20. April 2023 - Ayurveda, Homöopathie, Osteopathie, Zahnprophylaxe – vieles, was wir als sinnvoll oder gar heilsam empfinden, ist nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) zu finden. Was in diesen Katalog hineinkommt, bestimmt in Deutschland der Gemeinsame Bundesausschuss – kurz G-BA. Es sind Leistungen, die dem "allgemein anerkannten Stand der medizinischen Wissenschaft" entsprechen müssen und in aller Regel in die Rubrik "klassische Schulmedizin" fallen – darunter auch bestimmte Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen und Früherkennungsprogramme, also Dinge, die der Vorbeugung von schlimmen Krankheiten dienen sollen.

Für Versicherte ist das Ganze nur schwer zu überblicken. Am einfachsten verhält es sich bei Arzneimitteln: Hier gilt die Faustregel, dass die GKV nur rezeptpflichtige Medikamente erstattet.

Etwas undurchsichtiger wird es bei der Akupunktur. Diese Therapieform aus der traditionellen chinesischen Medizin ist bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule und bei Kniegelenksarthrose seit 2007 Kassenleistung. Bei anderen Diagnosen bleibt die Akupunktur eine individuelle Gesundheitsleistung. IGeL-Leistungen müssen Versicherte selbst bezahlen – es sei denn, die Krankenkasse bietet sie als Zusatzleistung an.

Und hier wird es für Kassenpatienten interessant: Denn gesetzliche Krankenkassen dürfen noch ein bisschen mehr, als in ihrem Pflichtenheft steht. Diese sogenannten Satzungsleistungen werden den Kassen zugestanden, damit sie sich von anderen Mitbewerbern unterscheiden können.

Zusatzleistungen

So erstatten oder bezuschussen einige Kassen komplementärmedizinische Therapieformen, nicht nur weil sie damit Kunden an sich binden können, sondern auch aus Überzeugung. "Wir glauben, dass es wichtig ist, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen", sagt Helge Neuwerk von der BKK VBU. "Darum bezuschussen wir bestimmte naturheilkundliche Maßnahmen, die unseren Versicherten helfen, gesund zu werden oder eben auch zu bleiben."

Wer also auf osteopathische Behandlungen oder andere komplementärmedizinische Heilmethoden schwört, sollte sich unbedingt bei seiner Krankenkasse nach Erstattungsmöglichkeiten erkundigen. Gleiches gilt für Reiseimpfungen oder die Zahnprophylaxe.

Bonusprogramme

Viele Kassen bieten außerdem Bonusprogramme an. Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen oder ein anderes gesundheitsbewusstes Verhalten werden hierbei besonders belohnt. In der Regel kann man sich mit gesammelten Punkten Leistungen "einkaufen", die die GKV normalerweise nicht erstattet. Zum Beispiel die Bezuschussung von homöopathischen Mitteln.

IV-Verträge

Verträge zur integrierten Versorgung, sogenannte IV-Verträge, sind etwas ganz Spezielles. Aber gerade für chronisch Kranke kann das enge Miteinander von Ärzten und Therapeuten aus den verschiedenen Sektoren sehr sinnvoll sein. Die BKK VBU zum Beispiel bietet IV-Verträge für die anthroposophische Medizin und die Homöopathie an. Laut Helge Neuwerk bringt diese Versorgungsform bestimmten Patientengruppen einen "echten Mehrwert".

Gesundheitsbewusste können wählen

Dass die GKV heute mehr für die Gesundheitsförderung tut als noch vor einem Jahrzehnt, geht auf das Präventionsgesetz aus dem Jahr 2015 zurück. Danach sind die Kassen sogar verpflichtet, eine bestimmte Summe für Präventionsleistungen auszugeben, etwa für Ernährungs- oder Bewegungsprogramme in Schulen und Betrieben.

Krankenkassenexperte Helge Neuwerk findet das gut, doch nicht genug. "Wir würden gerne mehr für die Gesundheitserhaltung unserer Versicherten tun, haben aber nur wenig Spielraum", bedauert er mit Blick auf die strengen Auflagen der Aufsichtsbehörde. Dabei sei es gerade unter dem Aspekt der Prävention so wichtig, "über den Tellerrand zu blicken und die Schulmedizin durch Komplementärmedizin zu ergänzen."

Wer das für sich möchte, kommt nicht drum herum, die Satzungsleistungen der einzelnen Krankenkassen miteinander zu vergleichen. Gut möglich, dass sich Gesundheitsbewusste dann für einen Wechsel entscheiden.

Sind dir komplementärmedizinische Therapien wichtig und du willst, dass sie im Leistungskatalog der Krankenkassen verbleiben? Dann unterschreibe hier unser Manifest für eine gesunde Medizin. 

Brauchst du noch Entscheidungshilfe bei der Suche nach einer passenden Krankenkasse? Hier findest du Tipps.

ham