Stimmt nicht – es lebe das gepflegte Vorurteil. Wahrscheinlich wird es dadurch gespeist, dass besonders ältere Menschen die Kneipp-Anwendungen noch von früher kennen und von Kind an um ihre positive Wirkung für Körper, Seele und Geist wissen. Heute sind Kneipp-Kuren bei allen Altersstufen sehr beliebt und erleben in einer Zeit erhöhten Stresses und gesundheitlicher Belastungen geradezu eine Renaissance – beispielsweise auch bei Mutter-Kind- oder Vater-Kind-Maßnahmen. Denn die Kombination aus Wassertherapie, Ernährung, Bewegung, Kräutern und einer individuell angepassten Lebensordnung stärkt nicht nur das Immunsystem, sondern steigert das Wohlbefinden und verspricht ein komplett neues Lebensgefühl.

Indikationen und Anwendungen
Die Kneipp-Kur wird vorbeugend oder auch zur Behandlung nach einer Erkrankung eingesetzt und oft mit anderen klassischen Anwendungsformen verknüpft. Bei der Wassertherapie, auch Hydrotherapie genannt, dient das Wasser als Vermittler von Temperaturreizen. Die Wechselwirkung von warmem und kaltem Wasser stärkt vor allem das biologische Abwehrsystem des Körpers und die Durchblutung. Typische Therapien sind beispielsweise das Wassertreten, Güsse, Bäder oder Waschungen.

Bei einer Kneipp-Kur geht es außerdem um das Zusammenspiel von Belastungen und Ruhe. Zu dieser Bewegungstherapie zählen Massageformen und Wandern, Radfahren oder Schwimmen. Die Ernährung sollte ausgewogen und naturbelassen sein. Auch Heilpflanzen kommen zum Einsatz (Phytotherapie), welche zum Beispiel in Tees, Ölen oder Salben verwendet werden. Insgesamt soll durch eine neue Ordnung das Leben in Einklang gebracht und das seelische Gleichgewicht wiederhergestellt werden.

Eine Kneipp-Kur ist vor allem ratsam bei lebensstilbedingten Befindlichkeitsstörungen, darunter beispielsweise Herz- und Kreislauferkrankungen, chronischer Bronchitis, Schulter- und Rückenschmerzen, Stoffwechselerkrankungen, nervöser oder chronischer Magenschleimhautentzündung, Migräne und Tinnitus.

Bei einer Kneipp-Kur handelt es sich um medizinische Vorsorgeleistungen nach § 23 SGB V.

Zertifizierte Kneipp-Kurbetriebe
Als ein Merkmal der Qualitätssicherung zeichnet der Kneipp-Bund e.V. als Bundesverband für Gesundheitsförderung und Prävention Einrichtungen und Betriebe aus, die Kneipp-Kuren fachgerecht und unter Einhaltung vorgegebener Richtlinien anbieten, basierend auf der ganzheitlichen Gesundheitskonzeption nach Kneipp. Die Zertifizierung und das Gütesiegel „Vom Kneipp-Bund e.V. anerkannter Kurbetrieb" vermitteln dem Gast die Sicherheit einer originalen Kneipp-Kur.

Übrigens: Besonderen Zulauf gibt es bei den vom Kneipp-Bund e.V. anerkannten, d.h. zertifizierten, Kindertageseinrichtungen – inzwischen gibt es fast 500 Kitas in Deutschland, die Kneipp-Anwendungen systematisch in das Trägerkonzept und den Kitaalltag integriert haben.

Spezielle Väter-Kur
Für gestresste Papas gibt es sogar eine spezielle Väter-Kur, die über das Müttergenesungswerk vermittelt wird; sie ermöglicht Vätern in Erziehungsverantwortung, sich mit oder ohne ihre Kinder in einem 3-wöchigen stationären Aufenthalt behandeln zu lassen. Dabei werden die vater- und männerspezifischen Gesundheitsstörungen und Problematiken intensiv behandelt. Die ganzheitliche Behandlungsweise unter Berücksichtigung medizinischer, psychologischer und sozialer Aspekte ist integrativer Bestandteil des Behandlungskonzeptes.

Fazit
Generell gilt also: Kneipp-Anwendungen sind eine medizinische Vorsorgeleistung für jedes Alter, jedes Geschlecht, jeden Geldbeutel und jede Lebenssituation!

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