In unseren "3 Fragen an ..." Sommerspezial geht es heute um das Thema Hitze. Sommer, Sonne, Strand - Die warme Jahreszeit ist für viele der Inbegriff von Urlaub, Reisen und Erholung. Doch zu viel Sonne und zu hohe Temperaturen können nicht nur anstrengend, sondern auch gefährlich und gesundheitlich bedenklich sein. Wir haben Expert*innen gefragt, was sie in diesem Fall raten. Die Antworten aus der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM), Ayurveda, Naturheilkunde und Homoöpathie lesen Sie hier: 

 

Was sind Ihre Tipps für Körper und Geist bei Sommerhitze? 

 

Traditionell Chinesische Medizin 

Eine Bemerkung vorneweg: In meiner Praxis verwende ich Nadeln und individuelle Kräuterrezepturen – sowohl mit westlichen als auch chinesischen Arzneipflanzen. Darüber hinaus kann jeder/jede selbst viel zum eigenen Wohlbefinden beitragen, indem er/sie sich der Energie der Jahreszeit anpasst. Der Sommer ist die Zeit des maximalen Yang, was sich in viel Sonne und langen, heißen Tagen ausdrückt. Deshalb sollte man vermeiden, es durch seinen Lebensstil weiter anzufachen bzw. die Yin-Energie als Gegenspieler des Yang nähren, z. B. durch regelmäßige Ruhephasen in kühlen, dunklen und ruhigen Räumen.  

  • Der wichtigste Punkt ist aus meiner Sicht die Ernährung: scharfe Gewürze, frittiertes oder gebratenes Essen sowie Alkohol und Kaffee reduzieren bzw. mit kühlenden Lebensmitteln ausgleichen – zum Grillfleisch einen Salat aus Gurken und Tomaten, Joghurtdressing zum Fleisch oder Fruchtquark zum Nachtisch. Gleichzeitig darauf achten, das Yin im Körper zu nähren mit kühlenden und befeuchtenden Lebensmitteln und Getränken: Saft aus Wassermelone und Birne, Pfefferminztee aus frischen Blättern mit Zitrone und etwas braunem Zucker, Gerstenessenz (das Rezept dazu und kühlende Rezepte für den Sommer finden Sie hier.)
  • Vorsicht, wenn man zu Schwellungen in den Beinen und Händen neigt. Dann sollte man auf Milchprodukte möglichst verzichten und Rohkost nur in Maßen essen. Besser Salate aus gekochten Lebensmitteln (Reis, Nudeln, Kartoffeln, gekochtes Gemüse). Zusätzlich braucht man feuchtigkeitausleitende Lebensmittel. In diesem Fall eine/n erfahrenen TCM-Ernährungsberater*in konsultieren.
  • Aktivitäten im Freien zur Mittagszeit, der Zeit des höchsten Yang, nach Möglichkeit vermeiden. Sich vor starker Sonne mit Sonnenhut/Kappe und Sonnenbrille schützen. 
  • Stark schweißtreibende Aktivitäten vermeiden und nach dem Sport genügend mineralhaltige Getränke trinken (alkoholfreies Weizenbier oder Radler, Mineralwasser, Apfelschorle).
  • Für den Geist: Der Sommer ist die Zeit des Herzens, das in der Lehre der fünf Wandlungsphasen für die Freude steht. Im Klassiker des Gelben Kaisers heißt es: “Auf emotionaler Ebene ist es wichtig, fröhlich und heiter zu sein und keinen Groll zu hegen.” Freude stärkt das Herz (womit die vor allem die psycho-emotionale Ebene gemeint ist); Groll führt dagegen eher zur Stagnation und zusätzlicher Hitze.

 

Ayurveda 

  • Leichte und vorwiegend gekochte Mahlzeiten, da die Verdauungskraft im Sommer durch die Hitze geschwächt ist.
  • Getränke bei Zimmertemperatur bevorzugen, eisgekühlt schwächen sie die Verdauung zusätzlich.
  • Kühlende, bittere, herbe und süße Lebensmittel wie Gurke, grünes Gemüse, bittere Blattsalate, Kokos, Melone, Minze und Koriander essen.
  • Auf Alkohol, zu viel Fleisch und Milchprodukte verzichten, da sie das Feuerelement Pitta, das im Sommer eh zu hoch ist, weiter anfachen; sie sorgen auch für ein erhitztes Gemüt und vermehrte Aggressionen. 
  • Kleinere Mahlzeiten essen, nicht zu spät zu Abend essen.
  • Mittagshitze meiden, Sport in den frühen Morgenstunden machen, lieber Radfahren, Schwimmen oder eine sanfte Yogapraxis statt Extremsport oder zu viel körperliche Anstrengung.
  • Säuernde und scharfe Lebensmittel meiden, darunter zählen z. B. Tomaten, Joghurt, Zitrusfrüchte, Alkohol, Kaffee, fermentiertes, Chili, Cayennepfeffer.
  • Genug Pausen einlegen, sich nicht zu viele To Dos aufladen. Mehr Entspannendes wie Lesen, Achtsamkeitsübungen oder Meditation in den Tag einbauen.

 

Naturheilkunde 

  • Für den Körper: herz-kreislaufgefährdeten Menschen ist die prophylaktische Einnahme von Weißdorn empfohlen, relativ hochdosiert (900 – 1350 mg eines qualitätsgesicherten Produktes). Ferner, so weit möglich, engmaschige Kontrollen des zirkulierenden Flüssigkeitsvolumens (orientiert an Änderungen des sog. Hämatokrit), sowie der Blutsalze (d.h. Natrium, Kalium, Chlorid).
  • Für den Geist: entspannt, keine unnützen Diskussionen und Aufregungen über Sekundäres. Bewusstheit, dass extreme Hitzephasen für viele eine ernste Gefährdung bedeuten.

 

Homöopathie

Es gibt drei ganz wichtige Akutmittel für Beschwerden nach zu starker Sonneneinstrahlung: 

  • Belladonna: es fällt hier insbesondere der hochrote Kopf auf bei starken pulsierenden Kopfschmerzen. 
  • Glonoinum: hier fällt neben dem hochroten Kopf und den Kopfschmerzen auch eine geistige Verwirrung auf und beginnende neurologische Beschwerden, wie Probleme beim Sprechen. 
  • Natrium carbonicum: wenn es im Verlauf des Sonnenstichs zu einer sehr großen Schwäche bis hin zum Kreislaufkollapskommt.

Bei fehlender Erholung nach einem Sonnenstich, sollte insbesondere an Glonoinum und Natrium carb. gedacht werden. Wenn diese nicht helfen, kann an das kleine Mittel Veratrum viride gedacht werden. 


Wer schreibt hier und beantwortet die Fragen? Wir freuen uns sehr, dass wir für unsere Sommerfragen vier Expert*innen gewinnen konnten.

Für die Traditionell Chinesische Medizin stand uns Dr. phil. Anne Hardy, Heilpraktikerin aus Frankfurt am Main, Rede und Antwort. Sie ist Mitglied beim AGTCM. Sie beschreibt sich selbst mit den Worten: herzlich, wissbegierig, naturverbunden und lebt nach dem Motto: “I live one day at a time”.

Die ayurvdische Sicht hat uns Jana von Feel Good Ayurveda näher gebracht. Sie ist ganzheitlichen Ayurveda Ernährungs- und Gesundheitsberaterin in Berlin und teilt nebenbei noch leckere Rezepte auf ihrem Blog: https://appleandginger.de 

Die Tipps aus der Naturheilkunde kommen von Dr. med. Rainer Stange. Der Arzt, Verbandsfunktionär und Wissenschaftler ist mit weil's hilft! seit einem Kongress des www.zaen.org verbunden. Als Internist und wissenschaftlicher Mitarbeiter ist er in der Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus in Berlin tätig. Sein Lieblingszitat, nicht nur für die Sommermonate: "Froh zu sein bedarf es wenig."

Unsere Expertin aus dem Bereich Homöopathie ist Dr. med. Ina Chammah. Die Ärztin beschreibt sich selbst als pragmatisch, neugierig, und offen. In den letzten Corona-Monaten hat sie positiv gestimmt, dass Corona Veränderungen einleitet, die vorher nicht denkbar waren. Mehr Tipps von ihr gibt es auf der Seite vom Bundesverband Patienten für Homöopathie