17. Februar 2021 - Obwohl sich die Zeit der Pandemie für die meisten Menschen wie ein einziger Verzicht anfühlt, ist die Mehrheit der Deutschen bereit in diesem Jahr zu fasten. Das ist das Ergebnis einer repräsentative Forsa-Umfrage, die im Auftrag der DAK-Gesundheit durchgeführt wurde. Demnach gibt 84 Prozent der Deutschen an, dass die Corona-Situation generell keinen Einfluss darauf hat, ob und in welchem Umfang sie in diesem Jahr fasten möchten. Sieben Prozent aller Befragten geben an, dass sie angesichts der aktuellen Corona-Situation eher bereit sind, zu fasten. Acht Prozent sind demgegenüber weniger dazu bereit. Die meisten Befragten wollen in diesem Jahr Alkohol (73 Prozent) und Süßigkeiten (68 Prozent) meiden. Fasten ist also ein Trend wie nie zuvor - und gesund.

Doch was versteht man unter Fasten? 

Fasten bedeutet zu verzichten – und zwar auf ganz verschiedene Dinge oder in ganz verschiedenen Bereichen und zu ganz unterschiedlichen Zeiträumen. Neben dem vollständigen oder teilweisen Verzicht auf bestimmte Nahrungs- oder Genussmittel wie Zucker, Fleisch Nikotin oder Alkohol gibt es neuerdings auch selbstauferlegten Verzicht auf Fernsehen, soziale Medien oder gleich das ganze Internet.  

Durch das zeitweise Aussetzen von Gewohnheiten soll sich ein neues Bewusstsein für die alltäglichen Dinge des Lebens entwickeln können. Egal, ob es sich um Freizeitbeschäftigungen handelt oder um das, was auf den Teller kommt. Viele hoffen, auf diese Weise eine Art “Reset”, also einen Neustart für Körper, Geist und Seele zu schaffen und ein insgesamt ausgewogeneres Verhalten in den Alltag integrieren zu können. Religiöse Motivationen spielen für das Fasten eine eher untergeordnete Rolle.  

Buße und Besinnung

Dabei kommt die Idee von Fastenzeiten aus verschiedenen Religionen. Im Christentum beispielsweise beginnt sie mit dem Aschermittwoch und endet am Ostersonntag. Während dieser Zeit der 40-tägigen Enthaltsamkeit soll sich der Mensch neu besinnen, Buße tun und die Nähe zu Gott suchen, so die Vorstellung der Kirche. Im Mittelalter galten strenge Regeln für die gläubigen Christen. Es war verboten in dieser Zeit Fleisch zu essen. Auch tierische Produkte wie Eier, Butter, Sahne, Milch und Käse waren verboten. Am Aschermittwoch wurde deshalb das bekannte Heringsessen etabliert und zu Ostern die Eier verspeist, die sich in der Fastenzeit angesammelt hatten.  

Heute gibt es diese strengen Regeln so nicht mehr. Auch wenn heute jeder frei entscheiden kann, ob und auf welche Art und Weise gefastet wird, kommen in diesem Jahr zum Verzicht einige besondere Herausforderungen hinzu. Sämtliche Formen des digitalen Fastens beispielsweise sind durch den Lockdown und das Arbeiten im Homeoffice für viele gar nicht möglich.  

Die evangelische Kirche, die die Fastenzeit seit einigen Jahren unter dem Motto: "7 Wochen ohne" angeht, dreht in diesem Jahr den Spieß um und setzt unter dem Slogan: "Spielraum – Sieben Wochen ohne Blockaden" vor allem auf virtuelle Treffen von Fastengruppen und Gottesdienste. Wie kann ich innerhalb von akzeptierten Grenzen großzügig und vertrauensvoll leben? scheint in dieser Zeit der Corona-Krise die allgemein bestimmende Frage zu sein, die durch Arnd Brummer, Geschäftsführer der Aktion "7 Wochen ohne" aufgeworfen wird.