Gesundheitsförderung & Salutogenese

Ziel aller Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung ist es, eine Krankheit zu verhindern, zu verzögern oder die Krankheitsfolgen abzuschwächen (lat. praevenire „zuvorkommen“  „verhüten“). Das bedeutet: Durch verschiedene gesundheitsförderliche Maßnahmen werden die Fähigkeiten und Möglichkeiten des einzelnen Gesunden oder Kranken unterstützt, sich gesund zu halten und Risiken zu vermeiden. Dies schließt auch die für die Gesundheit förderliche Gestaltung der Lebensbedingungen mit ein.

Die Ottawa Charta für Gesundheitsförderung kommt zu dem Schluss: „Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. verändern können. In diesem Sinne ist die Gesundheit als ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens zu verstehen und nicht als vorrangiges Lebensziel. Gesundheit steht für ein positives Konzept, das in gleicher Weise die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen für die Gesundheit betont wie die körperlichen Fähigkeiten. Die Verantwortung für Gesundheitsförderung liegt deshalb nicht nur bei dem Gesundheitssektor sondern bei allen Politikbereichen, und zielt über die Entwicklung gesünderer Lebensweisen hinaus auf die Förderung von umfassendem Wohlbefinden hin.“

Prävention und Gesundheitsförderung neu denken: Das salutogenetische Gesundheitsmodell

Die Ausrichtung der konventionellen Medizin ist nach wie vor überwiegend pathogenetischer Natur, das heißt die Sicht- und Denkweise ist von der Krankheit her bestimmt und die Frage der Krankheitsbekämpfung steht im Vordergrund. Folglich werden Ärzte tendenziell für Krankheit anstatt für Gesundheit bezahlt.

Beim salutogenetischen Gesundheitsmodell steht dagegen die Frage „Was macht mich gesund?“ bzw. „Was hilft mir, gesund zu bleiben?“ im Vordergrund. Nicht zufällig wurde dieses Konzept von einem Soziologen entwickelt und nicht von einem Arzt: Aaron Antonovsky, geb. 1923 in New York/USA; bezog die psychosomatische und psychosoziale Ebene mit ein und forderte, dass dem Patienten, also uns allen, die Verantwortung für seine Gesundheit zurückgegeben wird. Grundannahme dieses Ansatzes ist, dass sich der Mensch in einem ständigen Wechselspiel von Gesundheit und Krankheit befindet und jeder einzelne die Fähigkeit besitzt, die ihm gebotenen Widerstandsressourcen zu nutzen, um sich gesund zu halten. Die Salutogenese untersucht daher, welche Einflüsse uns derart stärken, dass wir selbst schwere Belastungen ohne gesundheitsschädliche Auswirkungen bewältigen können: Was hilft mir, meine persönlichen Abwehrkräfte, die sogenannte Resilienz, zu stärken? Als elementaren Faktor hierfür bezeichnete Antonovsky den „sense of coherence“, das „Kohärenzgefühl“, einer Art Urvertrauen. Es setzt sich aus drei zentralen Aspekten zusammen:

  • die Verstehbarkeit, bei der die Herausforderungen der eigenen Lebenswelt als nachvollziehbar und eingängig wahrgenommen werden
  • die Handhabbarkeit bzw. Machbarkeit, woraus die Überzeugung resultiert, das Leben selbst gestalten zu können, und
  • die Sinnhaftigkeit, der Glaube an einen Sinn, dass das Angehen konkreter Herausforderungen lohnenswert ist.

Prävention und Gesundheitsförderung bedeuten also nicht allein Vorsorgeuntersuchungen oder fachlich-inhaltliche Bildung (Gesundheitskompetenz) und damit verbundene gesundheitsförderliche Handlungsweisen. Die Stärkung der Widerstandsressourcen und des Kohärenzgefühls muss ebenso ein integraler Bestandteil sein. Das Kohärenzgefühl ist die maßgebliche Basis für die Selbstwirksamkeit.

 

Quellen