Derzeit laufen diverse Studien, die zum Ziel haben, eine wirksame schulmedizinische Therapie für Covid-19, die von SARS-CoV-2 ausgelöste Erkrankung, zu finden. Am intensivsten beforscht werden antivirale Medikamente wie Remdesivir. Ein Übersichtsartikel im renommierten Journal of the American Medical Association (JAMA) fasst die Datenlage zu allen bislang in den Blick genommenen Arzneimitteln zusammen: „Für keine Therapie konnte eine Wirksamkeit nachgewiesen werden.“1

Zweites Standbein der konventionellen Maßnahmen gegen Corona ist eine noch zu entwickelnde Impfung. Die deutsche Regierung knüpft gar das Ende der Krise an selbigen: „Die Corona-Pandemie endet, wenn ein Impfstoff für die Bevölkerung zur Verfügung steht.“2 Bis zu 750 Mio. Euro Steuergelder lässt die Bundesregierung laut Tagesschau in die Impfstoffentwicklung und -produktion fließen.3 Hinzu kommen 1,4 Mrd., die die Europäische Kommission unter Beteiligung von Deutschland investiert.4 Normalerweise dauern die Entwicklung und Zulassung eines Impfstoffs mehrere Jahre, damit für Wirksamkeit und Sicherheit des Präparats gesorgt werden kann. Hierzu meint der Chef-Virologe der Bundesregierung, Prof. Christian Drosten: „Man könnte sich vorstellen, dass man bestimmte Aspekte der Impfstoffzulassung für diese Krise übergeht und dass man nicht gut ausprobierte Impfstoffe verimpft.“5  

Eine bedenkliche Aussage. Zwar ist die verantwortungsvolle Entwicklung wirksamer Impfstoffe ein sinnvoller und notwendiger Baustein internationaler Strategien gegen jegliche Pandemie und müssen den Menschen, die sich damit schützen wollen, weltweit zugänglich sein. Dennoch ist es aus wissenschaftlicher und ethischer Perspektive unerlässlich, bei der Entwicklung und vor allem der Erprobung dieser Impfstoffe besondere Sorgfalt walten zu lassen. Dies schließt eine besonders gründliche und längerfristige Beobachtung auf eventuelle unerwünschte Arzneiwirkungen ein. In einem ausführlichen Positionspapier zur Impfstoffentwicklung, zur Impfpflicht und zum Immunitätsnachweis haben die Ärzte für Individuelle Impfentscheidung auf diese Probleme hingewiesen 

Das Kaninchen vor der Schlange

Wie realistisch ist es aber aus wissenschaftlich-medizinischer Perspektive, zeitnah ein wirksames und sicheres Präparat zu entwickeln?

Trotz jahrelanger, intensiver und internationaler Bemühungen ist es bis heute nicht gelungen, Impfstoffe gegen Corona-Viren (SARS, MERS) zu entwickeln. So zeigte sich z. B. bei den bisherigen Impfstoffkandidaten gegen SARS, dass geimpfte Versuchstiere nach der gezielten Infektion mit dem Wildvirus schwerwiegende Lungenschäden entwickelten. Darüber hinaus verwenden viele der aktuell in Entwicklung befindlichen Impfstoffe Technologien, die entweder völlig neuartig sind und bei denen daher keinerlei klinische Erfahrung am Menschen vorliegen (mRNA-Impfstoffe), oder die sich noch im Erprobungsstadium mit sehr eingeschränkter Erfahrung befinden (z. B. Impfstoffe unter Verwendung viraler Vektoren). Von den 12 laut WHO bereits in der klinischen Prüfung befindlichen Impfstoffkandidaten enthalten 7 rekombinante RNA oder DNA.6 Es handelt sich somit eigentlich um „Gentherapeutika“ nach EU-Richtlinie 2009/120, 2.1. Dass diese Arzneimittel trotzdem nicht als solche bezeichnet werden, obwohl sie definitionsgemäß in diese Substanzklasse fielen, liegt allein daran, dass der entsprechende Absatz den lapidaren Zusatz enthält: „Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten sind keine Gentherapeutika.“7 Dass bleibende genetische Veränderungen oder Auswirkungen solcher Impfstoffe auf die Keimbahn möglich sind, wird zwar häufig verneint, jedoch enthält beispielsweise das Studienprotokoll für das Präparat „2019-nCoV Vaccine (mRNA-1273)“ rigorose Vorschriften zur Schwangerschaftsverhütung für Probanden.8 Fakt ist in jedem Falle, dass bei einigen der Kandidaten, zu denen klinische Studien geplant sind oder bereits laufen, in die genetischen Prozesse der Zellkommunikation eingegriffen wird, damit Körperzellen neue Stoffe produzieren, die bisher nicht in ihrem genetisch programmierten Spektrum lagen. Die potentiellen Risiken bzw. die Langzeitauswirkungen derartig neuer, genmodifizierenden Eingriffe in den menschlichen Organismus sind derzeit nicht verantwortungsvoll beurteilbar.

Für alle Corona-Impfstoffe ist außerdem schwer absehbar, ob die beabsichtigte Immunisierung auch für natürliche Mutationen der betreffenden Viren, also für die nächste Saison, wirksam ist. Vernünftig beurteilbar ist dies immer erst im Nachhinein. Unter anderem aus diesem Grund ist auch die alljährliche Impfung gegen Influenza (Grippe) von sehr unterschiedlicher Wirksamkeit und insgesamt eine der Impfungen, mit einem wenig überzeugenden Nutzen/Risiko-Profil. Daher bemerkt der Epidemiologe Tom Jefferson, der für die Gruppe Atemwegserkrankungen der Cochrane-Collaboration, einer der führenden Forschungsorganisation auf dem Gebiet der Evidenzbasierten Medizin, arbeitet: „Die Influenza-Prävention ist zu einer Branche geworden, die von schlechten wissenschaftlichen Belegen und Entscheidungsträgern mit Interessenkonflikten angetrieben wird[.] Die einzige Gewissheit ist die Rendite für die Industrie."9

Fazit
Ein möglicher Impfstoff kann nicht der alleinige bzw. zentrale Lösungsansatz sein, um die gegenwärtige Pandemie zu bekämpfen. Notwendig ist vielmehr eine sinnvolle Kombination schulmedizinischer und naturmedizinischer Verfahren und ein wachsendes Bewusstsein, dass nur gesunde Veränderungen des Lebensstils mittel- und langfristig schwere Krankheitsverläufe reduzieren helfen. Weil’s hilft! fordert daher auch in Coronazeiten eine Integrative Medizin, die Schulmedizin und Naturmedizin auf Augenhöhe vereint.

Fußnoten
[1] jamanetwork.com, Studie April 2020
[2] bundesfinanzministerium.de, Ergebnis Koalitionsausschuss 3. Juni 2020
[3] tagesschau.de, 11. Mai 2020
[4] ec.europa.eu, Pressemitteilung 4. Mai 2020
[5] zeit.de, 20. März 2020
[6] who.int, Publication24. Juni 2020
[7] eur-lex.europa.eu, Amtsblatt der Europäischen Union 15. September 2009
[8] clinicaltrials.gov, Studie Februar 2020
[9] cbc.ca, 25. November 2012