21. April 2021 - Homeoffice, Homeschooling und Ausgangsbeschränkungen: Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie geht bei vielen Menschen auf Kosten körperlicher Aktivität. Dabei kann diese einen schweren Verlauf von Covid-19 vorbeugen und sogar einen starken Schutz vor dem Tod durch die Erkrankung bieten. Das haben Forscherinnen und Forscher des Fontana Medical Centers mit Studiendaten, die im "British Journal of Sports Medicine" veröffentlicht wurden, bestätigt.

Für die Untersuchungen wurden die Daten von fast 50.000 Menschen analysiert, die sich mit Sars-CoV-2 infiziert hatten. Dafür nutzten die Forschenden die speziellen Daten des Krankenversicherers Kaiser Permanente. Normalerweise wird in Krankenakten nicht vermerkt, wie oft und wie intensiv sich Patient*innen in ihrem Alltag bewegen. Aus diesem Grund kann auch kein Zusammenhang zu Erkrankungen wie beispielsweise Covid-19 hergestellt werden.

Regelmäßige Abfragen zu körperlicher Aktivität  

Bei den Versicherten dieser Krankenkasse ist das anders. Bei ihnen wird beim Arztbesuch die sogenannte "Exercise vital sign" (EVS) ermittelt. Das bedeutet, die Patient*innen müssen selbst angeben, wie oft und wie lange sie in den letzten zwei Monaten sportlich aktiv waren. Für die Untersuchung nutzten die Forschenden die Daten von den Patient*innen, bei denen die Ärzte in der Zeit zwischen März 2018 und März 2020, also noch vor Beginn der Pandemie, mindestens dreimal die Ergebnisse der EVS-Befragung in den elektronischen Krankenakten notiert hatten. Danach wurden die Patient*innen für die Untersuchung in verschiedene Aktivitätsgruppen eingeteilt. Die Studienteilnehmer*innen hatten ein Durchschnittsalter von 47 Jahren. Der Anteil an Frauen betrug 61,9 Prozent.

Versicherte, die mehr als 150 Minuten pro Woche mit mittlerer bis hoher körperlicher Belastung sportlich aktiv sind, gelten als "konsistent aktiv". Als "konsistent inaktiv" werden hingegen Versicherte eingestuft, die sich weniger als zehn Minuten pro Woche aktiv bewegen. Alle körperliche Aktivität, die zeitlich zwischen mehr als 10 Minuten und weniger als 150 Minuten liegt, wird als "teils aktiv" eingestuft.

Bewegung schützt

Bei der Auswertung der Daten zeigte sich, dass von den 6.984 Versicherten, die in den beiden Jahren vor der Sars-Cov-2-Infektion als "konsistent inaktiv" eingestuft wurden, 10,5 Prozent im Krankenhaus und 2,8 Prozent auf Intensivstation behandelt werden mussten. Unter den 3.118 Versicherten, die "konsistent aktiv" waren, mussten hingegen nur 3,2 Prozent in eine Klinik eingewiesen und nur ein Prozent intensivmedizinisch behandelt werden.
Zu einem tödlichen Ende der Erkrankung kam es bei 2,4 Prozent der konsistent inaktiven Patient*innen und bei 0,4 Prozent der konsistent aktiven. Die Werte der als "teils aktiv" eingestuften Patientengruppe lagen bei allen Ergebnissen zwischen denen der anderen beiden Gruppen. Die Studienergebnisse zeigen, dass körperliche Inaktivität neben dem Alter von über 60 Jahren und einer überstandenen Organtransplantation ein weiterer einflussreicher Risikofaktor für einen tödlichen Ausgang von Covid-19 ist.

Auch wenn diese Beobachtungsstudie nicht den Beweis erbringen kann, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen regelmäßiger Bewegung und einem milderen Verlauf von Covid-19 gibt, liefert sie dennoch weitere Hinweise dafür. Denn bekannt ist ja bereits, erklärt Studienleiter Robert Sallis, dass regelmäßige körperliche Aktivität die Immunfunktion verbessert.

Einfaches Rezept: Dreißig Minuten am Tag

Frühere Studien hätten schon gezeigt, dass Menschen, die regelmäßig aktiv sind, bei Virusinfektionen generell seltener schwer erkranken. Regelmäßiger Sport senke die Entzündungsparameter und fördere die kardiovaskuläre Gesundheit, was den Patienten im Krankheitsfall zugutekäme. Hinzu komme, dass sportliche Menschen seltener an sogenannten kardiometabolischen Erkrankungen wie Diabetes oder Adipositas erkranken, die zwei weitere Risikofaktoren bei einer Covid-19-Erkrankung darstellen.

"Gehen Sie dreißig Minuten am Tag, fünf Tage die Woche in mäßigem Tempo" rät Sallis in einer anderen Mitteilung zur Studie. "Das gibt Ihnen eine enorme Schutzwirkung gegen Covid-19." Ob das Tempo angemessen ist, könne jeder überprüfen, indem er während des Gehens sprechen, aber nicht singen könne. "Ich glaube weiterhin, dass Bewegung Medizin ist, die jeder einnehmen sollte, besonders in dieser Ära von Covid-19", resümiert Sallis in seinen Ausführungen.