Menschen tragen eine Fülle von Ressourcen für ihre Gesundheit in sich. Äußere und innere Bedingungen beeinflussen sie. Bewusste Lebensgestaltung ist ein wichtiger Weg, positiven Einfluss auf Körper und Seele zu nehmen. Das ist der Ansatzpunkt der Mind-Body-Medizin, einer aus den USA stammenden Weiterentwicklung der naturheilkundlichen Ordnungstherapie.

Schon der antike Arzt Hippokrates (460-370 v. Chr.) forderte seine Patienten auf, aktiv bei der Gestaltung ihrer Lebensführung mitzuwirken, um Krankheiten zu vermeiden. In der Moderne wurde das von dem Wassertherapeut und Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) und dem Arzt Max Bircher-Brenner (1867-1939) aufgegriffen. Kneipp sagte:

„Kaum ein Umstand kann schädlicher auf die Gesundheit wirken als die Lebensweise unserer Tage. Es muss ein Ausgleich gefunden werden, um die überanstrengten Nerven zu stärken; ihre Kraft zu erhalten; es muss ein Gleichgewicht hergestellt werden zwischen der Arbeit und Lebensweise - und dem Verbrauch der Lebenskraft.“

In der Mitte des 20. Jahrhunderts fanden US-amerikanische Wissenschaftler heraus, dass viele chronische Erkrankungen durch Stress verstärkt oder sogar ausgelöst werden können. Denn nervliche Belastungen beeinflussen über eine Kaskade von Botenstoffen den gesamten Körper. Pioniere wie die Kardiologen Herbert Benson und Dean Ornish oder auch der Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn entwickelten in den 70er Jahren Entspannungsverfahren, mit denen sich schwere Erkrankungen wie Bluthochdruck, Depressionen, chronische Angst- sowie Schmerzzustände erfolgreich behandeln lassen - z. B. durch regelmäßige Entspannung und kognitive Umstrukturierung, in den Alltag integrierte Achtsamkeitsmeditationen, Ernährungsumstellungen, moderate (Ausdauer)-Bewegung, Yoga, Meditation und Einbindung des sozialen Umfeldes. Erkenntnisse der modernen Hirnforschung, Psychologie und Pädagogik gehen dort ebenso ein wie spirituelle und soziale Aspekte.

Viele Bereiche der Mind-Body-Medizin sind in den vergangenen Jahrzehnten gut untersucht worden, das heißt, sie sind evidenzbasiert und sicher in der Anwendung. Ihre besondere Stärke entwickelt sie bei Krankheiten, die dem psychosomatischen Formenkreis zuzurechnen sind, aber sie sind ebenso wirkungsvoll bei Schmerzen oder bei der generellen Aktivierung des Immunsystems bzw. der Linderung allgemeiner Übererregung. Und: Sie können erlernt und von den Patientinnen und Patienten in ihren Alltag außerhalb der Klinik oder Arztpraxis integriert werden.

Unter anderem trägt das dazu bei, dass

  • die Muskelspannung in Ruheposition reduziert werden kann [i]
  • Blutdruck und Puls im Normbereich bleiben [ii]
  • entzündliche Prozesse rascher abklingen [iii]
  • die Arterien flexibel und durchlässig bleiben [iv]
  • Depressionen und Angstzuständen entgegengewirkt wird [v]

Der aktuelle Forschungsstand findet sich in: Gustav Dobos, Anna Paul (Hg.): Mind-Body-Medizin. Integrative Konzepte zur Ressourcenstärkung und Lebensstiländerung. 2. Auflage. München 2019.

[i] Dusek JA, Benson H:  Mind-Body Medicine: A Model of the Comparative Clinical Impact of the Acute Stress and Relaxation Responses. Minn Med. 2009 May; 92(5): 47–50.

[ii] Cramer H. et al: Mind-Body Medicine in the Secondary Prevention of Coronary Heart Disease. Dtsch Arztebl Int. 2015 Nov 6;112(45):759-67. doi: 10.3238/arztebl.2015.0759.

[iii] Bower JE, Irwin MR: Mind-body therapies and control of inflammatory biology: A descriptive review. Brain Behav Immun. Author manuscript; available in PMC 2017 Jan 1.Published in final edited form as: Brain Behav Immun. 2016 Jan; 51: 1–11.

Published online 2015 Jun 23. doi: 10.1016/j.bbi.2015.06.012

[iv] Cramer H. et al: Mind-Body Medicine in the Secondary Prevention of Coronary Heart Disease. Dtsch Arztebl Int. 2015 Nov 6;112(45):759-67. doi: 10.3238/arztebl.2015.0759.