zu bekämpfen und loszuwerden. Dafür läuft das Immunsystem auf Hochtouren. Mein Ansatz an erster Stelle ist hier die Unterstützung dieser Immunabwehr und nicht die Verdrängung der Symptome etwa durch fiebersenkende Tabletten. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Erster Punkt ist Ruhe und ausreichender Schlaf. Ohne die kann der Körper schwer regenerieren. Zweitens soll er viel trinken. Am besten warmen Tee aus Holunderblüten und Lindenblüten. Ein dritter Punkt sind die warmen Füße. Kalte Füße drosseln die Durchblutung im Nasenbereich und damit das örtliche Immunsystem. Mit warmen Füßen heilt auch ein Schnupfen schneller ab und mein Kunde kann einer sich eventuell anschließenden Sinusitis vorbeugen. Am besten ist die Durchführung eines ansteigenden Fußbades. Naturheilkundlich kann der grippale Infekt unterschiedlich begleitet werden. Die Phytotherapie hält Tabletten mit den Heilpflanzen Meerrettich und Kapuzinerkresse bereit. Die Anthroposophische Medizin verwendet Kompositionen mit potenzierten Substanzen wie Aconit, Eukalyptus und Ferrum phosphoricum. Meinem Kunden empfehle ich letzteres, da er nur leichte Symptome hat.

 

Halsschmerzen

Halsschmerzen sind immer unangenehm und zeigen, dass der Körper arbeitet. Die Rachenmandeln sind wie ein Bollwerk im Kampf gegen den Infekt. Als erste Maßnahme empfehle ich das Gurgeln mit Salbeitee. Zweitens ist es wichtig den Hals stets warmzuhalten. Auch nachts soll er einen leichten Schal oder ein Seidentuch anlegen. Und eine sehr effektive Maßnahme ist ein heißer Halswickel mit Zitronensaft. Wir bieten dafür ein fertiges Set in der Apotheke an. Aber er ist auch leicht mithilfe eines Baumwolltaschentuches und Schals durchführbar. Außerdem empfehle gerne ein Rachenspray mit Echinacea, das neben der antientzündlichen Wirkung auch das lokale Immunsystem im Rachen unterstützt. 

 

Schnupfen

Mein Kunde fragt nach einem natürlichen Nasenspray gegen seinen Schnupfen. Ich empfehle ihm meinen Favoriten: eine Schnupfencreme mit mineralischem roten Zinnober, ätherischen Ölen aus Eukalyptus und Thymian und Extrakten aus Schlehe und Sauerdorn. Sie wirkt schleimlösend, stärkt die Nasenschleimhaut durch die Gerbstoffe der Schlehe und befreit die Nase. Innerlich empfehle ein Anthroposophisches Arzneimittel mit Quecke (Agropyron) und Löwenzahn.  

Mein Kunde ist angetan, was man alles mit bekannten Heilpflanzen und Lebensmitteln beim grippalen Infekt machen kann. Ich bitte ihn, sich bei Verschlechterung  der Symptome zu melden, gerne auch telefonisch. Wir können ihm auch Medikamente nach Hause liefern, sodass er im Bett bleiben kann.

 

Wer schreibt hier: Aus der Apotheke – die weil’s hilft! Kolumne mit Birgit Emde

Für Birgit Emde ist die Apotheke ein Ort, an dem Integrative Medizin gelebt werden kann. Neben der Behandlung von Beschwerden möchte sie das salutogene Potenzial des Menschen stärken, das heißt die Selbstheilungskräfte unterstützen und damit vorbeugend wirksam sein. Das macht sie, wann immer möglich und gewünscht, wenn eine ärztliche Verordnung (Rezept) eingereicht wird oder Menschen mit Beschwerden oder einer Erkrankung direkt zu ihr kommen. 

Birgit Emde ist Apothekerin für Anthroposophische Pharmazie und arbeitet in einer Apotheke. Außerdem hält sie Vorträge und ist Fachbuchautorin. Ihr aktuelles Buch „Anthroposophische Arzneimittel-Beratungsempfehlungen für die Selbstmedikation“ ist zusammen mit Juliane Riedel in der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft Stuttgart erschienen. Hier finden Sie weitere Veröffentlichungen von Birgit Emde.

Seit März 2021 schreibt Birgit Emde monatlich für weil’s hilft! über ihre Erfahrungen und Fragen in ihrem Apothekenalltag. Sollten auch Sie eine Frage an Birgit Emde haben, melden sie sich gerne unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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