In einer Gesellschaft, in der sich Menschen gegenseitig großzügig mit Ressourcen unterstützen, leben die Mitglieder dieser Gesellschaft länger. Davon gehen Forschende vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung Rostock aufgrund ihrer Studienergebnisse aus.

Fanny Kluge und Tobias Vogt sahen sich die Umverteilung von Ressourcen von insgesamt 34 Länder aus der ganzen Welt genauer an. Die Forschenden griffen dabei auf Daten des Projekts „National Transfer Accounts“ zurück. In dem Projekt wurden auch Daten zusammengetragen, die aufzeigen, welche staatlichen als auch privaten Leistungen jeder Einzelne bekommt und gibt. Diese Leistungen wurden summiert und ins Verhältnis zum Lebenseinkommen gesetzt. „Neu an unserer Studie ist, dass wir zum ersten Mal Transferleistungen von Staat und Familie zusammengefasst und ihren Effekt ausgewertet haben“, erklärt Kluge den Ansatz der Untersuchung in einer Mitteilung des Max-Planck-Instituts.

Frankreich und Japan vorn

Nach der Analyse zeigte sich, dass in den Gesellschaften in westeuropäischen Ländern und in Japan ein großer Teil an die Jüngsten und die Ältesten weitergegeben wird. In Frankreich und Japan, den beiden Ländern mit den niedrigsten Sterblichkeitsraten innerhalb der untersuchten Länder, teilt ein durchschnittlicher Bürger zwischen 68 und 69 Prozent seines Lebenszeiteinkommens mit anderen. Gleichzeitig ist in beiden Ländern für Menschen über 65 Jahren das Risiko im kommenden Jahr zu sterben, nur halb so hoch wie in China oder der Türkei. In diesen beiden Ländern teilt ein Durchschnittsbürger zwischen 44 und 48 Prozent seines Lebenseinkommens. Gleichzeitig haben diese beiden Staaten die höchste Sterblichkeitsrate innerhalb der untersuchten Länder.

In den Subsahara-Ländern Afrikas, wie beispielsweise dem Senegal, teilen die Menschen hingegen den geringsten Teil ihres Lebenseinkommens und sterben im Durchschnitt auch früher. Das gilt ebenso für das wirtschaftlich besser gestellte Südafrika. Auch hier wird wenig geteilt. Auch hier ist die Sterblichkeitsrate im Vergleich zu den anderen Ländern relativ hoch, auch bei Kindern und Jugendlichen im Alter bis 20 Jahren. „Unsere Analysen legen nahe, dass Umverteilung die Sterblichkeitsrate eines Landes entscheidend beeinflusst, unabhängig vom Bruttoinlandsprodukt pro Kopf“, erläutert Kluge. Besonders interessant sei, dass die beschriebene Beziehung zwischen Großzügigkeit und Lebensdauer nicht davon abhänge, ob die Zuwendungen vom Staat oder aus dem familiären Umfeld kämen, so Kluge weiter. Beide Arten der Zuwendungen ließen die Bevölkerung im Vergleich zu Gesellschaften mit weniger Großzügigkeiten älter werden.

Die Ergebnisse der Untersuchung wurde bei "PNAS" veröffentlicht.