23. Oktober 2020 - „In guten wie in schlechten Zeiten“ hört man bis heute bei Eheversprechen. Doch diese Zusage scheint nicht für psychische Probleme zu gelten, wie Forscher in einer aktuellen Untersuchung nun herausfinden.

Krankheiten sind für Angehörige und Partner immer eine zusätzliche Belastung. Doch eine psychische Erkrankung des Partners wirkt sich anders auf die Stabilität einer Beziehung aus als eine Krankheit auf körperlicher Ebene. Das haben Forscher des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung herausgefunden.

Bei einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit bei einem Partner erhöht sich das Trennungsrisiko innerhalb von zwei Jahren auf das Doppelte. Wird ein Partner hingegen körperlich krank, dann hat das kaum Auswirkungen auf die Stabilität der Beziehung, schreiben die Forscher in einer Mitteilung. Verschlechtert sich der körperliche Zustand beider Partner, dann sinke demnach die Wahrscheinlichkeit einer Trennung in den nächsten zwei Jahren.

Männer scheinen sich etwas weniger häufig zu trennen, wenn ihre Partnerinnen psychisch erkranken als Frauen, deren Partner psychisch erkranken. Ebenso wird der ökonomisch schwächere Partner, dessen psychischer Zustand sich verschlechtert, seltener verlassen, als der ökonomisch stärkere Partner. Die Forscher fanden diese Effekte sowohl bei verheirateten als auch bei unverheirateten Paaren.

Paare, die über 65 Jahre alt sind, trennen sich auch bei Verschlechterung der psychischen Gesundheit nicht so häufig wie jüngere. Die generellen Unterschiede, die es beim Trennungsverhalten zwischen den verschiedenen Altersgruppen gibt, haben die Forscher, eigenen Angaben zufolge, bereits berücksichtig.

Für ihre Untersuchung nutzte das Forscherteam um Christian Bünnings die Daten von rund 10.000 Paaren, die im Sozioökonomischen Panel in der Zeit zwischen 2004 bis 2018 erhoben worden sind. Den Befragten wurden unter anderem zwölf Fragen zum körperlichen, mentalen und emotionalen Befinden gestellt, aus denen Gesamtwerte für die psychische und körperliche Gesundheit abgeleitet wurden. Die Angaben der Befragten zur Verschlechterungen der psychischen oder körperlichen Gesundheit mussten den Gesamtwert um mindestens 25 Prozent innerhalb von zwei Jahren verringern, damit die Daten in der Untersuchung einbezogen werden konnten.

Trennungsgründe sind vielfältig

Über die Gründe für Trennungen wegen einer psychischen Erkrankung stellen die Forscher verschiedene Erklärungen vor: Zum einen könnten die Auswirkungen von psychischen Erkrankungen auf den gesunden Partner so stark sein, dass sie oder er deshalb beschließt, die Beziehung zu beenden. Zum anderen könnten psychische Probleme die Einstellungen zur Beziehung oder die Empfindungen des betroffenen Partners beeinträchtigen, selbst wenn sie oder er vom gesunden Partner unterstützt wird.

„Die Studie belegt einmal mehr die hohe gesellschaftliche Relevanz psychischer Erkrankungen. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass psychische Probleme erhebliche Folgen auf die Stabilität von Beziehungen haben“, sagt RWI-Gesundheitsökonom Christian Bünnings abschließend zu den Ergebnissen. „Hinzu kommt, dass Trennungen häufig das psychische Befinden weiter verschlechtern. Umso wichtiger ist es, psychische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.“

DOCH LIEBER ÜBERWEISEN?
Dann nutzen Sie unser
Spendenkonto Kampagne
GESUNDHEIT AKTIV e.V.
GLS Gemeinschaftsbank eG
IBAN: DE50 4306 0967 0017 2179 03
Verwendungszweck: weil´s hilft!