Wir haben Fragen und Antworten gesammelt – Wissenswertes und Überraschendes zur Naturmedizin, die im Alltag vieler Menschen eine wichtige Rolle spielt. Viel Spaß beim Erkunden! 

»Kraut oder Keule, Herr Doktor?«

Vegetarier könnten diese Frage klar entscheiden – aber in der Medizin geht es heutzutage längst nicht mehr um ein Entweder-Oder, sondern um ein Miteinander von pflanzlichen und synthetischen Medikamenten. Eben Kraut und Keule. Etwa 75 Prozent der Deutschen wollen solch eine Kombination von schulmedizinischen und ergänzenden Verfahren aus der Naturmedizin, eine Integrative Medizin!

Denn Studien und die Erfahrungen von Patientinnen und Patienten zeigen: Oft können Mittel aus der Naturmedizin den Einsatz von chemischen Medikamenten reduzieren, teilweise auch ersetzen.  Oder aber Nebenwirkungen deutlich verringern.

Patient*innen wollen daher frei entscheiden können, wie sie behandelt werden - über 80 Prozent möchten bei der Wahl ihrer Therapie und der Arzneimittel mitbestimmen können und 66 Prozent würden gerne in der Apotheke frei zwischen Medikamenten aus der Schulmedizin oder Naturmedizin wählen können.

Naturmedizin ist dabei keine Alternative zur herkömmlichen Medizin, sondern eine sinnvolle Ergänzung und Bereicherung!

Und damit Ärzt*innen und Patient*innen in Zukunft noch besser wissen, wann Kraut, Keule oder beides angezeigt ist, sollte es endlich öffentliche Forschungsgelder auch für die Naturmedizin geben!

Zahlen: Studie von Kantar TNS, Juli 2018 https://www.carstens-stiftung.de/artikel/aktuelle-studie-deutsche-wuenschen-sich-ein-miteinander-von-schulmedizin-und-ergaenzenden-therapien.html

»Naturmedizin und Schulmedizin: Team oder Gegner?«

Naturmedizin und Schulmedizin schließen sich nicht gegenseitig aus – davon sind wir überzeugt! Vielmehr liegt uns der Teamgedanke am Herzen. Und etwa 75 Prozent der Deutschen ebenfalls! Die wollen nämlich ein Miteinander von Schulmedizin und ergänzenden Therapien aus der Naturmedizin, wie beispielsweise Naturheilkunde, Anthroposophische Medizin, Akupunktur oder Homöopathie.

Es gibt inzwischen viele Forschungsergebnisse, die den Wert von naturmedizinischen Behandlungen nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin beweisen: nicht als Alternative zur Schulmedizin, sondern eben integriert in ein ganzheitlich orientiertes Behandlungskonzept.

Auch im medizinischen Alltag ist die Integrative Medizin längst angekommen. Fast 60.000 der etwa 120.000 in Deutschland niedergelassenen Ärzte, also die Hälfte, wenden in ihren Praxen zusätzlich naturmedizinische Verfahren an.

Eine solche Integrative Medizin ist die Medizin der Zukunft, denn sie vereint aufs Beste schulmedizinisches Wissen und eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten.

Und damit in Zukunft das Team Integrative Medizin noch besser zusammenarbeiten kann, sollte Naturmedizin verbindlich in die Ausbildungsordnungen aller Gesundheits- und Heilberufe aufgenommen werden!

Zahlen: Studie von Kantar TNS, Juli 2018 https://www.carstens-stiftung.de/artikel/aktuelle-studie-deutsche-wuenschen-sich-ein-miteinander-von-schulmedizin-und-ergaenzenden-therapien.html // Ärztestatistik 2017, Bundesärztekammer

»Ist Naturmedizin nur Hippiekram?«

Sicher, Naturmedizin hat auch viel mit Pflanzen und Kräutern zu tun, Flower Power eben – aber das ist längst nicht alles! Wir verstehen unter Naturmedizin Therapien und Verfahren, die die Gesundheit des Menschen nachhaltig und langfristig verbessern, statt nur rasche Symptombekämpfung zu betreiben, also Verfahren, die den Menschen ganzheitlich betrachten und seine Selbstheilungskräfte stärken – unter anderem weil Patient*innen aktiv werden und lernen, wie sie ihre Gesundung selber unterstützen können.

Konkret zählen wir zur Naturmedizin die klassischen europäischen Naturheilverfahren (Phytotherapie, Physikalische Therapien, Bewegungstherapie, Ernährungstherapie, Ordnungstherapie), die Homöopathie, die Anthroposophische Medizin und andere bewährte traditionelle Medizinsysteme, wie die Chinesische Medizin (TCM) oder Ayurveda. Einige erprobte Therapien aus der Naturmedizin haben es mittlerweile auch in die medizinischen Standardtherapien geschafft, beispielsweise steht Johanniskraut als Kann-Empfehlung in den Leitlinien zur Behandlung von Depressionen. Damit viele andere bewährte Verfahren Teil der Leitlinien und damit bei Ärzten bekannt werden, benötigen wir dringend wissenschaftliche Studien, die auch von öffentlicher Hand finanziert werden müssen

Das ist umso dringlicher, weil immer mehr Patient*innen nach zusätzlichen Behandlungsmöglichkeiten fragen und ein stärker verzahntes Miteinander von Naturmedizin und Schulmedizin fordern. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage1 würden es vier von fünf Deutschen begrüßen, wenn sie über die gesetzliche Krankenkasse Anspruch auf Leistungen aus der Integrativen Medizin hätten!

Aber vielleicht sind dies einfach alles unverbesserliche Hippies?

[1] Repräsentative Forsa-Befragung vom November 2018 im Auftrag des DZVhÄ (2.000 Befragte)

»Springt man mit Naturmedizin ins eiskalte Wasser?«

Nein, ganz und gar nicht. Von Springen kann beim Kneippen keine Rede sein, und eiskalt muss das Wasser auch nicht unbedingt sein, sondern ca. 12 bis 18 °C. Die Verwendung von Wasser zu Heilzwecken gehört nachweislich zu den ältesten Formen der Heilkunde und wurde bei uns vor allem durch Sebastian Kneipp bekannt. Kneipps Wasseranwendungen, insbesondere das Wassertreten, sind die wohl bekannteste Komponente seiner Naturheilverfahren; genaugenommen aber auch nur ein Teilbereich.

Heute verstehen wir unter Hydrotherapie die kalten und warmen Wasseranwendungen nach Kneipp. Die Hydrotherapie ist eine Reiztherapie und wird zur Stärkung des Immunsystems und bei verschiedenen akuten und chronischen Erkrankungen angewendet. Bekannte Anwendungen sind Wassertreten, Armbäder, Güsse, Waschungen, Bäder, Dämpfe, Auflagen und Wickel. Es gibt heute rund 120 verschiedene Wasseranwendungen. Mehr Informationen unter www.kneippvisite.de/anwendungen.  

Besonders im Bereich der Kneippschen Wasseranwendungen gibt es zahlreiche wissenschaftliche Belege. So konnte beispielsweise in einer Studie der Nachweis erbracht werden, dass sich bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen und leichter bis mittelgradiger Hypertonie (Bluthochdruck) durch regelmäßige hydrotherapeutische Anwendungen nach Kneipp der Blutdruck senken lässt.[1] Auch wurde eine vielversprechende Studie (Uhlemann et. al. 2003) zum Einfluss serieller Kaltwasserreize (Kneippscher Oberguss) auf die Lungenfunktion, die Immunabwehr und die Befindlichkeit von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis (COPD) durchgeführt.[2]

 

Eine Studienübersicht finden Sie hier.

[1] E.-M. Jacob, E. Volger. Blutdrucksenkung durch Hydrotherapie: Eine randomisierte, kontrollierte Studie bei leichter bis mittelschwerer Hypertonie. Phys Med Rehab Kuror 2009; 19: 162 – 168.

[2] C. Uhlemann, K. Goedsche, C. Kroegel. Prospektive, kontrollierte klinische Studie zum Einfluss serieller Kaltwasserreize (Kneippscher Oberguss) auf die Lungenfunktion, die Immunabwehr und die Befindlichkeit von Patienten mitchronisch obstruktiver Bronchitis (COPD). Institut für Physiotherapie der FSU Jena, Klinik für Innere Medizin der FSU Jena 2003.

»Migräne wegtanzen?«

Klingt erstmal eigenartig, klar. Fakt ist aber, dass gerade chronische Schmerz-Erkrankungen wie Migräne effektiv mit Bewegungstherapien behandelt werden können. Gutes Beispiel: die Heileurythmie.

Bei diesem Therapieverfahren werden sprachliche Laute mit Gesten und Schrittfolgen kombiniert. Die gezielten Bewegungsübungen helfen dem Menschen, wieder zu einer gesunden Balance zwischen körperlichen, seelischen und geistigen Kräften zu finden.

So kann die Heileurythmie Migräne-Patient*innen dabei unterstützen, einen gesunden Rhythmus zwischen Tag und Nacht bzw. Anspannung und Entspannung zu finden und Achtsamkeit sich selbst gegenüber zu entwickeln. Studien haben gezeigt, dass diese gezielten Übungen dazu beitragen, dass Patienten wieder Zugang zu ihren eigenen Ressourcen finden. Aber natürlich ist die Heileurythmie kein Allheilmittel – sie wird in der Regel ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt.

In der international angelegten AMOS-Studie (Anthroposophic Medicine Outcomes Study) wurde auch die Heileurythmie wissenschaftlich untersucht: Mehr als 400 Patienten aus 94 anthroposophischen Arztpraxen in Deutschland erhielten wegen verschiedener chronischer Erkrankungen Heileurythmie. Nach den Ergebnissen dieser Studie verbesserten sich die Krankheitsbeschwerden sowie die Lebensqualität der Patienten. [1]

 

Mehr zur Heileurythmie und weitere Anwendungsfelder finden Sie in folgendem Filmbeitrag.

Studie: [1] Hamre H J, Witt C M, Glockmann A, Ziegler R, Willich S N, Kiene H: Eurythmy therapy in chronic disease: a four-year prospective cohort study. In: BMC Public Health. 2007; 7: 61. Published online 2007 Apr 23. doi: 10.1186/1471-2458-7-61

»Sind Globuli nur teurer Zucker?«

Nein, denn die Zuckerkügelchen sind lediglich das Mittel, mit dem der Wirkstoff transportiert wird. Die Wirkstoffe, die zu ca. 80 Prozent pflanzliche Substanzen und zu 15 Prozent mineralischen und zu 5 Prozent tierischen Ursprungs sind, werden in der jeweiligen Potenz auf die Globuli gesprüht. Und obwohl sich teilweise kein Molekül der Ursprungssubstanz mehr in homöopathischen Arzneimitteln nachweisen lässt, können diese mitunter Beachtliches leisten.

Das Wirkprinzip der potenzierten (= stufenweise verdünnten und verschüttelten) Medikamente ist zwar bislang nicht vollständig geklärt. Aber nicht nur die positiven Erfahrungen von Millionen Patienten auf der ganzen Welt sprechen für die Homöopathie. Auch zahlreiche klinische Studien belegen die Kraft der kleinen Kügelchen.

Die Homöopathie ist eines der beliebtesten naturmedizinischen Verfahren überhaupt. Klinische Studien unter Alltagsbedingungen zeigen für verschiedene Erkrankungen relativ einheitlich: Menschen, die sich homöopathisch behandeln lassen, erleben relevante Verbesserungen ihres Gesundheitszustandes. Die Effekte sind denen der Schulmedizin vergleichbar, gehen allerdings mit weniger Nebenwirkungen einher. [1] Untersuchungen mit Placebokontrolle [2] sowie Laborexperimente aus der Grundlagenforschung [3] sprechen für eine spezifisch arzneiliche Wirkung von Globuli - die also nachweisbar mehr sind als Zucker.

Teuer sind homöopathische Arzneimittel im Übrigen eher nicht: Gesundheitsökonomische Untersuchungen fanden mehrheitlich heraus, dass Homöopathie häufig ähnlich gut wirkt wie Schulmedizin und dabei Kosten spart. [4] Anwender schätzen insbesondere die gute Verträglichkeit und Sicherheit im Vergleich zu synthetischen Medikamenten. [5] Kritik erfährt die Homöopathie oft von Menschen, die es nicht für möglich halten, dass solch kleine Dosen derart große Wirkungen hervorbringen können. Diese Sichtweise ignoriert nicht nur vorliegenden Studien, sondern auch, dass  klinische Praxis und subjektive Bewertung der Patient*innen ebenfalls zur wissenschaftlichen Betrachtung gehören.

Wissenswertes über Homöopathie, u.a. über die individuelle Mittelwahl, verschiedene Potenzen und Darreichungsformen finden Sie kurz & knapp hier.
Weitere Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie auf der Seite des Homeopathy Research Institutes

[1] Teut, M.: Versorgungsforschung zur Homöopathie. In: WissHom [Hrsg.]: Der aktuelle Stand der Forschung zur Homöopathie. Köthen: WissHom, 2016. 

[2] Robert T Mathie, Suzanne M Lloyd, Lynn A Legg, Jürgen Clausen, Sian Moss, Jonathan RT Davidson and Ian Ford: Randomised placebo-controlled trials of individualised homeopathic treatment: systematic review and meta-analysis. Systematic Reviews20143:142. 

[3] Baumgartner, S.: Stand der Grundlagenforschung in der Homöopathie. In: WissHom [Hrsg.]: Der aktuelle Stand der Forschung zur Homöopathie. Köthen: WissHom, 2016. 

[4] https://www.naturundmedizin.de/homoeopathie-und-die-gesetzliche-krankenversicherung.html

[5] https://www.carstens-stiftung.de/artikel/gefahr-durch-globuli.html

»Gibt es den Sonnengruß auf Rezept?«

Nein, leider nicht. Denn viele Krankenkassen bezahlen zwar in begrenztem Umfang im Rahmen von Präventionsprogrammen Yoga-Kurse für Menschen, die sich fit halten wollen. Nachweislich stärkt regelmäßige Yoga-Praxis den Bewegungsapparat und hilft beim Stressabbau. Nicht erstattet hingegen wird die gezielte therapeutische Anwendung. Ärzte können also kein Yoga auf Kassenkosten verschreiben. Die Ergebnisse zahlreicher klinischer Studien deuten aber darauf hin, dass genau das bei bestimmten Erkrankungen sinnvoll sein könnte.

Zur therapeutischen Wirksamkeit von Yoga liegt mittlerweile eine Fülle von Studien vor. Einige Beispiele: Bei Schmerzen im unteren Rückenbereich erwies sich Yoga in zahlreichen klinischen Studien als effektiv. [1] [2] Krebspatientinnen können laut einer Übersichtsarbeit deutlich profitieren, wenn sie begleitend zu sonstigen Therapien Yoga praktizieren. [3] Auch bei Krankheiten wie Asthma scheint Yoga positive Effekte zu haben. [4]

Den Sonnengruß gibt es also nicht auf Rezept, obwohl er manchmal deutlich hilfreicher wäre als Medikamente oder gar orthopädische Operationen.

 

[1] L. Susan Wieland, Nicole Skoetz, Karen Pilkington, Ramaprabhu Vempati, Christopher R D'Adamo, Brian M Berman: Yoga treatment for chronic non‐specific low back pain: Cochrane Systematic Review - Intervention Version published: 12 January 2017. Cochrane Database of Systematic Reviews: 

[2] H Cramer, R Lauche, H Haller, and G Dobos: A systematic review and meta-analysis of yoga for low back pain. Database of Abstracts of Reviews of Effects (DARE): Quality-assessed Reviews [Internet]. Review published: 2013. 

[3] Holger Cramer, Romy Lauche, Petra Klose, Silke Lange, Jost Langhorst, Gustav J Dobos: Yoga for improving health‐related quality of life, mental health and cancer‐related symptoms in women diagnosed with breast cancer: Cochrane Systematic Review - Intervention Version published: 03 January 2017. Cochrane Database of Systematic Reviews: 

[4] Zu‐Yao Yang, Hui‐Bin Zhong, Chen Mao, Jin‐Qiu Yuan, Ya‐Fang Huang, Xin‐Yin Wu, Yuan‐Mei Gao, Jin‐Ling Tang: Yoga for asthma: Cochrane Systematic Review - Intervention Version published: 27 April 2016. Cochrane Database of Systematic Reviews: 

»Mistel - nur ein Kuss und Schluss?«

Nein, auf keinen Fall! Denn die Mistel ist nicht nur ein Glücksbringer beim Kuss zu Weihnachten, sie kann erwiesenermaßen noch viel mehr. Schon lange ist die Heilkraft dieser ganz besonderen Pflanze bekannt. Heute wird ihr Potenzial vor allem bei Krebs genutzt, so dass sie inzwischen das am häufigsten eingesetzte und am besten erforschte Arzneimittel in der Integrativen Krebstherapie ist. [*]

Die Wirksamkeit der anthroposophischen Misteltherapie als sinnvolle Ergänzung zu onkologischen Standardtherapien ist mittlerweile in zahlreichen Studien belegt. Die Mistel aktiviert die Immunzellen und regt das Immun- oder Abwehrsystem an. Zudem kann die Mistel in Tumorzellen die so genannte Apoptose, das heißt den Prozess des natürlichen Zelltodes, anregen und das Wachstum des Tumors dadurch hemmen. [1]

Mit Mistel behandelte Krebspatient*innen verspüren eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität: Sie fühlen sich insgesamt wohler und leistungsfähiger, haben mehr Appetit, schlafen erholsamer und sind weniger infektanfällig. Auch wirkt die Misteltherapie stimmungsaufhellend, kann tumorbedingte Schmerzen lindern und das Fatigue-Syndrom (Müdigkeit) verbessern.

Einige Studien geben zudem Hinweise auf eine Verlängerung der Überlebenszeit von Menschen mit Tumorerkrankungen, etwa bei metastasiertem Pankreaskarzinom [2] oder Lungenkrebs im Endstadium [3]. Trotzdem heißt es immer wieder, die Wirksamkeit der Misteltherapie sei wissenschaftlich nicht erwiesen. Fakt ist jedoch: Die Misteltherapie ist mit über 100 klinischen Studien unterschiedlicher Qualität und mehreren hundert präklinischen Laborstudien eines der am intensivsten wissenschaftlich erforschten Verfahren der Naturmedizin.

 

[*] Alle Informationen über die Misteltherapie und die aktuelle Studienlage finden Sie unter www.misteltherapie.de

[1] Neben dem Einsatz der ganzen Pflanze, wie er in der Anthroposophischen Misteltherapie praktiziert wird, werden auch Einzelbestandteile der Mistel, die sog. Mistel-Lektine therapeutisch eingesetzt. Forschungsergebnisse weisen daraufhin, das es auch unter Mistel-Lektinen zu einer Verbesserung der Lebensqualität kommen kann. Weitere und breiter angelegte Studien dazu stehen noch aus.

[2] Tröger W, Galun D, Reif M, Schumann A, Stanković N, Milićević M: Viscum album [L.] extract therapy in patients with locally advanced or metastatic pancreatic cancer: A randomised clinical trial on overall survival. Eur J Cancer. 2013 Dec;49(18):3788-97. doi: 10.1016/j.ejca.2013.06.043. Epub 2013 Jul 24. 

[3] Schad F, Thronicke A, Steele ML, Merkle A, Matthes B, Grah C, Matthes H.: Overall survival of stage IV non-small cell lung cancer patients treated with Viscum album L. in addition to chemotherapy, a real-world observational multicenter analysis. PLoS One. 2018; 13(8): e0203058. Published online 2018 Aug 27. doi: 10.1371/journal.pone.0203058. 

»Saugen Blutegel nur das Geld aus den Taschen?«

Nein, denn Blutegel können zwar eine ganze Menge, auf das Saugen von Geld verstehen sie sich aber nicht. Studien haben stattdessen erwiesen, dass der Einsatz von Blutegeln bei Kniegelenksarthrosen das mit Abstand beste Verfahren zur Schmerzlinderung ist [1,2] – besser als jedes Medikament oder zum Beispiel chirurgische Eingriffe. [3] Entsprechend sind Blutegel heute apothekenpflichtige Arzneimittel.

Der Einsatz von Blutegeln ist eine der ältesten Therapien der Welt. In den vergangenen Jahrhunderten sind sie aber in Misskredit geraten, weil sie inflationär, unhygienisch und unsachgemäß eingesetzt wurden.

In der Naturheilkunde wie auch in anderen traditionellen Heilverfahren gehören Blutegel seit jeher zu den „ausleitenden Verfahren“, die moderne Medizin entdeckt ihre erstaunlichen Qualitäten gerade wieder. Wenn ein Blutegel zubeißt, werden aus seinem Speichel mindestens 30 Teilsubstanzen aktiv, davon sind jedoch nur acht in Struktur und Wirkung aufgeklärt. [4] Dazu zählt das Hirudin, ein Protein, das den anfänglichen Blutfluss beim Saugen erst ermöglicht. Ein zweites Protein, das Calin, sorgt dafür, dass die Wunde bis zu zwölf Stunden nachbluten kann – eine natürliche Art der Desinfektion, die vermutlich das Überleben des „Opfers“ als langfristigem Wirt sichern soll.

Chronifizierte Schmerzsyndrome durch degenerative Arthrosen gehen mit entzündlichen Reaktionen, aber auch Veränderungen der Haltestruktur des Gelenks, des Sehnen-Muskel-Band-Apparats sowie des lokalen Bindegewebes einher. Die Inhaltsstoffe des Speichels des Blutegels beeinflussen diese Strukturen auf vielfache Weise, unter anderem sind sie entzündungshemmend und durchblutungsfördernd. Bei Kniearthrose führt eine ein- bis zweimalige Behandlung zu einer 60prozentigen Schmerzreduktion. Auch bei einer Rhizarthrose (Verschleiß des Daumensattelgelenks) sind Blutegel wirksam. Für andere Gelenkschmerzen sind die Ergebnisse weniger eindeutig.

Die Wirkung dauert bis zu sechs Monaten an. Dann kann die Behandlung wiederholt werden.

Kontraindikationen sind Therapien, die das Immunsystem unterdrücken, ein auf andere Weise geschwächtes Immunsystem oder die Einnahme gerinnungshemmender Medikamente.

[1] Michalsen A, Moebus S, Spahn G, Esch T, Langhorst J, Dobos GJ: Leech therapy for symptomatic treatment of knee osteoarthritis: results and implications of a pilot study. Altern Ther Health Med. 2002 Sep-Oct;8(5):84-8.

[2] Michalsen A, Klotz S, Lüdtke R, Moebus S, Spahn G, Dobos GJ.Effectiveness of leech therapy in osteoarthritis of the knee: a randomized, controlled trial. Ann Intern Med. 2003 Nov 4;139(9):724-30.

[3] Thorlund JB et al: Arthroscopic surgery for degenerative knee: systematic review and meta-analysis of benefits and harms

BMJ 2015; 350 doi: (Published 16 June 2015) Cite this as: BMJ 2015;350:h2747

[4] Baskova IP et al: Arterial antithrombotic effect of piyavit, the novel pharmacological preparation from the medicinal leech, and of its components, prostanoids and enzyme destabilase. Thromb Res. 1995;77: 483 – 492.

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