14.Dezember 2021 - Mit dem Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin ist in diesem Jahr Frau Dr. Bettina Berger geehrt worden. Die Wissenschaftlerin von der Universität Witten/Herdecke hat gemeinsam mit ihrer Arbeitsgruppe eine Machbarkeitsstudie zum Fasten bei Typ-1-Diabetes eingereicht. Die veröffentlichte  Studie zeigt, dass mehrtägiges Fasten auch für diese Gruppe chronisch Erkrankter eine Option aus der Palette der Naturheilverfahren sein kann.

Fasten, als freiwilliger Verzicht auf feste Nahrung über einen bestimmten Zeitraum, wird in zahlreichen Kulturen und Religionen praktiziert. Es ist aus der modernen Naturheilkunde nicht mehr wegzudenken, denn als therapeutische Maßnahme konnte bereits eine Vielzahl von positiven Wirkungen nachgewiesen werden. Bisher wurde Patient*innen mit Typ-1-Diabetes vom Fasten abgeraten. Vor allem wird dies mit der komplizierten Steuerung des Insulin-Haushaltes begründet. Aus diesem Grund sind bisher auch nur wenige Ärzt*innen bereit, Menschen mit Typ 1 Diabetes während des Fastens zu betreuen.

Kontrolliertes Fasten nach Buchinger

Dr. Bettina Berger hat mit ihrer Arbeitsgruppe nun einen ersten Schritt gewagt und innerhalb der Machbarkeitsstudie die Auswirkungen durch das Fasten untersucht. 20 Personen mit Diabetes und eine Referenzgruppe von 10 Personen ohne Diabetes fastete sieben Tage nach dem Buchinger-Programm. 

Das Buchinger Fasten umfasst neben der Einnahme von Flüssigkeiten wie Brühe, Gemüsesaft, Wasser und Tee auch Bewegung, ressourcenorientiertes Training und Achtsamkeit. Gleichzeitig wurden die Insulindosierungen an das Fasten angepasst und alle wichtigen Diabetes-Werte regelmäßig kontrolliert.

Mehr Kompetenz im Umgang mit der Erkrankung

Es zeigte sich, dass die Blutzuckerwerte während des Fastens überwiegend im Zielbereich geblieben sind. Es gab weder schwere Hypo- noch Hyperglykämien, also Zustände von schwerer Unter- oder Überzuckerung. Zudem konnten messbare Verbesserungen beim Gewicht der Probanden und dem Body Mass Index, BMI direkt nach dem Fasten und sogar bei einer Nacherhebung der Daten festgestellt werden. Die Probanden gaben bei der Befragung vier Monate nach dem Fasten an, dass sich neben den physischen Verbesserungen deutliche Änderungen in ihrem Diabetes-Management ergeben haben, darunter eine gesteigerte Flexibilität im Umgang mit Essensvorschriften und die Entwicklung der Fähigkeit zum intermittierenden Fasten, auch als Intervallfasten bekannt.

"Die Jury hält diese Studie der komplexen Fastenintervention für einen wichtigen Meilenstein in der zukünftigen Behandlung auch von Typ I Diabetiker*Innen; nunmehr ist deren Sicherheit und Nutzen gut belegt und sollte auf größere Patient*Innenkollektive angewandt werden", begründete Professor Harald Matthes, Vorstand der Hufelandgesellschaft, die diesjährige Auswahl.

Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige, von der Hufelandgesellschaft und der Holzschuh-Stiftung zusammengestellte Jury. Bewertet werden dabei unter anderem das Studiendesign und die Qualität der Ergebnisse sowie die Relevanz für die Komplementärmedizin. Der Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin ist in diesem Jahr bereits zum 15. Mal vergeben worden und mit 5.000 Euro dotiert. Die Bewerbungen für den nächsten Holzschuh-Preis können schon eingereicht werden. 

Im weil's hilft! Podcast hat Dr. Bettina Berger über integrative Gesundheitskompetenz gesprochen.