Das ist richtig, wenn man sich in Gesellschaft befindet. Für Therapeut*innen der Chinesischen Medizin gibt die Zunge der Patienten hingegen wichtige Informationen zu deren gesundheitlichem Zustand. Mit Hilfe der Zungendiagnose, die u.a. die Zungengröße, -form, -farbe und den Belag berücksichtigt, erkennt die Therapeut*in, wie es um die Gesundheit dieses Menschen bestellt ist. Auch die Zungenränder und der Zustand der Unterzungenvenen werden mit berücksichtigt.

Die Chinesische Medizin betrachtet die Zunge als einen Mikrokosmos, der vieles offenbart: Die Zunge eines gesunden Menschen ist weder zu trocken noch zu feucht, nicht auffallend blass oder rot und hat nur einen leichten Zungenbelag. Dies zeigt an, dass der Mensch körperlich, aber auch emotional im Gleichgewicht ist.

Ist die Zunge hingegen auffallend blass, zeigt dies, dass ein Mangel von Yang und Qi (könnte man ungefähr mit einem Mangel an Wärme und Lebensenergie übersetzen) im Körper vorliegen kann. Hier würde man raten, zu kalte Lebensmittel zu meiden und wärmende zu bevorzugen. Therapeuten könnten entsprechende Arzneimittel verschreiben, um das Innere zu wärmen. Ist die Zunge dagegen auffallend rot, wäre das eher ein Zeichen für ein Übermaß von Yang (also zu viel Hitze oder Wärme). Hier wäre das Hinzufügen von noch mehr Hitze fatal, man würde stattdessen kühlende Lebensmittel bevorzugen.

Manchmal sieht man an der eigenen Zunge deutliche Zahneindrücke und fragt sich, woher diese kommen. Diese Zahnabdrücke weisen auf zu viel Feuchtigkeit im Körper hin. Beim Anblick einer solchen Zunge diagnostizieren Therapeut*innen der Chinesischen Medizin vielleicht „Qi-Mangel der Milz“. Die Milz ist nach der Chinesischen Medizin-Theorie für die Umwandlung von Feuchtigkeit zuständig ist. Auch hier würden Therapeut*innen angepasste Ernährungsempfehlungen aussprechen sowie Akupunktur und eventuell Moxa (das Abbrennen von Beifußkraut) anwenden.

Aus vielen weiteren Zungenzeichen und der Kombination von diesen, können erfahrene Therapeut*innen verschiedene, teils komplexe Dysbalancen ableiten. Zusammen mit weiteren körperlichen Symptomen sowie zusätzlicher Diagnostik erhalten sie wertvolle Hinweise für das erforderliche therapeutische Vorgehen.

Wenn Sie also das nächste Mal das dringende Bedürfnis verspüren, jemanden die Zunge hinauszustrecken, seien Sie sich bewusst, dass Sie hiermit unter Umständen mehr über sich preisgeben, als Ihnen lieb ist – vorausgesetzt ein TCM-Therapeut erhascht einen Blick darauf.

Hinweise zu ausgebildeten TCM Therapeuten in Deutschland: www.agtcm.de/patienten