27. November 2023 - Am 04. Oktober verkündete das Bundesministerium für Gesundheit die Gründung einer neuen nachgeordneten Behörde: das Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM). Primäre Aufgabe des Instituts soll es sein, sich um die Vermeidung nicht übertragbarer Erkrankungen (z.B. Krebs, Demenz, koronare Herzkrankheit) zu kümmern, während das Robert-Koch-Institut sich künftig auf die Abwehr von Infektionskrankheiten konzentrieren soll. Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach will damit Strukturreformen angehen, die jahrelang liegengeblieben sind und Prävention vorantreiben sowie die Bevölkerung besser zu Volkskrankheiten informieren. So viel kann man der entsprechenden Pressmitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit entnehmen.

Als Reaktion auf die Ankündigung ging dem Bundesgesundheitsminister nun am 21. November 2023 ein offener Brief zu. Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Vorstandsvorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes – Gesamtverband und von Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V., und Dr. Thomas Götz, Staatssekretär a.D., sowie mehr als 150 Organisationen und Einzelpersonen kritisieren darin die Ausrichtung des Instituts. Angefangen bei der Namensgebung, die ein unzeitgemäßes Verständnis von Public Health zementiere und den gesamten „Bereich der Gesundheitsförderung, Verhältnisprävention und der Prävention in Lebenswelten“ inkl. des ganzen Bereichs der psychischen Gesundheit ausschließe. Eine erfolgreiche Gesundheitsförderung benötige aber insbesondere sozialwissenschaftliche Konzepte, um die sozial bedingte Ungleichheit von Gesundheitschancen aufzubrechen. Hierbei gehe es um Selbstbestimmung, Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeit, Empowerment und Teilhabe.

Lebensbedingungen essenziell für Gesundheit

Denn für die Gesundheit der Bevölkerung seien ihre jeweiligen Lebensbedingungen deutlich wichtiger als medizinische Prävention und Versorgung im Krankheitsfall. „Was es mehr braucht als Aufklärung und Prävention in der Medizin, ist eine ganzheitliche, krankheitsübergreifende, an einem dynamischen Verständnis von Gesundheit und Wohlbefinden ausgerichtete Strategie, die sich bereits im Namen des Institutes widerspiegelt und nicht verschämt selbst auf den Begriff Gesundheit verzichtet“, so das Fazit.

Rosenbrock und Götz plädieren deshalb für ein „Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit“ als Koordinierungsstelle der regional, lokal und zielgruppen- und lebensweltspezifisch differenzierten Gesundheitsförderung und Prävention.

Mitunterzeichner des offenen Briefes sind unter anderen die zwei Trägerorganisationen von weil’s hilft! GESUNDHEIT AKTIV e.V. und der KNEIPP-BUND.

Der offene Brief kann hier heruntergeladen werden: https://www.der-paritaetische.de/fileadmin/user_upload/Seiten/Presse/docs/Offener_Brief_BIPAM.pdf

(c) Foto via Unsplash: Scott Graham