In unserer Kategorie „3 Fragen an…“ kommt heute Brigitte Ulrich zu Wort. Die Trainerin & Coachin für Achtsamkeit und Resilienz in der Natur aus Ratingen war Patientin im Mind-Body-Programm der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin Essen-Mitte und wir freuen uns ganz besonders, dass sie hier ihre Geschichte mit uns teilt. Ihr wichtigstes Mantra: Einatmen – Ausatmen! 

Sie findet es schade, dass schulmedizinisch ausgebildete Ärzt*innen und naturheilkundliche Heilpraktiker*innen oft nicht besser miteinander vernetzt sind. Denn beide Richtungen aus einer Hand würden eine bessere ganzheitliche Betrachtung ermöglichen. Ihren persönlichen Gesundheitstipp, den sie uns noch mit auf den Weg gegeben hat: Bei Kopfschmerzen anstelle einer Schmerztablette die Schläfen mit etwas Minzöl einreiben. Es entsteht ein Kühleffekt und der Schmerz lässt schon bald nach oder verschwindet ganz. 

 

1. Du hattest jahrelang chronische Rückenschmerzen, wie führte dich dein Weg zur Mind-Body-Medizin?

Ich wurde viele Jahre ausschließlich schulmedizinisch behandelt. Wider besseres Wissen habe ich so immer wieder Orthopäden aufgesucht, deren Behandlung mir jedoch keine nachhaltige Verbesserung meiner Beschwerden gebracht hat. Bitte nicht falsch verstehen, aber ich glaube das ist ein Fehler im System, in das ich da hineingeraten bin. Das Behandlungskonzept ähnelte sich immer sehr: lokale Spritzen, Physiotherapie, Einlagen, Rückenschule verbunden mit dem Hinweis, dass es sich um berufs- und alterstypischen Verschleiß mit starken und teils sehr schmerzhaften Verspannungen im Schulter-/Nackenbereich handelt. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich auf die Osteopathie gestoßen bin. Ein Beckenschiefstand konnte ausgeglichen werden und nach wenigen Behandlungen hatte ich über einen deutlich längeren Zeitraum weniger bis gar keine Schmerzen. Doch die Schmerzen im Schulter-/Nackenbereich kamen wieder. In der ganzheitlichen Betrachtung meines Osteopathen sprachen wir dann über Belastungen im beruflichen und privaten Leben. Ich war total gestresst und überlastet! Mein Körper hat darauf mit Rückenschmerzen und teils auch mit Darmbeschwerden reagiert. Auch die jahrelange Behandlungsserie gegen meine Beschwerden hatten ihre Spuren auf meiner Seele hinterlassen. Die Stressbelastung war wirklich groß und für mich ab einem bestimmten Zeitpunkt auch nicht mehr zu händeln. So ergab es sich, dass meine Hausärztin mir das Mind-Body-Programm der Naturheilkunde-Klinik Essen-Mitte unter der Leitung von Herrn Professor Dobos vorstellte und ich dort zunächst zwei Wochen stationär aufgenommen und im Anschluss daran in der Tagesklinik weiter betreut wurde.

 

2. Wie sah der Therapieplan aus? Was hast du gemacht, um die Rückenschmerzen mit Mind-Body-Medizin zu verbessern? Was hat dir besonders geholfen?

Zunächst gab es ein sehr ausführliches Aufnahmegespräch. Dabei ging es neben meinen akuten körperlichen Beschwerden auch um meine Lebens- und Arbeitssituation und um eine Rückschau auf mein Leben, wie z.B. einschneidende Erlebnisse. Im Behandlungsplan gab es Bewegungseinheiten (Yoga, Qi Gong, Walking), Zeiten für Entspannung, wie z.B. PME (Progressive Muskelentspannung) sowie Gruppengespräche mit den Ordnungstherapeuten, in denen ich meine Situation reflektieren und einen anderen Umgang mit stressauslösenden Situationen und Gedanken erlernen konnte. Achtsamkeits- und Genusstraining und verschiedene medizinisch-therapeutische Interventionen wie z.B. Physiotherapie, Neuraltherapie und die Behandlung mit naturheilkundlichen Mitteln (Guasha, Vitamin D) waren ebenfalls Bestandteil des Behandlungsplans.

Zusätzlich ging es darum, die Hilfe-zur-Selbsthilfe zu erlernen und immer wieder zu üben. Dazu gehörten beispielsweise Wärmebehandlungen, Wickel und regelmäßiges, eigenständiges Entspannungs- und Achtsamkeitstraining sowie Zeit für Ruhephasen im Alltag. So konnte sich schon während der Behandlung eine Routine etablieren, was eine gute Voraussetzung für den nachhaltigen Transfer in den Alltag gewesen ist.

Es gab also ein vielseitiges Angebot, um mich auf körperlicher wie auf geistig/seelischer Ebene zu unterstützen und mit einem Methodenkoffer für zu Hause zu versorgen: Selbstfürsorge war und ist das Stichwort. Ich habe gelernt, mich um mich selbst zu kümmern und in mich hineinzuspüren, was ich gerade brauche, um mich selbst regulieren zu können. Meine Rückenschmerzen haben sich nicht in Luft aufgelöst, denn sie sind weiterhin mein somatischer Marker dafür, wenn es wieder an der Zeit ist, mehr auf mich zu achten. So kann ich die Schmerzen gut annehmen und bin auch ein Stück weit dankbar dafür. Als erste Akutmaßnahme auf körperlicher Ebene setze ich dann die Akkupressurmatte – gerne auch Foltermatte genannt – ein. 

Auf der mentalen Ebene bin ich absoluter „Fan“ der Achtsamkeit geworden. Vor dem Klinikaufenthalt hatte ich schon in akuten angespannten Situationen gute Erfahrung mit der progressiven Muskelentspannung gemacht. Durch das Achtsamkeitstraining bin ich viel aufmerksamer mit mir selbst geworden. Ich nehme beispielsweise viel früher Stresssignale wahr und ich habe gelernt Situationen, die mich vorher unter Druck gesetzt haben, gelassener zu begegnen. Das hat mich insgesamt zu einem ausgeglicheneren Menschen gemacht. Ich bin fokussierter, feinfühliger mit mir und auch meinen Mitmenschen gegenüber und erlebe eine höhere Belastbarkeit im Alltag bei mehr Gelassenheit.

Die Erfahrungen waren so eindrücklich, dass ich mehrere Ausbildungen besucht habe und inzwischen selbst Achtsamkeitstrainings gebe. 

 

3. Unser Monatsthema ist „Sprechende Medizin“ – inwieweit denkst du, hat für dich das Gespräch mit Arzt/Therapeut*in eine Rolle in deinem Heilungsprozess gespielt?

Das hat meiner Meinung nach eine sehr wichtige Rolle gespielt. Wenn der Körper Symptome zeigt, scheint es doch, wie in meinem Fall, nicht nur rein körperliche Ursachen zu geben. Bei schweren Erkrankungen leidet doch immer auch die Seele. Durch die Gespräche habe ich mich als ganzer Mensch wahrgenommen gefühlt, der nicht nur auf seine Symptome reduziert wurde. Ein offenes Ohr, Zugewandtheit, aufrichtiges Interesse und immer wieder Fragen stellen: Ich denke so war es möglich, viel tiefer vorzudringen und auf die Ursachen der Schmerzen zu stoßen.

 

Von der Patientin zur Trainerin: Mehr über Brigitte Ulrichs Tätigkeit gibt es unter: www.einfach-waldbaden.de  Auf ihrem Instagram oder Facebook Account oder bei Linkedin