AUS DER APOTHEKE – 
DIE NEUE WEIL’S HILFT! KOLUMNE MIT BIRGIT EMDE

11. März 2021  Im März ist es noch kalt, obwohl der Frühling schon in den Startlöchern steht. Aktuell suchen unsere Apotheke vermehrt Frauen auf, die unter Blasenbeschwerden leiden. Im folgenden Fall möchte ich an dem Beispiel Blasenentzündung erzählen, wie ich ganzheitlich berate. 

Problem erkennen 

Eine Frau mittleren Alters, nennen wir sie Frau Mayr, kommt zu mir in die Apotheke. Sie hat vom Arzt ein Rezept bekommen, auf dem ein Antibiotikum zur Einmalgabe verordnet ist. Ich tippe auf eine Blasenentzündung und frage vorsichtig nach. Sie bejaht meine Vermutung und sagt, dass sie krampfartige Schmerzen hat. Wir kommen ins Gespräch. 

Fragen stellen

Um mir ein Bild von der persönlichen Situation von Frau Mayr zu machen, stelle ich ein paar Fragen. Nur durch Fragen kann ich herausfinden, inwieweit eine erweiterte Beratung möglich und ob eine Stärkung der Selbstheilungskräfte von ihr gewünscht ist. Sind die Beschwerden einmalig akut oder wiederkehrend? Frau Mayr betont, dass es schon die zweite Blasentzündung binnen eines Jahres ist und damit auch die zweite Antibiotikaverordnung. Ihr Arzt hat den Urin getestet und ihr noch mit auf den Weg gegeben, genug zu trinken. Meine Folgefrage widmet sich der Wärme. Sind Füße, Beine und das Becken gut durchwärmt? Oder besteht eine Neigung zu chronisch kalten Füßen? Kalte Füße kennt Frau Mayr gut. Es vergeht kein Abend ohne Wärmflasche.

Ich erkläre ihr kurz, den Zusammenhang von einem nicht gut durchwärmten Körper und einer Blasenentzündung. Wenn Füße und Beine kalt sind, ist der Unterleib schlechter durchblutet, das Immunsystem weniger präsent und die Tore für eine Infektion weiter geöffnet. Kommt es dann zu einer Verkühlung von außen, kann die Blase sich nicht "wehren", wird gereizt oder entzündet sich. Eine weitere Frage widmet sich dem Trinken. Wie viel trinkt Frau Mayr und was trinkt sie im Laufe des Tages? Ihre Antwort lautet 2-3 Tassen Kaffee und jeweils zu den Mahlzeiten ein kleines Glas Wasser. Hier ist der Hinweis auf eine ausreichende Durchspülung der Harnwege wichtig. Aus diesem kurzen Gespräch ergeben sich wertvolle Hinweise einer ergänzenden Behandlung, um einer erneuten Blasenentzündung wirkungsvoll entgegenzutreten.

Ganzheitlich beraten

Ich berate gerne nach einem "Drei Säulen-Modell": innere Therapie mit Arzneimitteln, äußere Therapie mit Auflagen, Salben, Wasseranwendungen und immer ein Aspekt zur Ernährung. Ich beginne mit dem Antibiotikum und erkläre genau, wie und wann sie es einnehmen soll und was dabei zu beachten ist. Ergänzend habe ich für Frau Mayr folgende Empfehlungen: Zur Anregung der Wärme der Gliedmaßen und Füße soll sie abends vor dem Schlafengehen ein ansteigendes Fußbad machen. Dafür steigt die Temperatur des Badewassers durch die stufenweise Zugabe von heißem Wasser innerhalb von 10 Minuten. Der Körper beantwortet diesen langsamen Wärmeanstieg mit einer aktiven Eigenwärme. Zur Steigerung der örtlichen Durchblutung der Füße kann dem Badewasser noch getrocknetes Ingwerpulver beigemischt werden. Um die Blasenregion warmzuhalten und die schmerzhaften Krämpfe zu lindern, empfehle ich Frau Mayr einen lokalen Blasenwickel mit Eukalyptus

Direkt auf der Blasenregion aufgelegt durchwärmt er, unterstützt die Heilung und wirkt entkrampfend. Als Tee empfehle ich 3-mal täglich eine Tasse einer Mischung aus Goldrutenkraut, Schachtelhalmkraut und Birkenblättern. Jede Tasse sollte frisch aufgebrüht werden. Zusätzlich kann Frau Mayr bis zu 2 Liter Wasser trinken und natürlich ihren Kaffee. Die Ernährung sollte zuckerarm und reich an Vitamin C sein. Um die Durchspülung und Entzündungshemmung noch weiter anzuregen, eignen sich Arzneimittel der Phytotherapie (Heilpflanzen) mit Bärentraubenblättern, Tausendgüldenkraut oder Goldrutenkraut. Anthroposophische Arzneimittel mit Schafgarbe und Cantharis und Homöopathika können die Regenerationskräfte der Blase anregen. Frau Mayr verlässt mit einem Paket von Empfehlungen für ihre Blase die Apotheke und hat viel erfahren, was sie für ihre Selbstheilungskräfte tun kann. 

Wer schreibt hier: Aus der Apotheke – die weil’s hilft! Kolumne mit Birgit Emde

Für Birgit Emde ist die Apotheke ein Ort, an dem Integrative Medizin gelebt werden kann. Neben der Behandlung von Beschwerden möchte sie das salutogene Potenzial des Menschen stärken, das heißt die Selbstheilungskräfte unterstützen und damit vorbeugend wirksam sein. Das macht sie, wann immer möglich und gewünscht, wenn eine ärztliche Verordnung (Rezept) eingereicht wird oder Menschen mit Beschwerden oder einer Erkrankung direkt zu ihr kommen. 

Birgit Emde ist Apothekerin für Anthroposophische Pharmazie und arbeitet in einer Apotheke. Außerdem hält sie Vorträge und ist Fachbuchautorin. Ihr aktuelles Buch „Anthroposophische Arzneimittel-Beratungsempfehlungen für die Selbstmedikation“ ist zusammen mit Juliane Riedel in der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft Stuttgart erschienen. Hier finden Sie weitere Veröffentlichungen von Birgit Emde.

Seit März 2021 schreibt Birgit Emde monatlich für weil’s hilft! über ihre Erfahrungen und Fragen in ihrem Apothekenalltag. Sollten auch Sie eine Frage an Birgit Emde haben, melden sie sich gerne unter:
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