Mai 2021 - "Die meisten Menschen in Deutschland wünschen sich derzeit einen politischen Wechsel und Neuanfang", sagt Robert Vehrkamp von der Bertelsmann-Stiftung. Der Demokratieexperte fasst so die Ergebnisse des Demokratiemonitors der Stiftung knapp fünf Monate vor der Bundestagswahl zusammen.

Demnach wünschen sich mehr als sechs von zehn, genau 61,5 Prozent, einen Wechsel der Bundesregierung. Nur etwa jede*r achte Befragte ist hingegen der Meinung: Das wäre nicht gut. Gleichzeitig wünschen sich mehr als zwei Drittel (67,2 Prozent) aller Befragten in vielen Bereichen eine andere Politik, während nur gut 14 Prozent für eine Fortsetzung der jetzigen Regierungspolitik seien. "Für den Wunsch nach Wechsel ist das der höchste gemessene Wert seit der ersten Erhebung der Frage Anfang der 1990er Jahre. Die Wechselstimmung befindet sich damit auf einem Rekordniveau", fasst Vehrkamp die Ergebnisse zusammen.

Nach konkreten Politikfeldern befragt, wünschen sich die meisten Menschen (55,4 Prozent) eine neue Umwelt- und Klimaschutzpolitik, dicht gefolgt von der Flüchtlings- und Integrationspolitik (54,9 Prozent), Renten- (53,9 Prozent) und Bildungspolitik (52,4 Prozent). Auch der Wunsch nach einem Politikwechsel in der Bekämpfung der Corona-Pandemie bleibt auf hohem Niveau (52,1 Prozent). Deutlich weniger wichtig erscheint den Menschen ein Politikwechsel in der Finanzpolitik (37,3 Prozent), bei der inneren Sicherheit (35,4 Prozent) und in der Europapolitik (25,3 Prozent).

Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland

Zum Teil deutliche Unterschiede zeigen sich zwischen West- und Ostdeutschland: Während sich in Westdeutschland (57,0 Prozent) der Wunsch nach einer neuen Klimaschutzpolitik noch einmal etwas stärker ausgeprägt zeigt als im Durchschnitt aller Deutschen (55,4 Prozent), liegt der Wert in Ostdeutschland mit 47,9 Prozent spürbar niedriger. Demgegenüber wünschen sich in den ostdeutschen Bundesländern fast zwei Drittel aller Menschen vor allem eine neue Flüchtlings- und Integrationspolitik (65,9 Prozent) und eine neue Corona-Politik (64,7 Prozent). Gleichzeitig zeigt sich in Ostdeutschland aber auch der Wunsch nach einer neuen Bildungspolitik (63,6 Prozent) als deutlich stärker ausgeprägt als in Westdeutschland (49,9 Prozent).

"Wer im anstehenden Wahlkampf die Menschen mit seinen Ideen und Programmen überzeugen will, muss sie überzeugen, für einen echten Politikwechsel zu stehen", resümiert Vehrkamp die Ergebnisse weiter. "Die Zeichen stehen auf Wechsel, und zwar nicht nur auf einen Wechsel in der Regierung, sondern vor allem auf einen echten Politikwechsel.

Für die repräsentative Umfrage im Rahmen des Demokratiemonitors der Bertelsmann Stiftung wurden vom Institut für Demoskopie Allensbach in der Zeit vom 23.04.2021 bis zum 06.05.2021 1.028 Personen mündlich-persönlich befragt. Die Stichprobe ist repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung ab 16 Jahre.