16. Mai 2023 - Kochsendungen, Ratgeber, Ernährungsblogs – das Thema Ernährung boomt auf allen Kanälen. Nur in der klassischen Medizin wird kaum über Essen gesprochen. Dabei ist die Erkenntnis, dass Essen Medizin ist – und umgekehrt – nicht gerade neu. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation werden 50 bis 70 Prozent aller chronischen Erkrankungen durch falsche Ernährung verursacht oder zumindest verschlimmert. Doch welches Essen macht uns gesund und welches krank?

Auch wenn Ernährungstrends kommen und gehen und vieles noch unbewiesen ist, zeigt die neuere Forschung in eine Richtung: Pflanzliche Lebensmittel haben gegenüber tierischen viele gesundheitliche Vorteile und sollten darum überwiegend auf dem Teller liegen. Als ebenso unbestritten gelten heute die positiven Effekte von Ballaststoffen und von "guten" Fetten mit einem hohen Anteil an ungesättigte Fettsäuren.

Übersetzt man diese Erkenntnisse in Nahrungsmittel sollten Produkte aus Vollkorngetreide, Gemüse, vor allem Blattgemüse, Rote Beete und Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Avocado, Nüsse und (Lein-) Samen auf dem Speiseplan stehen. Ebenso gesunde Fette wie Olivenöl, Leinöl, Rapsöl oder Walnussöl sowie Gewürze wie etwa Curry oder Kurkuma und Kräuter. Unter den Obstsorten gelten vor allem Beeren als Super Foods.

Mehr Ballaststoffe und weniger Zucker – besser für den Körper

Wegen ihres zum Teil hohen Zuckerhalts werden Früchte jedoch von einigen Experten kritisch gesehen. Denn heute weiß man, dass Zucker, und eben auch Fruchtzucker, eine ganze Reihe an Erkrankungen begünstigt – angefangen bei Übergewicht über Diabetes bis hin zu Krebs und Demenz. Da Weißmehl im Körper rasch zu Zucker abgebaut wird, gehören auch Brot, Brötchen und Nudeln zu den versteckten Zuckerlieferanten. Vollkornvarianten liefern dagegen genau wie Gemüse und Leinsamen wertvolle Ballaststoffe. Die schwerverdaulichen Fasern sind einerseits für die Darmgesundheit gut und schützen andererseits das Herz-Kreislauf-System, indem sie unter anderem den Cholesterinspiegel senken und den Blutdruck regulieren.

Über tierische Fette wird noch gestritten

Während bis hierhin weitgehend Einigkeit in der Wissenschaft besteht, scheiden sich bei tierischen Produkten die Geister. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine "vorwiegend pflanzliche Ernährung" durch Milchprodukte (täglich), Fisch (ein bis zweimal pro Woche und Fleisch (maximal 600 Gramm pro Woche) zu ergänzen. Auch die Ayurveda-Ernährungslehre schließt tierische Produkte mit ein und kocht gerne mit Sahne und Butter.

Ganz anders sieht das der Arzt und Professor für Naturheilkunde Andreas Michalsen. In seinem Buch "Heilen mit der Kraft der Natur" zitiert er verschiedene Ernährungsstudien, wonach nicht nur Fleisch und Wurst schädlich für die Gesundheit sind, sondern auch Fisch und Milch krank machen können. Seiner Ansicht nach spricht vieles für eine vegane Lebensweise – auch aus ökologischen Gründen.

Frisch und naturbelassen sollten Lebensmittel sein

Aber Vorsicht: Das Soja-Würstchen aus dem Bio-Laden ist nicht die Lösung. Genau wie der Kartoffelbrei aus der Tüte oder der Aufschnitt aus dem Discounter ist es ein industriell gefertigtes Produkt. Verarbeitete Lebensmittel aber sollten grundsätzlich weitgehend vermieden, weil hierin neben Salz und Zucker oft viele Zusatzstoffe stecken. Emulgatoren etwa sollen laut Studien die Darmflora verändern und Entzündungen fördern. Die Liste an krankmachenden Zutaten ließe sich beliebig verlängern.

Eine gesunde Ernährung sieht darum frische und naturbelassene und Lebensmittel vor, die möglichst aus der Region stammen – und das gilt natürlich auch für Getränke. Wasser ist das, was unser Körper braucht, und Wassertrinken gehört ganz klar zum kleinen Einmaleins einer gesunden Ernährung.

Zu guter Letzt kommt es auch darauf an, wie wir essen. Achtsam und genussvoll sollte es sein und nicht zu viel aufs Mal, damit der Körper in Ruhe verdauen kann. Gesunde Menschen sollten außerdem Zwischenmahlzeiten vermeiden, weil andauerndes Essen Stress für den Körper ist. Andererseits sollte aus Essen auch kein Dogma werden. Die ganzheitliche Ernährungsberaterin und Foodbloggerin Stefanie Reeb fasst es so zusammen: "Habe Spaß, liebe dein Essen und dich selbst und mache deine eigenen Regeln. Das ist meine kleine Rezeptur fürs Leben."

 ham

(c) Foto via Pixabay: Devon Breen