DIE WEIL’S HILFT! KOLUMNE MIT BIRGIT EMDE

 

25. Juni 2021 - Im Sommerhalbjahr werden viele Menschen sportlich aktiv, was immer wieder zu leichten Verletzungen führen kann. Dann kommen sie zu mir in die Apotheke. So auch Julia, die Freundin von Herrn Laska aus der letzten Kolumne.

 

Problem erkennen 

Noch in Sportkleidung humpelt Julia in die Apotheke. Bei Laufen ist sie umgeknickt und der Knöchel ist geschwollen und tut weh. Ich kläre kurz mit ihr ab, wie stark die Schmerzen sind und ob ein Arztbesuch nötig ist. Sie entscheidet, den Fuß erst einmal selbst zu behandeln und bittet mich um Rat.

 

Fragen stellen: PECH-Regel

Als Erste Hilfe Maßnahme gebe ich ihr die „PECH-Regel“ weiter. „P“ steht hier für Pause einlegen. In ihrem Fall soll sie ihre sportlichen Aktivitäten unterbrechen und auch so wenig wie möglich laufen. „E“ steht für Eis und in Julias Fall für eine Kälteanwendung am Knöchel, um die Schwellung und Blutergussbildung zu lindern. Hierfür gebe ich ihr zwei Kühlpads mit, die sie dann immer wieder im Gefrierschrank auskühlen lassen kann. „C“ bedeutet Kompression durch einen Verband. Ich gebe ihr eine sogenannte Idealbinde, die ein sehr stabiles Gewebe hat, leicht dehnbar ist und für das Bandagieren von verstauchten Gelenken geeignet ist, um diese zu stabilisieren. Und „H“ steht letztlich für Hochlegen. Für Julia  bedeutet das, den Fuß, wann immer möglich, hochzulegen. Bei länger anhaltenden Schmerzen sollte sie ein Arzt um Rat fragen. 

 

Ganzheitlich beraten mit Arnika

Nach der Akutversorgung mit der PECH-Regel empfehle ich Julia eine Anwendung mit der Heilpflanze Arnika. Diese ist für die Behandlung von sogenannten stumpfen Verletzungen die Heilpflanze der Wahl und wird interessanterweise auch Fallkraut genannt. Man findet sie hoch oben im Gebirge mit ihrer imposanten, stabilen Gestalt. Als natürliches Vorbild für Stabilität und Standhaftigkeit hält sie jeden Sturm aus und nimmt unbeschadet das starke Sonnenlicht des Hochgebirges in sich auf. Ihre leuchtend gelbe Blüte ist symmetrisch angeordnet, dabei aber unordentlich zerzaust. Wurzel, Blätter und Blüten sind gleichermaßen wichtig und heilkräftig. Arnika enthält unter anderem ätherische Öle und Flavonoide und hat als Heilpflanze lange Tradition. Geprägt von starken Licht- und Formkräften unterstützt sie die Heilung von zerstörtem Gewebe und wirkt dadurch abschwellend, durchblutungsfördernd, formgebend, harmonisierend und schmerzstillend. 

 

Welche Arzneimittel kann ich empfehlen?

Ein kurzer Ausflug in die Welt der Arnika macht deutlich, wie beeindruckend und wichtig das Wissen über Heilpflanzen für eine gute Beratung ist. Julia ist begeistert und möchte nun wissen, wie genau sie die Arnika anwenden kann. Und dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Angenehm kühlend sind feuchte Umschläge mit verdünnter Arnika Essenz, die man sehr gut beim Hochlegen des verletzten Knöchels anlegen kann. Für die weitere Behandlung eignen sich Salben und Gele, die Auszüge aus Arnika enthalten. Es gibt sie als sogenannte Monopräparate, die nur Arnika enthalten, aber auch Kombinations-Arzneimittel, die zusätzlich noch Beinwell oder weitere Heilpflanzen enthalten. Aber auch innerlich in potenzierter Form leistet Arnika beispielsweise als Arnika D6 hilfreiche Dienste und unterstützt den Heilungsverlauf nicht nur bei einem verstauchten Knöcheln, sondern bei sämtlichen Verletzungen und nach Operationen. Julia kommt bei diesen Hinweisen auf die Idee, sich endlich mal eine vernünftige Haus- und Reiseapotheke anzulegen. 

 

Muskeln entspannen

Die Behandlung des verstauchten Knöchels ist geklärt. Aber Julia hat als Sportlerin noch eine weitere Frage zum Thema Verspannungen und Muskelkater. Sie möchte wissen, ob ich ihr für ihre Muskulatur auch etwas empfehlen kann. Der klassische Behandlungsweg bei Verspannungen ist die Anwendung von Wärme als Wärmepflaster, das Auflegen einer Bienenwachsauflage oder ein angewärmtes Kirschkernkissen. Einreibungen mit einem Körperöl oder Massegeöl können auch sehr hilfreich sein. Ist die Hals-Nacken Region besonders betroffen, helfen Öl-Auflagen. Innerlich kann Magnesium als Nahrungsergänzungsmittel höher dosiert (300 mg oder 400 mg) eingenommen werden, ist aber auch als Magnesium phosphoricum D6 in Form eines Schüssler Salzes sehr hilfreich bei Muskelverspannungen. 

Julia verlässt zwar immer noch mit verstauchtem Knöchel die Apotheke, weiß sich jetzt aber gut zu helfen.

 

Wer schreibt hier: Aus der Apotheke – die weil’s hilft! Kolumne mit Birgit Emde

Für Birgit Emde ist die Apotheke ein Ort, an dem Integrative Medizin gelebt werden kann. Neben der Behandlung von Beschwerden möchte sie das salutogene Potenzial des Menschen stärken, das heißt die Selbstheilungskräfte unterstützen und damit vorbeugend wirksam sein. Das macht sie, wann immer möglich und gewünscht, wenn eine ärztliche Verordnung (Rezept) eingereicht wird oder Menschen mit Beschwerden oder einer Erkrankung direkt zu ihr kommen. 

Birgit Emde ist Apothekerin für Anthroposophische Pharmazie und arbeitet in einer Apotheke. Außerdem hält sie Vorträge und ist Fachbuchautorin. Ihr aktuelles Buch „Anthroposophische Arzneimittel-Beratungsempfehlungen für die Selbstmedikation“ ist zusammen mit Juliane Riedel in der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft Stuttgart erschienen. Hier finden Sie weitere Veröffentlichungen von Birgit Emde.

Seit März 2021 schreibt Birgit Emde monatlich für weil’s hilft! über ihre Erfahrungen und Fragen in ihrem Apothekenalltag. Sollten auch Sie eine Frage an Birgit Emde haben, melden sie sich gerne unter:
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