Jüngst publizierte die WHO die ersten Ergebnisse einer groß angelegten Studie zur medikamentösen Behandlung von Covid-19. Das Ergebnis für die untersuchten Substanzen: „Remdesivir-, Hydroxychloroquin-, Lopinavir- und Interferon-Therapien schienen nur geringe oder keine Wirksamkeit zu haben, was durch die Gesamtmortalität, den Beginn der Beatmung und die Dauer der Krankenhausaufenthalte nahelegt wird.“ Weil viele Menschen Angst vor einer SARS-CoV-2-Infektion und deren Folgen haben, suchen sie nach Präventions- und Therapieoptionen, auch aus dem Bereich Naturmedizin. Das Schweizer Labor Spiez, das zum Bundesamt für Bevölkerungsschutz des Alpenlandes gehört, untersuchte die Wirkung von Echinacea purpurea (Purpursonnehut) auf Coronaviren.  

Was folgt aus einer Laborstudie? 

Nach der Veröffentlichung der Studienergebnisse wurde Echinacea purpurea in der Schweiz zu einem stark nachgefragten Phytotherapeutikum. Die Forscher stellten im Rahmen von Laborexperimenten fest, dass ein Echinacea-Extrakt unter bestimmten Bedingungen in der Lage ist, die Infektiosität von Viren zu mindern beziehungsweise Viren in bereits infizierten Zellkulturen abzutöten. Hieraus folgern die Autoren, dass die untersuchte Substanz möglicherweise zur Prävention von Erkrankungen, die durch SARS-CoV-2 ausgelöst werden, geeignet sein könnte. 

Dieser Befund ist zunächst nicht falsch, sofern die Experimente nach allen Regeln der Kunst durchgeführt wurden. Er besagt aber nicht viel, denn die Ergebnisse einer Studie, die die Wirkung von Arzneimitteln auf Viren und Zellkulturen im Reagenzglas untersucht, sind nur sehr eingeschränkt auf Menschen zu übertragen. Derlei Grundlagenforschung dient im Wesentlichen dazu, geeignete Wirkstoffkandidaten ausfindig zu machen. Wenn die Hinweise auf eine Wirksamkeit im Labor sich verdichten, erfolgen klinische Studien, um zu prüfen, ob sich die Substanzen auch im Einsatz am Menschen bewähren. Nicht selten zeigt sich dann, dass der Gesamtorganismus völlig anders reagiert als isolierte Zellkulturen oder ähnliche Experimentalmodelle. Aus der zitierten Studie allein kann also nicht ohne Weiteres abgeleitet werden, dass Präparate aus Echinacea purpurea dazu geeignet sind, sich vor Covid-19 zu schützen. 

Gibt es weitere Forschung zu Echinacea? 

Es existieren diverse klinische Studien, die die Wirksamkeit des Phytotherapeutikums zur Prävention und Therapie von Erkältungskrankheiten mit unklarer Ursache untersucht haben. Eine Übersichtsarbeit von 14 randomisierten, placebokontrollierten Studien resümiert: „Echinacea ist wirksam bei der Verringerung der Häufigkeit und Dauer einer Erkältung.“ Etwas zurückhaltender spricht sich eine Übersichtsarbeit der renommierten Cochrane Collaboration zum selben Thema aus: „Obwohl es möglich zu sein scheint, dass manche Echinacea Präparate zur Behandlung von Erkältungen wirksamer sind als Placebo, ist insgesamt die Evidenz für eine klinisch relevante Wirkung schwach. Jedoch wiesen fast alle Präventionsstudien auf eine geringfügige vorbeugende Wirkung von Echinacea hin.“

Eine weitere kontrollierte klinische Studie mit 473 Teilnehmern, die nach Erscheinen dieser beiden Übersichtsarbeiten durchgeführt wurde, förderte zutage, dass ein echinaceahaltiges Heißgetränk dem schulmedizinischen Wirkstoff Oseltamivir, im Handel beispielsweise als Tamiflu bezeichnet, in der Behandlung von laborbestätigter Influenza Grippe ebenbürtig ist, mit einem verringerten Risiko für Komplikationen und Nebenwirkungen. 

Fazit 

Eine vorbeugende Wirkung von Präparten aus Purpursonnenhut in Bezug auf Covid-19 ist bislang nicht in klinischen Studien nachgewiesen worden. Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit ergeben sich allein aus der Grundlagenforschung beziehungsweise der Übertragung von Ergebnissen aus klinischen Studien, die sich auf andere Erkältungskrankheiten beziehen. Ein aktueller Übersichtsartikel zu phytotherapeutischen Behandlungsoptionen stellt auf Grundlage der vorliegenden Forschungsbefunde fest: „Grundsätzlich erscheinen klinisch gut untersuchte Echinacea-Präparate aussichtsreich als Vorbeugungsmittel auch gegen Covid-19, um zumindest über wenige Tage bis Wochen bei erhöhter Ansteckungsgefahr eine Verringerung viraler Infektionen bzw. deren symptomatischer Ausprägung zu bewirken.“Die Autoren halten eine Wirksamkeit auf Grund der vorliegenden Daten für möglich, weisen aber zugleich darauf hin, dass echte Nachweise im Kontext von Corona erst noch zu erbringen wären. 

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