10. März 2021 - Intervallfasten ist ein neuer Trend, mit dem sich immer mehr Menschen anfreunden können. Dem bewussten Unterbrechen der Nahrungsaufnahme für eine bestimmte Zeitdauer bei gleichzeitig unveränderter Ernährungsweise wird zahlreiche gesunde Effekte zugeschrieben. Der Abbau des sogenannten viszeralen Fettgewebes jedoch, das vor allem in der Bauchregion vorkommt, kann durch Intervallfasten wahrscheinlich nicht erreicht werden. Das haben Forschende zumindest in Versuchen mit Mäusen herausgefunden.

Mit der Untersuchung hat das Team um Mark Larance von der Universität Sydney gezeigt, warum es auch beim Intervallfasten zum gefürchteten Jo-Jo-Effekt kommen könnte. Die Forscher*innen gaben einer Gruppe von Mäusen im Labor über einen längeren Zeitraum nur jeden zweiten Tag Futter. Eine andere Gruppe von Mäusen ließen die Wissenschaftler*innen dagegen nur einmalig Fasten. Währenddessen wurden die Auswirkungen auf den Stoffwechsel untersucht. 

Zu den Fettarten, bei denen Veränderungen festgestellt wurden, gehörten sogenanntes viszerales Fett, das vor allem in der Bauchregion sitzt und die Organe einschließlich des Magens umgibt, und sogenanntes subkutanes Fett, das direkt unter der Haut liegt und mit einer besseren Stoffwechselgesundheit verbunden ist. "Während die meisten Leute denken, dass alles Fettgewebe gleich ist, macht der Standort tatsächlich einen großen Unterschied", erklärt Studienleiter Larance in einer Mitteilung der Universität.

Gezielter Blick auf das Fettgewebe

Die Forschenden legten ihren Fokus auf mehr als 8.500 Proteine und maßen, wie sich deren Konzentration im Fettgewebe einerseits durchs Fasten und andererseits durch Intervallfasten veränderte. Sie stellten dabei fest, dass sich die Konzentrationen von Enzymen, die an der sogenannten Lipolyse beteiligt sind, am stärksten durch Intervallfasten im viszeralen Fett veränderten. Als Lipolyse wird der Prozess bezeichnet, bei dem vereinfacht dargestellt, die Fette zur Energiegewinnung aufgelöst werden.

Die Forschenden sahen, dass die Aktivität der fettlösenden Enzyme beim Intervallfasten zurückging. Sie beobachteten genau diesen Effekt, der bei Diäten zur Gewichtsreduktion unerwünscht ist und landläufig als Jo-Jo-Effekt bezeichnet wird. Die Konzentration der Enzyme senkte sich vor allem im viszeralen Fett der Mäuse, die nur jeden zweiten Tag Futter bekamen. Normalerweise werden beim Fasten Stresshormone freigesetzt, die wiederum dazu führen, dass sogenannte Rezeptoren die Fettsäuresynthese ankurbeln. Beim Intervallfasten jedoch scheint sich dieser Effekt sich mit der Zeit ins Gegenteil zu kehren.

Bauchfett schaltet in Sparmodus

Das Ergebnis: Der beta3-adrenergen Rezeptor wird beim Intervallfasten im viszeralen Fettgewebe vierfach weniger gebildet als sonst. Gleichzeitig steigt die Produktion von Proteinen, die in den Mitochondrien zur Energie­produktion benötigt werden. "Das zeigt, dass sich diese Fettdepots an das Intervallfasten anpassen", erklärt Larance. "Am auffälligsten im viszeralen Fettgewebe ist dabei das Herunterregeln des Fettlösens und das Hochfahren der Stoffwechselwege für die Synthese von Fettsäuren."

Die Forschenden gehen aufgrund ihrer Ergebnisse davon aus, dass gerade das Bauchfett beim Intervallfasten auf eine Art Sparmodus umschaltet: "Das viszerale Fett kann sich offenbar an wiederholte Fastenzeiten anpassen und seinen Energievorrat schützen", so Larance weiter. "Diese Art der Anpassung könnte der Grund sein, warum das Bauchfett selbst bei längeren Diätperioden dem Abnehmen hartnäckig widerstehen kann."

Antientzündlich und Diabetes-Prävention

Doch die Forschenden entdeckten auch einen günstigen Effekt durch das Intervallfasten. Und zwar im Bindegewebe zwischen den Fettzellen. Hier kam es zu einem Rückgang von Kollagen 4. Das Eiweiß wird mit entzündlichen Vorgängen in Verbindung gebracht, die das viszerale Fettgewebe zu einem Entzündungsherd im Körper werden lassen. Dies könnte sich den Forschenden zufolge günstig auf die Insulinwirkung auswirken und langfristig helfen, einen Typ-2-Diabetes zu vermeiden.

Ob das Intervallfasten die gleichen Effekte auch bei Menschen hat, lässt sich durch tierexperimentelle Studie natürlich nicht belegen. Die Untersuchungen dienen in erster Linie dazu Wirkungsmechanismen aufzudecken. Ob das Intervallfasten langfristig hilft, die Folgekrankheiten der Adipositas zu vermeiden, ließe sich nur in klinischen Studien zeigen. 

Die Ergebnisse wurden im aktuellen Fachjournal "Cell Reports" veröffentlicht.