29. September 2021 - Forschenden ist es gelungen, einen Totimpfstoff gegen Covid-19 mithilfe von Pflanzen zu gewinnen. Der Impfstoffkandidat, der in Zusammenarbeit zwischen der kanadischen Biotech-Firma Medicago und des britischen Pharmakonzerns GlaxoSmithKline gefunden wurde, trägt den Namen "Coronavirus Virus-Like Particle", kurz CoVLP, teilt das Unternehmen Medicago mit

Für die Gewinnung des benötigten Antigens nutzten die Forschenden die Blätter von Nicotiana benthamiana, einer Verwandten der Tabakpflanze, als Bioreaktoren. Die Pflanze, die ursprünglich aus Australien stammt, wurde wegen ihrer Inhaltsstoffe lange Zeit als Stimulans verwendet. In einem besonderen Verfahren, das insgesamt sechs bis acht Wochen dauert, ist es den Forschenden im Labor gelungen, virusähnliche Partikel (Virus-like Particles, kurz VLPs), die die native Struktur von Viren nachahmen, zu gewinnen. Diese werden einerseits wegen ihrer Struktur leicht vom Immunsystem erkannt. Gleichzeitig sind sie ungefährlich, weil ihnen das genetische Kernmaterial fehlt. Sie können also weder eine Infektion auslösen, noch sich vermehren. Das Verfahren ist zur Impfstoff-Herstellung geeignet.

Schwaches Immunsystem der Pflanze als Grundvoraussetzung

Das alles funktioniere nur, weil Nicotiana benthamiana ein schwaches Immunsystem habe, erklärt ein Vertreter von Medicago dazu. Das genetische Material wird von dieser Pflanze aufgenommen, ohne zu schnell abgestoßen zu werden. So haben die Forschenden genug Zeit, die VLPs zu gewinnen. Die Pflanzen werden für den Prozess nicht gentechnisch verändert. Stattdessen werden die natürlichen zellulären Prozesse der Pflanzen vorübergehend genutzt, um die VLPs zu produzieren. 

Derzeit befindet sich der pflanzenbasierte Impfstoffkandidat in einer sogenannten klinischen Phase-3-Studie, in der die Wirksamkeit und Verträglichkeit an Probanden aus Nordamerika, Lateinamerika und Europa geprüft wird. Das ist die letzte Phase, bevor der Impfstoff in offizielle Zulassungsverfahren kommt. Wegen der bisherigen guten Studien-Ergebnisse planen die Unternehmen, eigenen Angaben zufolge, noch in diesem Jahr die Studien-Ergebnisse von den Behörden überprüfen zu lassen.