Nicht jede Herz-OP lässt sich durch Fahrradfahren vermeiden. Aber viele der in Deutschland sehr häufig durchgeführten Stent-Operationen (Einführen eines Metallröhrchens in ein verengtes Gefäß, um den ungehinderten Blutfluss aufrechtzuerhalten) würden durch regelmäßiges In-die-Pedale-treten überflüssig. Denn 90 Prozent aller Herzinfarkte und 80 Prozent aller Schlaganfälle sind allein durch unseren Lebensstil bedingt. [1]

Schon zehn Minuten flottes Gehen jeden Tag senkt das individuelle Risiko für einen Herzinfarkt um rund 20 Prozent. [2] Herzgesunde Ernährung und ein besserer Umgang mit Stress und Emotionen sind weitere positive Lebensstil-Instrumente.

Wie aber sieht die Realität aus? Deutschland hat nach den USA und der Schweiz das drittteuerste Gesundheitssystem (mit Kosten von 1 Milliarde Euro pro Tag). Aber in der OECD haben deutsche Männer die schlechteste Lebenserwartung in West-Europa und auch die Frauen schneiden vergleichsweise schlecht ab. Im Vergleich zum Beispiel zu den Niederlanden, die vergleichbar in Altersstruktur, Lebensstil, Bruttosozialprodukt und dem Gesundheitssystem sind, werden in Deutschland rund viermal mehr Katheterinterventionen durchgeführt, und trotzdem sterben im Verhältnis bei uns ein Drittel mehr Menschen an einer ischämischen (durch mangelnde Durchblutung bedingten) Herzkrankheit.[3,4] Nach neuen Studien verlängert eine Gefäßprothese (Stent) das Leben nur, wenn ein akuter Infarkt vorliegt. Die Leistungsfähigkeit des Herzens verbessert sich durch einen Stent nicht,[5] wird aber z.B. durch regelmäßiges Fahrradfahren oder andere Bewegung deutlich gesteigert.

Alle, die nach längerer Zeit wieder mit einem Bewegungsprogramm starten wollen, sollten jedoch vorab mit ihrem Arzt / ihrer Ärztin sprechen, um das für sie passende Maß zu finden.

 

[1] Yusuf S et al: Effect of potentially modifiable risk factors associated with myocardial infarction in 52 countries (the INTERHEARTstudy): case-control study. The Lancet. 2004; 364: 937–52.

[2] Deutsche Herzstiftung: (Zugriff 7.4.2019)

[3] European Society of Cardiology, 2013

[4] Ländervergleich (2015)

[5] Al-Lamee R et al: Percutaneous coronary intervention in stable angina (ORBITA): a double-blind, randomised controlled trial. The Lancet. January 06, 2018; Volume 391, Iss. 10115, P31-40.