14. Mai 2021 - Wer sich für eine Tätigkeit in der Pflege entscheidet, macht dies vor allem aus Überzeugung, aus einer Berufung heraus. Oftmals werden Menschen in Pflegeberufen dann gefragt: Warum tust Du Dir das an?

Tatsächlich ist die Pflege in Deutschland seit Jahren in der Krise. Zu wenig Personal für zu viele Patient*innen, hohe psychische und physische Belastung, großer Zeitdruck und das alles bei schlechter Bezahlung sind die Punkte, die man immer wieder vonseiten des Pflegepersonals hört.
"Das ist nicht nur eine Katastrophe für das Pflegepersonal, sondern auch für uns, die wir an irgendeinem Punkt unseres Lebens auf gute Pflege angewiesen sein werden. Denn es geht um das Wichtigste, es geht um die Würde des Menschen, und oft auch um Leben und Tod. Gute Pflege ist nicht nur systemrelevant, sie ist lebensrelevant!", schreiben die Verantwortlichen der Kampagne Pflegerebellion dazu. Ein paar Zahlen verdeutlichen, wie dringend nötig die Erneuerung des Pflegesystems ist.

Jeder braucht irgendwann Pflege

Die Lebenserwartung der Bevölkerung in Deutschland steigt. Frauen werden im Durchschnitt mehr als 83 Jahre alt und Männer älter als 78 - Tendenz steigend. Manche erreichen das Alter bei guter Gesundheit, viele jedoch sind irgendwann in ihrem Leben auf Pflege und die Hilfe durch andere angewiesen. Mit dem Alter steigt auch das Risiko der Pflegebedürftigkeit. Konkret betrifft das in Deutschland den Statistiken zufolge über die Hälfte aller Männer und rund Dreiviertel aller Frauen.

Von den insgesamt 5,65 Millionen Menschen, die derzeit in Pflegebranche tätig sind, einschließlich in Apotheken und medizinischen Laboren, sind 76 Prozent Frauen. Lediglich 50 Prozent der Beschäftigten arbeiten Vollzeit in ihrem Beruf.

Einer der Gründe dafür ist, dass viele Pfleger*innen die an sie gestellten Anforderungen nicht mehr schaffen können oder wollen. Für die eigentliche Arbeit mit den hilfebedürftigen Menschen, was für viele der Grund dafür ist, diesen Beruf überhaupt zu ergreifen, bleibt immer weniger Zeit. Krankenhäuser und Pflegedienste werden seit Jahren privatisiert und auf Profit getrimmt werden. Personaleinsparungen und Arbeitsverdichtungen sind dann oftmals die Mittel der Wahl. Den Preis für solche Einsparungen zahlt nicht nur das Pflegepersonal selbst, sondern eben auch die Patient*innen.

Aufwertung aller Pflegeberufe

Pflegerebellion fordert deshalb eine deutliche Aufwertung aller Pflegeberufe und eine Gesundheitspolitik, die sich am Gemeinwohl und nicht an Börsengewinnen orientiert. Denn: Gesundheit ist keine Ware! Und fragt: "Warum passiert so wenig? Liegt es daran, dass in der Pflege hauptsächlich Frauen arbeiten und sogenannte Frauenberufe traditionell deutlich niedriger bewertet werden, als sogenannte Männerberufe?"
Die Antwort darauf liefert die Kampagne mit einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung. In dieser wurde die Bezahlung der unterschiedlichsten Berufe verglichen. Faktoren wie zum Beispiel die Länge der Ausbildung, die Höhe der Verantwortung, physische und körperliche Belastung und ob in dem Beruf Schichtdienst anfällt, wurden für den Vergleich herangezogen.

Nach diesem Modell erreichen medizinische Fachkräfte den gleichen CW-Index von 25 wie Software-Entwickler und -Entwicklerinnen. Demnach verdienten diese im Schnitt 27,68 Euro, eine medizinische Fachkraft hingegen 15,65 Euro und eine Altenpflegerin 14,24 Euro. Trotz des gleichen Index erhalten Arbeitnehmerinnen in der Pflegebranche ein deutlich niedrigeres Gehalt. "Das muss sich ändern!" sind sich Initiator*innen und Unterstützer*innen von Pflegerebellion einig.