DIE NEUE WEIL’S HILFT! KOLUMNE MIT BIRGIT EMDE

 

21. Mai 2021 – Ich möchte die Beratungsgeschichte von Herrn Laska aus der letzten Kolumne fortsetzen. Heute geht es um das weit verbreitete Thema Bauchschmerzen. Arzneimittel für Magen-Darm-Beschwerden gehören zu den Dauerbrennern in der Apotheke. Hier ist eine ganzheitliche Beratung sehr sinnvoll und geeignet.

 

Problem erkennen 

Ein paar Tage sind vergangen und Herr Laska kommt erneut in die Apotheke und sucht meinen Rat. Er fragt sich, warum er nach den Mahlzeiten häufig mit Völlegefühl, Sodbrennen und Magendrücken zu tun hat. Eigentlich ernährt er sich gut, bewegt sich viel und ist seiner Meinung nach mit 33 Jahren noch zu jung für solche Beschwerden

 

Fragen stellen

Das Thema Bauchbeschwerden ist sehr vielschichtig. Mit richtigen Fragen kann ich einerseits herausfinden, welche Empfehlungen aus der Apotheke möglich sind, andereseits kristallisiert sich vielleicht auch heraus, dass ein Arzbesuch anzuraten ist. Meine erste Frage gilt den Essgewohnheiten. Was isst Herr Laska und wie nimmt er das Essen ein? In Ruhe mit Zeit und im Sitzen, oder in Hektik, als „to go“ Variante?Letzteres ist oft ein wichtiger Grund, warum die Nahrung im Magen liegt und die Verdauung für den Körper schwierig ist. Herr Laska startet den Tag mit einem Müsliriegel und einer Tasse Kaffee, oft auf dem Weg zur Arbeit schnell unterwegs. Für mittags im Büro hat er ein belegtes Brot dabei und abends isst er gemeinsam mit seiner Freundin meist warm und ausgiebig. Er macht regelmäßig Sport, aber beim genauen Nachfragen, konzentriert sich die Bewegung meist aufs Wochenende und unter der Woche kommt sie doch eher zu kurz. Bevor ich in die Beratung einsteige, frage ich noch nach Nahrungsmittelunverträglichkeiten und ob er beruflichen Stress und auch sonst viel um die Ohren hat. 

 

Ganzheitlich beraten

Herr Laska geht davon aus, dass er keine Unverträglichkeiten hat. Das ist für meine Beratung eine gute Voraussetzung und ich erkläre ihm, dass er in seinem Fall mal eine bewusste Auswahl für die Lebensmittel, die er für die nächsten vier Wochen zu sich nimmt, treffen soll. Dann kann er herausfinden, was ihm gut tut und was keine Beschwerden verursacht. Ich empfehle in solchen Fällen gerne mit Haferflocken als Porridge zum Frühstück zu starten. Hafer ist eine Wohltat für den Magen und warm gegessen wirken diese „Kraftflocken“ beruhigend auf die Magenschleimhaut. Auch der Blutzuckerspiegel bleibt sehr konstant über einige Stunden. Porridge lässt sich sehr abwechslungsreich mit Obst und Nüssen kombinieren. Ich bitte Herrn Laska, mir zum Teeregal in unserer Apotheke zu folgen. Denn Arzneitees können für den gereizten Magen kleine „Wunder“ bewirken. Mein Favorit für ihn ist Melissentee in Beuteln, den er sehr einfach tassenweise zubereiten kann. Zitronenmelisse wirkt beruhigend auf den Magen und auf die Nerven. Das ist auch gut gegen seinen Stress. Ich biete ihm auch an, dass wir ihm eine Teemischung gegen Völlegefühl zubereiten können, falls gewünscht. Diese enthält weitere Heilpflanzen wie Kamille, Melisse, Pfefferminze und Fenchel. Sein Völlegefühl nach dem Mittagessen kann er mit einem kleinen Spaziergang in die Pause lindern. Bewegung hilft der Verdauung auf die Sprünge.

 

Welche Arzneimittel kann ich empfehlen?

Jetzt erinnere ich ihn an unser letztes Gespräch zum Thema Heuschnupfen. Da hatte ich ihm die Wirkung der Bitterstoffe erklärt. Man sagt „was bitter im Mund, ist dem Magen gesund“. Er lacht. Das kann er sich gut merken. Über die Anregung der Bitterstoffrezeptoren in unserem Körper werden die Sekretionsprozesse  und die Bewegung (Perestaltik) im Magen-Darm-Bereich angeregt. Die Nahrung kann so leichter und vollständiger verdaut werden. Das führt zu weniger Beschwerden. Völlegefühl, Blähungen, Bauchschmerzen und sogar Sodbrennen können so gut reguliert werden. Bitterstoffe aus Enzian, Wermut , Löwenzahn oder Kalmus gibt es in unterschiedlichen Arzneimitteln. Flüssig als Tropfen, als Globuli oder als Elixier. Herr Laska möchte wissen, ob er sie regelmäßig einnehmen soll. Das befürworte ich für einen gewissen Zeitraum, bis die Beschwerden besser werden. Für die Einnahme morgens und abends entscheidet er sich für Tropfen. Bei akuten Beschwerden unterwegs möchte er auf Globuli zurückgreifen. Das ist praktischer für die Einnahme unterwegs, bestärke ich ihn

 

Äußere Anwendungen sind mehr als eine Wärmflasche

Zum Abschluss weise ich ihn noch auf die heilende Wirkung der Wärme hin. Ja, er weiß schon, sagt er. Seine Freundin macht ihm auch immer eine Wärmflasche, die ihm gut tut. Ich empfehle ihm für den Bauch eine äußere Anwendung mit Bienenwachsauflagen. Das Bienenwachs unterstützt die körpereigene Wärme und in Verbindung mit dem ätherischen Öl der Kamille wirkt diese warme Auflage entkrampfend und beruhigend. Die hauchdünne „Wachsfolie“ wird dafür vorsichtig mit einem Fön angewärmt, auf dem Unterbauch plaziert und mit einem Wollfließ abgedeckt. Dann mit der Kleidung abdecken und ein warmes Kirschkernkissen (oder ähnliches) drauflegen. So kann die Auflage die ganze Nacht wirken, auch wenn das wärmende Kissen im Schlaf wegrutscht. Natürlich kann man solch eine Auflage auch mit Kamillentee zubereiten. Ist etwas aufwendiger, aber die Mühe wert.

Herr Laska ist begeistert, was man alles mit den bekannten Heilpflanzen machen kann und möchte das nächste Mal seine Freundin mitbringen. Die macht nämlich sehr viel Sport und hat mit der ein oder anderen Verletzung zu kämpfen. 

 

Wer schreibt hier: Aus der Apotheke – die weil’s hilft! Kolumne mit Birgit Emde

Für Birgit Emde ist die Apotheke ein Ort, an dem Integrative Medizin gelebt werden kann. Neben der Behandlung von Beschwerden möchte sie das salutogene Potenzial des Menschen stärken, das heißt die Selbstheilungskräfte unterstützen und damit vorbeugend wirksam sein. Das macht sie, wann immer möglich und gewünscht, wenn eine ärztliche Verordnung (Rezept) eingereicht wird oder Menschen mit Beschwerden oder einer Erkrankung direkt zu ihr kommen. 

Birgit Emde ist Apothekerin für Anthroposophische Pharmazie und arbeitet in einer Apotheke. Außerdem hält sie Vorträge und ist Fachbuchautorin. Ihr aktuelles Buch „Anthroposophische Arzneimittel-Beratungsempfehlungen für die Selbstmedikation“ ist zusammen mit Juliane Riedel in der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft Stuttgart erschienen. Hier finden Sie weitere Veröffentlichungen von Birgit Emde.

Seit März 2021 schreibt Birgit Emde monatlich für weil’s hilft! über ihre Erfahrungen und Fragen in ihrem Apothekenalltag. Sollten auch Sie eine Frage an Birgit Emde haben, melden sie sich gerne unter:
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