Das Rauschen von Meereswellen, Vogelgezwitscher oder der Wind in den Bäumen: Naturgeräusche sind wohltuend. Das ist für alle spürbar, die sie bewusst wahrnehmen. Nun haben Forschende diese positiven Effekte auf die Gesundheit sogar wissenschaftlich nachgewiesen.  

Für ihre Analyse schafften sich die Forschenden aus Kanada und den USA zunächst einen Überblick über insgesamt 36 Studien, die sich mit dem gesundheitlichen Nutzen von Naturgeräuschen beschäftigt hatten. Außerdem analysierten sie Tonaufnahmen von rund 250 Orten in 66 Nationalparks in den USA.  

Die Auswertung der Studien ergab, dass eine natürliche Geräuschkulisse helfen kann, Schmerzen und Stress bei Menschen zu reduzieren. Zudem kann das Hören von Naturgeräuschen die Stimmung und die kognitiven Leistungen verbessern. Den Ergebnissen zufolge, die in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, PNAS, veröffentlicht wurden, waren Vogelstimmen am besten geeignet, um Stress und Ärger abzubauen. Geräusche, das Wasser macht, wirkten sich positiv auf Blutdruck und Schmerzempfinden aus und förderten zudem positive Emotionen, schreiben die Forschenden dazu. 

Die Gründe dafür sehen die Autor*innen aus einer evolutionären Sichtweise heraus. Natürliche akustische Umgebungen seien für Menschen Signale der Sicherheit und stehen für eine Welt ohne Gefahren. Das ist die Basis zur Minderung von Stress und trägt für mentale Erholung bei.  

Pandemie als Chance  

"In vielerlei Hinsicht hat die Covid-19-Pandemie die Bedeutung der Natur für die menschliche Gesundheit hervorgehoben", fasst Biologin Rachel Buxton von der kanadischen Carleton University und eine der Hauptautorinnen der Studie zusammen. "Da der Verkehr während des Lockdowns abgenommen hat, konnten viele Menschen eine ganz neue Verbindung zur Geräuschkulisse herstellen. Sie konnten nun die entspannenden Klänge von singenden Vögeln direkt vor ihrem Fenster wahrnehmen." 

Auf der Grundlage ihrer Ergebnisse wollten die Wissenschaflter*innen nun auch wissen, wie es sich mit den Klanglandschaften in den Nationalparks der USA verhält. Sie untersuchten dafür die Tonaufnahmen, die in 66 dieser Parks an insgesamt 251 verschiedenen Orten gemacht worden sind. Dabei fanden sie heraus, dass lediglich an 11,3 Prozent dieser Orte ungestörte Naturgeräusche zu hören sind. In den restlichen Aufnahmen waren zahlreiche menschengemachte Geräusche, wie Straßenlärm zu hören. Dennoch seien auch bei dieser Geräuschkulisse noch Tierlaute sowie Wind- und Wassergeräusche wahrnehmbar, so die Autor*innen in einer Mitteilung der Carleton University

Die Biologin Rachel Buxton forderte auf der Grundlage ihrer Untersuchungen von 2017, in Erholungsgebieten wie den Nationalparks ein Lärmmanagement zu installieren, das auf das Wohl von Tieren, Pflanzen und erholungssuchenden Menschen ausgerichtet ist. Nur so könne man die gesamten gesundheitlichen Vorteile, die Naturgeräusche bringen, auch nutzen. Die Lärmverschmutzung, die laut dieser Studie, in fast zwei Dritteln der Schutzgebiete genauso hoch ist, wie das natürliche Geräuschniveau, muss deshalb unbedingt gesenkt werden.  

Naturgeräusche schützen 

Der Biologe George Wittemyer, der an der aktuellen Studie beteiligt war, warnt davor, dass der gesundheitliche Nutzen von Naturgeräuschen in der öffentlichen Diskussion bislang nicht hinreichend berücksichtigt werde: "Die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit und ihre stressreduzierende Wirkung sind wichtiger denn je, um die besorgniserregende Zunahme von Angstzuständen und psychischen Problemen auszugleichen." 

Buxton schlägt vor, mit geschlossenen Augen auf die Geräusche zu achten, die man beim Besuch des Lieblingsparks hört. "Diese Geräusche sind schön und gut für die Gesundheit. Sie verdienen deshalb unseren Schutz", fügte sie abschließend hinzu.