16. Oktober 2020 - Kurze Tage, Schmuddelwetter, Beherbergungsverbote: Dieser Herbst ist herausfordernd. Schnell liegt man eingerollt auf dem Sofa. Doch wer immer nur drin hockt, ist leicht verstimmt. Die Effekte, die Bewegung im Freien bringen, sind schnell zu spüren – und mehrfach wissenschaftlich belegt.  

Blick auf Bäume oder Backsteine

Grün macht gesund. Diese Erkenntnis hatte der Architekturprofessor Roger S. Ulrich von der Chalmers Universität in Göteborg/Schweden bereits vor mehr als 30 Jahren. Ulrich war einer der ersten, der die heilsame Wirkung von Büschen und Bäumen in einer Studie beschrieb. In seiner Untersuchung teilte er Krankenhaus-Patient*innen, die sich einer Gallenblasen-Operation unterzogen hatten, in zwei Gruppen ein: Ein Teil der Patient*innen schaute aus ihren Krankenbetten durch das Fenster ins Grüne, der andere Teil der Patient*innen auf eine Backsteinmauer.

Durch den Blick ins Grüne erholten sich diese Patient*innen insgesamt schneller von der Operation. Sie benötigten geringere Dosen an Schmerzmitteln und die Pflegekräfte nahmen war, dass sie insgesamt einen optimistischeren Blick in die Zukunft hatten. Diese Untersuchung stellt den Grundstein für eine Krankenhausarchitektur dar, die auf Farben und Beleuchtungen achtet, zu der Klinikgärten mit Büschen und Bäume und der Blick ins Grüne für viele Patient*innen dazu gehören. Doch Natur kann noch mehr, auch wenn man nicht krank ist.

Wie viel Kontakt zu Natur braucht man? 

Mutter Natur beeinflusst den Menschen auf mehreren Ebenen. Egal ob man in seiner Freizeit im Park spaziert, auf einer Bank im Freien sitzt oder bereit für eine größere körperliche Belastung ist. Regelmäßige Aufenthalte in der Natur erhöhen verschiedenen Studien zufolge das allgemeine Wohlbefinden und wirken sich positiv auf die Gesundheit aus. Doch wie lange und wie regelmäßig sind solche Aufenthalte nötig, um diese Effekte tatsächlich zu erhaschen? Forscher der Universität Exeter haben das untersucht und ihre Ergebnisse 2019 in der Fachzeitschrift „Nature - Scientific Reports“ veröffentlicht. Sie kamen zu dem Schluss, dass Menschen, die zwei oder mehr Stunden wöchentlich in der Natur oder am Strand verbringen, glücklicher und häufiger auch gesünder sind, im Vergleich zu Personen, die innerhalb einer Woche gar keine Freizeit im Grünen verbringen.

Wer sich mehr Zeit für den Naturgenuss nimmt, also zwischen 200 und 300 Minuten wöchentlich, der profitiert noch mehr davon. Dabei sei es nicht relevant, so die Forscher*innen, ob man sich zwei Stunden oder länger am Stück oder eben mehrere kürzere Aufenthalte in der Natur aufhält. Ohne messbaren Einfluss bleiben jedoch alle Bemühungen, die unter der Marke von 120 Minuten pro Woche dauern.

Die Effekte der Naturaufenthalte waren übrigens nicht nur bei denen zu finden, die sich unter freiem Himmel sportlich betätigten, sondern auch bei allen anderen, die sich einfach nur so mindestens zwei Stunden lang in der Woche in der Natur aufhielten. In ihrer Untersuchung hatten die Forscher die Zeit, die Befragte im eigenen Garten verbrachten, allerdings nicht mit einbezogen.