17. Februar 2022 - Weißkohl ist die Kohlsorte, die in Deutschland am häufigsten angebaut wird. Die großen, runden, hellgrünen Kohlköpfe waren einst ein Arme-Leute-Essen und erleben in den letzten Jahren, beispielsweise als Coleslaw, also Krautsalat, eine wahre Renaissance. Das regionale Gemüse ist aber nicht nur als Vitaminbombe auf dem Teller willkommen, es kann auch äußerlich erfolgreich angewendet werden. Egal ob von innen oder außen, Weißkohl unterstützt das Immunystem. Warum? weils hilft! klärt auf.

Weißkohl als Nahrungsmittel

Ob als Suppe, Gemüsebeilage oder Rohkost. Aus Weißkohl lassen sich viele verschiedene Gerichte zaubern. Das liegt auch daran, dass Weißkohl als Nahrungsmittel hierzulande Tradition hat. Die Kohlköpfe, die wegen ihrer guten Haltbarkeit lange Zeit als Wintergemüse in den Töpfen und Pfannen landeten, können heutzutage fast ganzjährig gekauft und zubereitet werden.

Das ist auch gut so, denn im Kohl stecken zahlreiche gesundheitsfördernde und immunstärkende Inhaltsstoffe. Der Weißkohl ist beispielsweise eine echte Vitaminbombe. Neben den Vitaminen A, B, E ist auch Vitamin K im Weißkohl vorhanden. 100 Gramm des preiswerten Gemüses decken bereits den Tagesbedarf an Vitamin C eines Erwachsenen. Vitamin A erhöht die Sehkraft, stärkt Abwehr und Vitalität. Vitamin B unterstützt die Nerven und ist gut für Haut, Haare und Nägel. Und Vitamin E braucht der Körper im Einsatz gegen Umweltschadstoffe. Zudem schützt es gegen vorzeitiges Altern. Prinzipiell gilt: Je frischer der Kohl ist, umso vitaminhaltiger ist er.

Hinzu kommen die wichtigen Mineralstoffe wie beispielsweise Kalzium, Eisen und Magnesium. Mit einer Portion Weißkohl, also rund 250 Gramm, kann man beispielsweise gut die Knochen stärken, denn sie enthält ähnlich viel Kalzium wie in zwei Gläsern Milch stecken. Die besondere Mischung der Inhaltsstoffe und die spezifische Struktur lässt den Weißkohl nicht nur ein gesundes Nahrungsmittel sein, er ist auch ein Heilmittel - und das ist wissenschaftlich nachgewiesen.

Weißkohl als Heilmittel

Weißkohl regt die Bildung der Gallensäfte an und senkt den Cholesterinspiegel. Seine Inhaltsstoffe wirken antioxidativ und entzündungshemmend. Zudem kann der regelmäßige Konsum von Weißkohl nicht nur vor Magen- und Darmgeschwüren schützen, er kann diese auch bekämpfen. Bereits in den 1950er Jahren entdeckte der US-Forscher G. Cheney im Kohl einen Stoff, den er Anti-Ulcus-Faktor nannte. Später wurde klar, dass er damit eine Verbindung mit dem Namen Methyl-Methionin-Sulfonium-Bromid meinte.

Danach folgten eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen, die alle zu ähnlichen Ergebnissen kamen: Regelmäßiger Verzehr von Kohlgemüse oder auch das Trinken von Kohlsaft kann das Risiko von Magen- und Darmkrebs senken. In einer Untersuchung der Universität Bern sahen die Forschenden sogar, dass durch den Konsum von Kohl oder Kohlsaft Geschwüre am Zwölffingerdarm innerhalb von Wochen zurückbildeten. Weißkohl wirkt also antikarzinogen und kann die Vermehrung von Bakterien im Darm ankurbeln, die Entzündungsprozesse im Körper zurückdrängen und den Stoffwechsel ankurbeln.

Und auch äußerlich kann Weißkohl einiges bewirken: Als Wickel wurde er als uraltes Hausmittel bei zahlreichen Beschwerden, wie beispielsweise langsam heilende Wunden oder Gicht angewendet. Heute sind es vor allem Gelenkbeschwerden, die mit regelmäßigen Kohlwickeln behoben werden können. Dafür legt man frische Kohlblätter auf ein Brett, schneidet die Mittelrippe heraus und rollt einige mit einem Nudelholz oder ähnlichem darüber. So werden die Zellen aufgebrochen und der heilende Kohlsaft tritt aus. Gleich danach legt man die Blätter dachziegelartig direkt auf und um das betroffene Gelenk und umwickelt dieses mit dem Tuch. Mit einem weiteren Tuch wird die Auflage, die mindestens eine und höchstens zwölf Stunden wirken sollte, fixiert.

Weißkohl war ein Arme-Leute-Essen 

Bei der Vielzahl an Vorzügen stellt sich schnell die Frage, weshalb Weißkohl allmählich von den Speiseplänen verschwand. Dafür lassen sich gleich mehrere Gründe finden: Als Nachkriegsnahrungsmittel und Arme-Leute-Essen verpöhnt, wurde, wann immer es ging, auf andere Kohl- und Gemüsesorten zurückgegriffen. Der Duft, der durch den Schwefelanteil bei der Zubereitung von Kohl entsteht, wird als eher unangenehm empfunden. Zudem kann der Verzehr von Weißkohl zu Bauschmerzen und Blähungen führen.

Doch es gibt Abhilfe: Ein Schuss Essig im Kochwasser hilft gegen den unangenehmen Duft. Bei der Zubereitung von Weißkohl sollte man außerdem immer etwas Öl verwenden, denn nur dann können die Vitamine vom Körper aufgenommen werden. Die blähende Wirkung lässt sich durch Zugabe von Anis, Fenchel, Kümmel, Zwiebeln oder Knoblauch lindern. Alternativ kann man nach einer Kohlmahlzeit auch einen Tee aus Fenchel, Kümmel oder Kamille trinken. Insgesamt soll der Kohl leichter verdaulich sein, wenn die gewaschenen Blätter vor der Zubereitung ein oder zwei Tage lang eingefroren werden, bevor man diese zubereitet. Wir probieren das auf jeden Fall aus!

Auch wenn Weißkohl viele unterstützende Inhaltsstoffe hat, sollte man nicht zu viel auf einmal davon essen. Neben Verdauungsbeschwerden müssen beispielsweise Patient*innen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, beim Kohlverzehr Maß halten. Das enthaltene Vitamin K kann bei übermäßiger Aufnahme die Wirkung der Blutverdünner herabsenken. Ähnlich verhält es sich für Patient*innen, die Schilddrüsenhormone einnehmen. Auch hier können sogenannten Thioglykoside, die sich im Weißkohl befinden, dazu führen, dass die Bindung von Jod an den Eiweißbaustein Tyrosin blockiert wird. So wird die Umwandlung von Jod in Schilddrüsenhormone gehemmt, was wiederum dazu führt, dass die Schilddrüsenhormon-Konzentration nur unzureichend ansteigt. Wer sich unsicher ist, sollte unbedingt mit seinem behandelnden Arzt darüber sprechen.   

Wie fermentierte Lebensmittel, wie zum Beispiel Sauerkraut, das Immunsystem unterstützen können, findest du hier

Und: Wusstest du, dass der 17. Februar als National Cabbage Day in den USA, also als "Nationaler Kohl Tag" auserkoren wurde?