28.Oktober 2020 - Klaus Holetschek macht Nägel mit Köpfen. Erst seit gut zwei Monaten als Gesundheitsstaatssekretär Bayerns im Amt lässt er Worten Taten folgen. Der 56-jährige CSU-Politiker veranlasst den Aufbau eines neuen Referates innerhalb des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege (StMGP), das sich auch mit Integrativer Medizin befassen soll. 

Genau genommen geht es beim zukünftigen Referat 74 um die Aufgaben in den Bereichen Gesundheitsnetzwerke, medizinische Rehabilitation, Kur- und Heilbäder und Integrative Medizin. Für den CSU-Politiker, der im August 2020 aus dem Bayerischen Bau- ins Gesundheitsministerium gewechselt hat, scheint dieser Schritt sinnvoll und notwendig zu sein: „Eine moderne Medizin benötigt ein patientenorientiertes Gesundheitswesen, in dem wissenschaftliche und Naturmedizin gleichberechtigt sind.“ Der Anspruch sei es, „die Möglichkeiten der konventionellen Medizin und der Naturheilkunde in einem ganzheitlichen Ansatz bestmöglich zu nutzen“, betonte Holetschek laut einer Mitteilung

Der Staatssekretär verwies in diesem Zusammenhang auch auf die bereits laufende Studie „Integrative Medizin in Bayern 2020 (IM-BAY 2020)", die vom bayerischen Gesundheitsministerium gefördert wird. Im Mittelpunkt der am Universitätsklinikum Würzburg in Kooperation mit der Klinik für Integrative Medizin am Klinikum Bamberg durchgeführten Untersuchung stehen naturheilkundliche Anwendungen und Selbsthilfestrategien. „Ziel der Studie IM-BAY 2020 ist es, Erkenntnisse über die Bandbreite und Akzeptanz naturheilkundlicher Verfahren und Lebensstilinterventionen in unterschiedlichen Fachgebieten zu gewinnen. Das StMGP fördert diese Studie mit 360.000 Euro", erklärt Holetschek dazu. 

Eigener Lehrstuhl ist wichtig 

Zudem befürwortet der Politiker, den Aufbau eines Lehrstuhls für Integrative Medizin in Bayern. „Im Bereich der Integrativen Medizin müssen wir die Forschung weiter vorantreiben und ausbauen. Wir müssen die natürlichen Heilweisen besser erforschen, sie werden sich in nächster Zeit noch mehr entwickeln. Aus diesem Grund setze ich mich auch für die Einrichtung eines Lehrstuhls für Integrative Gesundheit in Bayern ein. Hier sind wir bereits auf einem guten Weg." 

Lob dafür kommt von CDU-Gesundheitspolitiker Alexander Krau, der den Einsatz des Freistaates Bayern für die Integrative Medizin begrüßt. "Wie kein anderes Bundesland setzt sich Bayern für ein enges Miteinander von wissenschaftlicher und Naturmedizin ein", sagte Krauß. Bayern könne ein Vorbild für andere Bundesländer sein. Im Interesse der Patienten sollte vorurteilsfrei nach der besten Behandlung gesucht werden. Doch der Staatssekretär erntet auch Kritik für seine Vorhaben. „Da will jemand unter der Wortschöpfung Integrative Medizin wissenschaftliche Medizin mit Pseudomedizin unter einen Hut bringen“, wird der HNO-Arzt Christian Lübbers von TZ zitiert, der sich immer mal wieder ganz gezielt gegen Homöopathie stellt. 

Holetschek äußert sich auch zu solchen Angriffen und sagt konkret zur Homöopathie, dass das ein Thema sei, zu dem man unterschiedliche Meinungen haben kann. Fakt sei jedoch, „die Menschen wenden es an.“ Aus diesem Grund müsse man die rein emotionale Ebene verlassen und sich auch damit auseinandersetzen. 

„Sehnsucht der Menschen nach natürlicher Medizin" 

„In den vergangenen Jahrzehnten wurden an die Bevölkerung vielfältige Angebote an Heilmethoden herangetragen, die aufgrund ihrer sehr unterschiedlichen und häufig unerforschten Wirkweisen und damit ihres therapeutischen Wertes einer intensiven und kompetenzbasierten Erforschung bedürfen. Die Einsatzfähigkeit naturheilkundlicher Wirkstoffe und Wirkungsweisen – in Verbindung mit der wissenschaftlichen Medizin – ist bislang nicht ausreichend bekannt. Ein Lehrstuhl für Integrative Gesundheit soll tiefergehende Erkenntnisse zu diesen weitverbreiteten naturheilkundlichen Praktiken und Methoden hervorbringen und ihren Einsatz für die alltägliche therapeutische Anwendung prüfen“, führt Holetschek aus. Denn klar sei: Die Sehnsucht der Menschen nach natürlicher Medizin sei sehr groß. 

Die Integrative Medizin verbindet Elemente aus verschiedenen wissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen zu einem Gesamtkonzept, mit dem Ziel, die individuell beste Therapie für Patient*innen zu finden. Der Patient steht dabei im Mittelpunkt.