02. November 2021 - Die Hoffnung von Patient*innen, eine Behandlung zu erhalten, die auf ihre individuelle Krankheitsgeschichte passt, ist eng mit dem Begriff der individualisierten Medizin verbunden. Jedoch wird unter diesem Begriff in der Forschung eine Präzisionsmedizin verstanden, die aufgrund molekularbiologischer Analysen neue medikamentöse Therapien schwerer Erkrankungen ermöglicht. Eine Medizin, die den gesamten Menschen in den Blick nimmt, ist die individuelle Medizin: Patientenzentrierung, Therapievielfalt und Sprechende Medizin stehen hier im Vordergrund. 

 

Individualisierte Medizin – Standardisierung durch molekulare Analyse

Das Konzept der individualisierten Medizin erweckt den Eindruck, dass der einzelne Mensch im Mittelpunkt steht. Doch Therapien werden nicht an die individuelle Lebenssituation des Einzelnen angepasst, sondern Erkrankungen werden auf der Grundlage molekularbiologischer Analysen in Gruppen eingeteilt. Die Entwicklung von zielgerichteten medikamentösen Therapien und Diagnoseverfahren sind die Kernpunkte der individualisierten Medizin. Angewendet wird individualisierte Medizin bereits in der Krebsbehandlung. Der Therapieerfolg bei verschiedenen Krebsarten wird von Genvarianten beeinflusst. Dies bedeutet, dass Krebstherapien nicht bei jede*r Patient*in gleich wirksam sind, sondern stark variieren können. Die Forschung zu genetischen Veränderungen im Tumorgewebe hat zu neuen, zielgerichteten Therapien geführt. Diese werden eingesetzt, wenn die konventionellen Methoden wie Chemotherapie und Bestrahlungen ausgeschöpft sind. Individualisierte Medizin zielt somit auf die zielgerichtete Behandlung von Krankheiten aufgrund genetischer Marker. Die technologischen Fortschritte der individualisierten Medizin helfen dabei, schwerwiegende Erkrankungen besser behandeln zu können.

 

Individuelle Medizin – Patientenzentrierung und Therapievielfalt

Im Unterschied zur individualisierten Medizin, stehen Patientenzentrierung, Therapievielfalt und die Sprechende Medizin bei der individuellen Medizin  im Vordergrund. Eine gute Kommunikation zwischen Ärzt*innen und Patient*innen ist entscheidend für den Therapieerfolg. Dabei ist es ausschlaggebend, dass Ärzt*innen die Wünsche der Patient*innen respektieren und im Gespräch auf die individuelle Lebenssituation Rücksicht nehmen. Zudem ist eine verständliche Vermittlung der Diagnose und Behandlung einer Krankheit wichtig, sodass Patient*innen den Behandlungsprozess verstehen und aktiv daran mitwirken.

Die Erhaltung der Therapievielfalt als ein weiterer Aspekt individueller Medizin, ermöglicht den Patient*innen die Kombination von Methoden aus Schulmedizin und Naturmedizin. Die Anwendung von Naturmedizin erfreut sich großer Beliebtheit in der Bevölkerung. Eine Verankerung naturmedizinischer Methoden in der ärztlichen Praxis ist somit Bestandteil einer Medizin, die das Wohl des Patienten in den Vordergrund stellt. Die Vielfalt naturmedizinischer Ansätze im Rahmen von Gesundheitsförderung und therapeutischer Anwendungen berücksichtigt, dass kein Mensch wie der andere ist: Individuelle Medizin zum Wohle der Patient*innen. Zudem wird durch das Menschenbild, das der Naturmedizin zugrunde liegt, eine ganzheitliche Perspektive auf Gesundheit und Krankheit eröffnet. 

Personalisierte Medizin – Präzisionsmedizin und Lebensstil

Die Kombination aus zielgerichteter Therapie und den verschiedenen Aspekten der individuellen Medizin, wie Sprechende Medizin und Therapievielfalt werden als personalisierte Medizin zusammengefasst. Im Fokus steht hier besonders das Beratungsgespräch bei Ärzt*innen, die nicht nur über Diagnose und Therapie von Krankheiten beraten, sondern in ihre Sprechstunden ebenso eine Aufklärung über eine gesundheitsfördernde Lebensweise integrieren. Prävention und Gesundheitsförderung, die die spezifische Lebenssituation berücksichtigen, werden somit zu einem Schwerpunkt personalisierter Medizin.

Während die individualisierte Medizin auf technologischen Fortschritt zur Behandlung schwerer Krankheiten setzt, umfasst das Spektrum der individuellen Medizin den Menschen in seiner Einzigartigkeit. Die Berücksichtigung der individuellen Lebenssituation von Patient*innen verlangt ein Umdenken in der Medizin: Ärzt*innen benötigen mehr Zeit, um ihre Patient*innen zu beraten und über die Therapieoptionen aufzuklären. Die individuelle Beratung durch Ärzt*innen und die Verankerung integrativmedizinischer Behandlungsansätze im Gesundheitssystem sind wichtige Ansatzpunkte, um eine patientenzentrierte Versorgung zu ermöglichen, die den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt stellt.