5. Februar 2021 - Lungenkrebs ist hinter Brustkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung. Sie wird in der Regel erst spät festgestellt. Patient*innen mit dieser Diagnose haben oftmals eine schlechte Prognose. Forschende aus Österreich haben deshalb untersucht, ob sich durch eine homöopathische Begleitbehandlung die Lebensqualität verbessern und die Lebenszeit verlängern lässt.  

Dafür teilten sie 150 Patient*innen mit fortgeschrittenem Lungenkrebs, der als nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom im Stadium IV bezeichnet wird, nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen ein. Alle Patient*innen bekamen Chemotherapie. Eine Gruppe erhielt darüber hinaus ein individuell ausgewähltes homöopathisches Arzneimittel, die andere Gruppe ein Placebopräparat. Die Daten einer dritten Gruppe, die weder Homöopathie noch Placebo erhielt, dienten zur Kontrolle.  

Hochwertige Studie: doppelblind, randomisiert, placebokontrolliert 

Weder die Patient*innen noch die Ärzt*innen wussten, in welcher der beiden Behandlungsgruppe sich die Patient*innen jeweils befanden. Zur Erhebung der Lebensqualität wurden standardisierte Fragebögen verwendet. Diese füllten die Patienten jeweils zu Beginn der Studie, nach 9 und nach 18 Wochen aus. 

Im Einzelnen wurden nach chronischer Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Schmerz und Luftnot gefragt. Dabei zeigte sich bei den Patient*innen unter Homöopathie insgesamt eine deutlich höhere Lebensqualität im Vergleich zu den Angaben der Placebogruppe. 

Mehr Überlebenszeit

Die Studienteilnehmer*innen wurden bis zu zwei Jahre nach der Behandlung weiter beobachtet. Mit durchschnittlich 435 Tagen sahen die Forschenden eine deutlich längere Überlebenszeit unter Homöopathie im Vergleich zu den durchschnittlich 257 Überlebenstagen unter Placebo. Die Placebogruppe unterschied sich in dieser Hinsicht zudem nicht nennenswert von den durchschnittlich 228 Überlebenstagen der Patient*innen in der   Kontrollgruppe, die nur die Standardtherapie erhielten.

Die Effekte können aufgrund des Studiendesigns nicht von der Erwartungshaltung der Teilnehmer, psychotherapeutischen Wirkungen der homöopathischen Befunderhebung oder einer besonderen Arzt-Patienten-Beziehung herrühren. Diese waren nämlich in der Homöopathie- und der Placebogruppe identisch.  

Der Unterschied bei der Überlebenszeit zeigt besonders eindrücklich, dass hier offenbar eine spezifische Wirkung der homöopathischen Arzneimittel gemessen wurde. Denn die Placebogruppe, die wie die Homöopathiegruppe unter dem Einfluss der Anamnese und einer etwaigen besonderen Behandlung durch homöopathische Ärzte stand, unterschied sich in dieser Hinsicht kaum von der Kontrolle.    

Mit der methodisch hochwertigen Studie, deren Ergebnisse im Fachmagazin "The Oncologist" veröffentlicht wurden, konnte eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität sowie der Überlebenszeit von Patienten mit Lungenkrebs unter homöopathischer Behandlung gesehen werden. Die Autoren weisen explizit darauf hin, dass die Homöopathie im Rahmen ihres Forschungsprojekts im Sinne der Integrativen Medizin ergänzend zur schulmedizinischen Therapie eingesetzt wurde. Das Zusammenwirken beider Behandlungsansätze bei der untersuchten Erkrankung beurteilen sie als besonders erfolgreich.  

Da es sich um die erste Studie dieser Gütestufe zu Homöopathie und Krebs handelt, sind die Ergebnisse so lange mit Vorsicht zu genießen, bis eine unabhängige Forschergruppe dieselbe Therapie unter vergleichbaren Bedingungen testet. Sollte es dabei zu vergleichbaren Ergebnissen kommen, wäre dies sowohl für die Homöopathie- als auch für die Krebsforschung sehr bedeutsam.