30. Juli 2021 - Menschen, die Freunde haben, sind glücklicher und leben länger. Allerdings ist echte Freundschaft rar. Man braucht ungefähr 30 Kontakte zu anderen Personen um eine Freundin oder einen Freund zu finden. Was eine Herzensfreundschaft ausmacht, warum man sie suchen und pflegen sollte, auch wenn man in einer glücklichen Liebesbeziehung steckt und was die Schutzmaßnahmen der Pandemie mit Freundschaften gemacht hat, erklärt der Autor, Freunschaftsberater und Psychotherapeut Dr. Wolfgang Krüger im Gespräch mit weil's hilft!. Er hat sich zudem intensiv mit dem Thema in seinem Buch: "Freundschaft - beginnen, verbessern, gestalten" auseinandergesetzt.

weils hilft!: Warum sollte jeder Mensch echte Freunde haben? 

Dr. Wolfgang Krüger: Mit guten Freunden sind wir erheblich glücklicher und selbstbewusster. Menschen mit Freunden leben durchschnittlich 20 Prozent länger und haben bessere Liebesbeziehungen. Freundschaften sind nicht so aufregend wie Liebesbeziehungen, aber gerade deshalb so belastbar und daher die Basis für die innere Stabilität. Sie sind Balsam für die Seele.

Sie sagen, dass eine Liebesbeziehung im Leben nicht ausreicht. Was können Ihrer Meinung nach Freundschaften darüber hinaus leisten? 

Liebesbeziehungen sind durch die große Nähe oft auch von Krisen geprägt. Dort sind wir empfindsamer, aufgeregter, oft auch ungerechter. Freundschaften sind hingegen von einem kleinen Abstand geprägt. Man sieht sich nicht immer und ständig und muss sich neu verabreden. Das führt dazu, dass wir in Freundschaften sachlicher, vielleicht sogar vernünftiger sind. 

Gibt es von Ihnen einen Tipp, wie Freundschaften zu pflegen sind? 

Freundschaften leben vom Interesse. Wir sollten unsere Freunde gelegentlich fragen, ob sie glücklich sind. Was Ihre Lebensziele in der Pubertät waren und ob sie diese erreicht haben. Ob wir Ihnen dabei helfen können. Und wir sollten einmal unseren besten Freunden einen Freundschaftsbrief schreiben und ihnen mitteilen, was bisher gut lief und was sie sich für das nächste Jahr wünschen würden. 

Sie sprechen von Herzensfreunden. Haben sie denn Bezeichnungen für die anderen Freunde? 

Es gibt die Alltagsfreundschaften. Das können die Freizeitfreundschaften sein, die Freundschaften für den Nutzen, die man auch als Vitamin-B-Beziehungen bezeichnen könnte oder die Gruppenfreundschaften, die entstehen, wenn man beispielsweise gemeinsam einen Chor oder eine Gymnastikgruppe besucht. 

Wie sehen Sie denn die Problematik zwischen der Pandemie mit ihren Maßnahmen und einer Freundschaft?

Wir sind gerade in Krisen auf Freundschaften angewiesen und sind dann anspruchsvoller. Unsere Herzensfreundschaften, denen wir alles erzählen können, auf die wirklich Verlass ist, wurden in dieser Zeit oftmals sogar besser. Die Alltagsfreundschaften dagegen schliefen fast ein, weil man sich nicht mehr gesehen hat.  

Was ist passiert, wenn jemand die Freundschaft plötzlich kündigt? 

Das kommt auf die Intensität der Freundschaft an. Alltagsfreundschaften schlafen schnell ein, weil sie eine geringere Bindung haben. In Untersuchungen hat man herausgefunden, dass innerhalb von sieben Jahren 50 Prozent dieser Freundschaften scheitern. Aber wenn eine Herzensfreundschaft, die durchschnittlich über 30 Jahre hält, scheitert, ist das ein Drama und wird oft wie eine Partnerschaftstrennung erlebt. Es müssen sehr massive Krisen gewesen sein, die oft einen persönlichen Hintergrund haben, damit solche Herzensfreundschaften scheitern.