Eine Zunahme von Schlafstörungen, depressiven Symptomen und Angstzuständen haben Forschende als wesentliche Folgen der Corona-Pandemie ausgemacht. Donya Gilan und Nikolaus Röthke von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz haben sich die Auswirkungen der Pandemie und der dazugehörigen Maßnahmen auf die psychische Gesundheit genauer angesehen.

Dafür wertete das Team die Daten von 18 Studien aus China und anderen nichteuropäischen Ländern aus. Die Analyse zeigte, dass sich in der Allgemeinbevölkerung im Zusammenhang mit der Pandemie insgesamt mehr depressive, Angst- und posttraumatische Symptome entwickelten. Dazu gaben die Befragten Schlafstörungen an, wobei diese vor allem von Beschäftigten im Gesundheitswesen genannt wurden.

Risikofaktoren identifiziert

Die Wissenschaftler leiteten aus ihren Ergebnissen darüber hinaus auch Risikofaktoren ab, die zu solchen psychischen Stresssymptomen führten. Sie zählten den Kontakt zu Patient*innen, einen reduzierten Gesundheitsstatus, Sorgen um eine nahestehende Person, schlechten Schlaf und weibliches Geschlecht dazu. Schützend wirkten dagegen Nachrichten über eine gestiegene Anzahl genesener Covid-19-Patient*innen, soziale Unterstützung allgemein und ein als gering wahrgenommenes Infektionsrisiko.

Um auszuwerten, wie sich Lockdown und Pandemie auf die Menschen in Deutschland auswirkten, nutzten die Forschenden außerdem die Erhebungen aus der sogenannten COSMO-Studie. Dahinter verbergen sich die Antworten zu drei Befragungen der Bevölkerung Deutschlands zu psychischen Belastungen und der psychischen Widerstandsfähigkeit während der Corona-Pandemie.

Die Forscher*innen betonen, dass die Aussagekraft ihrer Ergebnisse wegen der großen Varianz der Erhebungsinstrumente zwar limitiert sei. Dennoch gebe es auch für die Bevölkerung Deutschlands Hinweise auf eine erhöhte Niedergeschlagenheit, häufigeren Gefühlen von Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit. Die Selbsteinschätzung der psychischen Widerstandskraft (Resilienz) in der Bevölkerung blieb im Vergleich zu den vor der Pandemie erhobenen Daten überraschenderweise unverändert.

Die Studienergebnisse wurden im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht.