23. April 2021 - Ziel der sogenannten Akutschmerztherapie direkt nach einer Operation ist es, Ausmaß und Dauer der Schmerzen effektiv, aber nebenwirkungsarm zu verringern. So soll der Genesungsprozess unterstützt, das Komplikationsrisiko gesenkt und eine Chronifizierung von Schmerzen verhindert werden. Dabei gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Um diesem Grundsatz in der Schmerztherapie nachzukommen, ist es wichtig, Patient*innen mit einzubeziehen.

Forschende haben deshalb untersucht, wie sich die Beteiligung von Patient*innen bei der Akutschmerztherapie, die nach einer nötigen Operation zum Einsatz kommt, auswirkt. Die Forschenden aus Jena, Münster und Bern werteten dafür die Daten von fast 80.000 Patient*innen aus Deutschland und Österreich aus, die zuvor im QUIPS-Schmerzregister für postoperative Schmerztherapie am Universitätsklinikum Jena erfasst wurden. 

Einschätzung der Schmerzen 

In vielen Kliniken werden Patient*innen nach einer Operation nach der empfundenen Schmerzintensität auf einer Skala von eins bis zehn befragt. So sollen das passende Präparat und die angemessene Dosis gefunden werden. Für das QUIPS-Schmerzregister wurden weitere Messgrößen zum Schmerzgeschehen bei Patient*innen erhoben. Die Forschenden konnten so herausfiltern, welche Faktoren den Wunsch nach mehr postoperativer Schmerztherapie beeinflussen.

Sie stellten fest: Je besser Patient*innen über eine Operation informiert sind und in die Entscheidungen zur begleitenden Schmerztherapie einbezogen werden, desto seltener wünschen sie zusätzliche Schmerzmittel nach der Operation. Prinzipiell wünschte sich den Daten zufolge nur ein Zehntel der Befragten überhaupt mehr Schmerztherapie. Bei Frauen tritt dies seltener auf als bei Männern.

Auch Risiko der Unterversorgung sinkt

Ein weiteres, bemerkenswertes Ergebnis: Bei Patient*innen, die über die Schmerztherapie informiert sind und darauf Einfluss nehmen können, verringert sich das Risiko einer Unterversorgung deutlich. Dieser Effekt sei sogar stärker als der Einfluss der Schmerzmedikation, selbst bei starken Schmerzmitteln, schreiben die Forscher in einer Mitteilung.

"Wir haben einen klaren Trend in der Medizin. Patienten möchten besser informiert und mehr in Entscheidungen eingebunden sein als früher. Auch unsere Studie bestätigt die Erfolge dieser Entwicklung. Wir können nur alle Kollegen dazu ermuntern, die Patienten so weit wie möglich in die Schmerztherapie einzubinden", fasst Marcus Komann vom Universitätsklinikum Jena die Ergebnisse der Studie, die zusammen, die im Deutschen Register Klinischer Studien erfasst ist.