31. August 2022 - Nicht nur Menschen nutzen die heilenden Kräfte der Natur, sondern auch Schimpansen. Das haben Forscherinnen und Forscher aus Osnabrück und Leipzig bei ihren Beobachtungen im Nationalpark Loango in Gabun entdeckt. Das Forschungsteam untersuchte dort im Rahmen des "Ozouga"-Schimpansenprojekts das Verhalten einer Gemeinschaft von rund 45 frei lebender Schimpansen, wie die Universität Osnabrück mitteilte.

Über einen Zeitraum von 15 Monaten dokumentierte das Ozouga-Team insgesamt 76 Ereignisse mit offenen Wunden, von denen 22 mit Insekten "behandelt" wurden, schreiben die Forschenden in ihrem Bericht, der in der Fachzeitschrift "Current Biology" veröffentlicht wurde. Das Besondere daran: Dieses Verhalten wurde erstmals bei Schimpansen beobachtet und die Tiere verarzten nicht nur ihre eigenen Wunden mit den gefangenen Insekten, sondern auch die Wunden von anderen Exemplaren aus ihrer Gruppe.

Mehrfache Insektenbehandlung 

"Die Schimpansen fingen sich ein fliegendes Insekt aus der Luft oder von Blättern, und zerdrückten es mit ihren Lippen. Das flachgedrückte Insekt platzierten sie mit den Fingern oder dem Mund auf der offenen Wunde und bewegten es dort mit den Fingerspitzen hin und her. Mit dem Mund oder den Fingern lösten die Schimpansen das Insekt dann wieder aus der Wunde und wiederholten den Vorgang des zwischen die Lippen Pressens und auf die Wunde Applizierens mehrmals", erzählt Alessandra Mascaro, Mitarbeiterin bei der Ozouga-Station von ihren Beobachtungen.

Bekannt war bereits, dass eine Reihe von Tierarten, genau wie der Mensch, Pflanzenteile oder andere Substanzen nutzen, um sich gegen Krankheitserreger zu schützen. "Unsere nächsten lebenden Verwandten, die Schimpansen und Bonobos, verzehren zum Beispiel bestimmte Blätter, um sich gegen Darmparasiten zu wehren. Die Verwendung von Insekten - mit nachgewiesenen schmerzlindernden und entzündungshemmenden Eigenschaften - war nur vom Menschen bekannt und ist noch nicht bei Schimpansen oder anderen Tieren beobachtet worden",wird die Verhaltensbiologin Simone Pika in der Mitteilung zitiert.

Neben dem Gebrauch von Insekten für offene Wunden hatte das Forschungsteam aber vor allem erstaunt, dass die Schimpansen nicht nur ihre eigenen, sondern auch die Wunden von anderen Gruppenmitgliedern mithilfe der zerdrückten Insekten behandelten. "Solche prosozialen Verhaltensweisen, d.h. Verhaltensweisen zum Wohle anderer, sind bis jetzt nur sehr selten in nicht-menschlichen Tieren beobachtet worden", ergänzt Pika. 

Die Forschergruppe hat auch ein Video (engl.) auf Youtube zur Verfügung gestellt. Das findest du hier. 

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