AUS DER APOTHEKE – 
DIE NEUE WEIL’S HILFT! KOLUMNE MIT BIRGIT EMDE

 

08. April 2021 - Auch wenn der April uns mit seinen wechselnden Wetterkapriolen fest im Griff hat – die Pollen fliegen. Sobald die Sonne scheint oder ein trockener Wind weht, suchen die Menschen in der Apotheke nach Rat zum Thema Allergie und Heuschnupfen. 

 

Problem erkennen 

Aktuell möchte ich von einem jungen Mann berichten, ich nenne ihn Herrn Laska, der erstmalig in seinem Leben mit juckenden Augen und laufender Nase zu tun hat und bei mir Rat sucht. Das erste Mal allergische Symptome zu spüren ist für viele meiner Kunden irritierend. Sie fragen mich, warum so etwas jetzt plötzlich auftritt? Sie möchten wissen, ob das jetzt in jedem Jahr so weitergeht und wie man wissen kann, gegen welche Pollen man allergisch ist. Auch Herr Laska ist frustriert und unsicher, wie es diesen Sommer nun weitergeht. 

 

Fragen stellen

Erst einmal kläre ich ab, ob er nicht vielleicht eine Erkältung hat. Denn auch bei einem grippalen Infekt läuft die Nase und die Augen können tränen und sich unangenehm anfühlen. Da sich seine Symptome schon länger hinziehen und auch sonst weder Husten, Fieber oder Halsschmerzen vorliegen, schließe ich eine Erkältung aus. Ich gebe ihm einen Pollenflugkalender in die Hand und erkläre ihm welche Bäume und Gräser hier aufgelistet sind. Es ist ein Streifzug durch die Botanik. Herr Laska wusste nicht, dass es Frühblüher gibt und dass es deshalb schon im Januar zu den ersten allergischen Reaktionen kommen kann. Jetzt kann er sich auch erklären, warum ihm die Augen schon länger jucken. Es ist wichtig zu wissen, gegen welche Pollen man allergisch reagiert und wann im Jahr. Das spielt für die Behandlung eine wichtige Rolle. Bevor ich tiefer in die Beratung einsteige, frage ich noch nach, ob er auch mit der Atmung Probleme hat. Letzteres verneint er. Bei Beschwerden mit der Lunge schicke ich meine Kunden immer zum Arzt.

 

Ganzheitlich beraten

Ich kläre Herrn Laska kurz auf, dass es für die Behandlung der Pollenallergie mehrere Stufen gibt. Dazu gehören Antihistaminika zur innerlichen Anwendung und auch Augentropfen und Nasensprays mit dieser Wirkstoffgruppe stehen zur Verfügung. Sie wirken sehr schnell gegen die Symptome und können ausgesprochen hilfreich sein. Herr Laska ist froh zu hören, dass es solche Allergie-Tabletten gibt. Aber er interessiert sich augenblicklich für eine nachhaltigere Variante. Er möchte seinen Körper stärken, so dass dieser mit der Allergie besser zurecht kommt.

Dafür bietet die integrative Medizin verschiedene Möglichkeiten an. Ich empfehle ihm zur innerlichen Anwendung regelmäßig ein Arzneimittel mit Eichenrinde (lateinisch: Quercus) einzunehmen. Extrakte der Eichenrinde helfen dem Körper, sich an den Schleimhautgrenzen (dazu gehören auch Auge und Nase) besser abgrenzen zu können und das allergische Geschehen leichter zu meistern. Und hier kommt der Pollenflugkalender ins Spiel. Im nächsten Jahr ist es wichtig, dass er 3-4 Wochen vor dem Beginn „seines“ Allergiezeitraumes mit der Einnahme vorbeugend beginnt.

Was kann er jetzt akut gegen das Augenjucken und die laufende Nase tun?

Hier stehen uns Nasenspray und Augentropfen mit Auszügen aus Zitrone und Quitte zur Verfügung. Die Zitrone vereint zwei Prinzipien in ihrer Frucht. In Saftschläuchen speichert sie den sauren Saft und mit ihrer wachsartigen Schale kann sie diese Flüssigkeit über lange Zeit in der Frucht halten. Sie wirkt begrenzend, zusammenziehend und stabilisierend. Da wo in der Allergie Tränen fließen, Augen jucken und die Nase läuft kann sie mit ihrem begrenzenden und strukturierenden Vorbild eine große Hilfe sein. Eine andere Heilpflanze für gereizte Augen, auch im allergischen Zusammenhang, ist Augentrost (lateinisch: Euphrasia). Ich rate Herrn Laska zu folgender Akutanwendung: Augentropfen und Nasenspray mit Zitrone und Quitte 3 mal täglich anwenden. Augentropfen mit Augentrost sollte er immer dabei haben, denn sie helfen bei Bedarf sehr gut lindernd. Für die Allergiesaison im kommenden Jahr soll er Augentropfen und Nasenspray mit Zitrone und Quitte einmal morgens vorbeugend 3-4 Wochen vor dem Pollenflug anwenden. Die Schleimhäute werden dadurch gestärkt.

Was zusätzlich hilft

Haare vor dem Schlafengehen waschen, damit die Pollen nicht auf dem Kissen sind, die getragene Kleidung nicht ins Schlafzimmer legen, Wäsche nicht draussen bei Pollenflug trocknen und Fenster nachts geschlossen halten. Ausserdem das Immunsystem durch ausreichenden Schlaf unterstützen und den Darm dabei nicht vergessen. Den Darm? Herr Laska ist erstaunt. Ja, der Darm und das Immunsystem sind eng verbunden. Im Winter empfehle ich ihm eine Darmkur mit Bitterstoffen zu machen. Arzneimittel mit gelbem Enzian (Geniana), Wermut (Artemisia) und Löwenzahn (Taraxacum) gibt es in flüssiger Form oder auch als Globuli. Bitterstoffe stärken den Darm und damit das Immunsystem. Herrn Laska gefällt die Idee mit den Bitterstoffen. Und er vertraut mir an, dass sein Magen und oft auch Darm nicht ganz in Ordung sind. Und schon sind wir im nächsten Beratungsthema. Fortsetzung folgt.

 

Wer schreibt hier: Aus der Apotheke – die weil’s hilft! Kolumne mit Birgit Emde

 Für Birgit Emde ist die Apotheke ein Ort, an dem Integrative Medizin gelebt werden kann. Neben der Behandlung von Beschwerden möchte sie das salutogene Potenzial des Menschen stärken, das heißt die Selbstheilungskräfte unterstützen und damit vorbeugend wirksam sein. Das macht sie, wann immer möglich und gewünscht, wenn eine ärztliche Verordnung (Rezept) eingereicht wird oder Menschen mit Beschwerden oder einer Erkrankung direkt zu ihr kommen. 

Birgit Emde ist Apothekerin für Anthroposophische Pharmazie und arbeitet in einer Apotheke. Außerdem hält sie Vorträge und ist Fachbuchautorin. Ihr aktuelles Buch „Anthroposophische Arzneimittel-Beratungsempfehlungen für die Selbstmedikation“ ist zusammen mit Juliane Riedel in der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft Stuttgart erschienen. Hier finden Sie weitere Veröffentlichungen von Birgit Emde.

Seit März 2021 schreibt Birgit Emde monatlich für weil’s hilft! über ihre Erfahrungen und Fragen in ihrem Apothekenalltag. Sollten auch Sie eine Frage an Birgit Emde haben, melden sie sich gerne unter:
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