8. Februar 2021 - Forschende haben ein Szenario untersucht, wonach der Klimawandel in den letzten einhundert Jahren Regionen in Südchina so verändert hat, dass sie zum Hotspot für Coronaviren geworden sind. Maßgeblich spielen Fledermäuse und Gürteltiere dabei eine Rolle, wie aus einer Mitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) hervorgeht. Wissenschaftler*innen der Universität Cambridge, des PIK und der Universität Hawai'i-Manoa waren an der Untersuchung, die aktuell in der Zeitschrift "Science of the Total Environment" veröffentlicht wurde, beteiligt.

Die Studie beschreibt große klimawandelbedingte Veränderungen der natürlichen Vegetation in der südchinesischen Yunnan Provinz und benachbarten Gebieten in Myanmar und Laos im letzten Jahrhundert. Demnach bildete sich das vorherrschende tropische Buschland immer mehr zurück und es entstand allmählich immer mehr tropische Savanne und Laubwald. Dieser Prozess begünstigte die Ausbreitung zahlreicher neuer Fledermausarten, durch die wiederum rund 100 neue Arten von Coronaviren in die Region kamen. Genetische Daten legen nahe, dass Sars-CoV-2 in genau dieser Region erstmals in Fledermäusen aufgetreten ist.

Im Zuge der Studie rekonstruierten die Forscher mittels klimatischer Daten die weltweite natürliche Vegetation am Beginn des letzten Jahrhunderts. Auf Grundlage dieser Daten ermittelten sie die damalige globale Verteilung von Fledermausarten. Ein Vergleich mit der heutigen Verteilung zeigt, wo sich die Anzahl der verschiedenen Fledermausarten weltweit deutlich verändert hat.

Verschiebung von Lebensräumen durch Klimawandel


"Durch den Klimawandel haben sich die Lebensräume von Fledermäusen verschoben. Die Tiere breiteten sich in neue Gebiete aus und brachten ihre Viren mit. Das veränderte nicht nur, wo die Viren vorkommen, sondern ermöglichte auch neue Interaktionen mit anderen Tieren, durch die schädliche Erreger übertragen wurden oder sich weiterentwickelten", erklärt Dr. Robert Beyer, der seit kurzem im PIK tätig ist und zuvor an der Universität Cambridge geforscht hat. Camilo Mora, Professor an der Universität Hawai'i-Manoa und Initiator der Studie, fügt hinzu: "Wir wissen, dass der Klimawandel die Übertragung von Viren in Wildtieren auf den Menschen beschleunigt. Das sollte uns dringend dazu veranlassen, Maßnahmen zur Reduktion von Emissionen zu verbessern".

In der südchinesischen Provinz Yunnan sind auch Schuppentiere heimisch, die wahrscheinlich die Zwischenwirte für Sars-CoV-2 sind. Experten gehen heute davon aus, dass das Virus von Fledermäusen auf diese Tiere übergesprungen ist. Die infizierten Tiere wurden 2019 auf einem Wildtiermarkt in Wuhan angeboten, wo sich erstmals auch Menschen mit Sars-CoV-2 infizierten und die Pandemie begann.

Weltweit tragen Fledermäuse schätzungsweise über 3.000 verschiedene Coronaviren in sich. Die meisten davon können nicht ohne weiteres auf Menschen überspringen. Einige wie Sars-CoV-2 Sars-CoV-1 und MERS, die ebenfalls große Epidemien verursachten, schon.