5. September 2021 - Kopfschmerzen kennt fast jeder. Hierzulande leiden mehr als 54 Millionen Menschen unter gelegentlichen oder sogar chronischen Kopfschmerzen. Experten zufolge gibt es über 200 verschiedene Arten von Kopfschmerzen. In den meisten Fällen sind die Schmerzen unbedenklich und vergehen nach einiger Zeit wieder. Dennoch sind sie im Alltag für Betroffene mehr als lästig. Der Griff zur Schmerztablette ist dann der bequeme Weg, um die Schmerzen schnell wieder loszuwerden. Nach den Wurzeln des Übels wird dagegen oftmals nicht geforscht. So kann ein echter Teufelskreis entstehen, aus dem Osteopath*innen heraushelfen können, schreibt der Verband der Osteopathen Deutschland e.V. in einer Mitteilung zum Weltkopfschmerztag am 5. September.

Zwei Formen von Kopfschmerzen

Prinzipiell wird in der Medizin zwischen zwei Formen von Kopfschmerzen unterschieden. Bei den primären Kopfschmerzen handelt es sich um eine eigenständige Krankheit. Die Schmerzen treten ohne erkennbare Ursache auf. Spannungskopfschmerzen und Migräne machen rund 90 Prozent dieser Form aus. Aber auch die sogenannten Cluster-Kopfschmerzen und Schmerzen im Gesicht werden zu dieser Form gezählt. Insgesamt wird der Großteil aller primären Kopfschmerzformen als ungefährlich eingestuft. Gleichzeitig beeinträchtigen sie doch sehr die Lebensqualität im Alltag von Betroffenen.  

Die Ursachen für primäre Formen von Kopfschmerz sind oft nur schwer auszumachen. Vor allem in chronischen Fällen haben sich oft bestimmte Mechanismen verselbstständigt. Die immer wiederkehrenden Schmerzen machen zusätzlichen Stress, der wiederum zu neuen Kopfschmerzen führt oder diese verstärkt. Zudem kann die langfristige Einnahme von Schmerzmitteln einen zusätzlichen Medikamentenkopfschmerz begünstigen, der dann ebenfalls behandelt werden muss. 

Sekundäre Kopfschmerzen wird die zweite Form genannt. Hierbei treten die Kopfschmerzen als Begleitsymptom einer anderen Erkrankung auf. Die Ursachen können beispielsweise Tumoren, Kopfverletzungen oder auch Bluthochdruck sein. Bei der Behandlung liegt der Fokus auf der auslösenden Erkrankung.

Fast ohne Nebenwirkungen

Osteopathie kann vor allem bei primären Kopfschmerzen ein gutes Mittel sein, um die Schmerzen zumindest nebenwirkungsarm zu lindern, die Ursachen zu erkennen und im besten Falle die Kopfschmerzen nachhaltig zu beseitigen. Zunächst wird eine Osteopathin oder ein Osteopath die individuellen Symptome und Auslöser genau anschauen. Die gründliche Anamnese ist ein wesentlicher Bestandteil bei jeder osteopathischen Behandlung.  

Dafür sehen Osteopath*innen auch vorhandene schulmedizinische Befunde an, erfragen die gesamte Krankengeschichte mit Verletzungen, Unfällen und Operationen, aber auch Lebensgewohnheiten. Zudem erkundigen sie sich gegebenenfalls nach dem seelischen Befinden. Das alles wird so detailliert gemacht, damit andere, schwerwiegende Ursachen ausgeschlossen werden können. Erst nach dieser ausführlichen Anamnese beginnen Osteopath*innen mit der Behandlung. 

Diese beginnt bei Kopfschmerzen auch am Kopf. Behandelnde Osteopath*innen untersuchen mit ihren Händen die Halswirbelsäule, den Schädel und den Kiefer, um Störungen, Asymmetrien und Spannungen zu erfühlen. Gleichzeitig wird die Beweglichkeit getestet. Bei Patient*innen mit Kopfschmerzen sei es wichtig, die Beweglichkeit der Wirbelsäulenabschnitte zu verbessern und die Spannung in der Muskulatur und den bindegewebigen Strukturen auszugleichen, damit diese wieder optimal versorgt werden. Ziel der osteopathischen Behandlung sei es, den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen und ihm dadurch ein optimales Funktionieren der physiologischen Prozesse zu ermöglichen, schreibt der VOD weiter. 

Schmerz-Ursache oft nicht direkt am Kopf 

Die Ursachen für Kopfschmerzen liegen nicht immer dort, wo Betroffene sie spüren. Osteopath*innen gehen davon aus, dass alle Strukturen des Körpers eine untrennbare Einheit bilden. Sie hängen also anatomisch oder funktionell miteinander zusammen. So können beispielsweise Magenbeschwerden über den Hirnnerv, der den Verdauungsapparat steuert, durchaus Kopfschmerzen auslösen. Ebenso können Probleme im Bereich der Kiefergelenke und Verspannungen der Kaumuskulatur zu Kopfschmerzen führen. Sogar Unfälle oder Stürze, die in der Kindheit waren, können bis ins hohe Alter hinein wiederkehrende Kopfschmerzen auslösen. 

Auch wenn sich nicht alles Kopfschmerzen oder deren Ursachen mit osteopathischer Hilfe beheben lassen, kann diese Behandlungsweise helfen, die Schmerzen mindestens zu lindern. Osteopathie sei somit eine meist effektive und nebenwirkungsarme Alternative zu Schmerzmitteln und auch für Kinder und Schwangere geeignet. Dabei beschränkten sich Osteopathen keineswegs nur auf das Arbeiten mit den Händen. Zu einer ausführlichen osteopathischen Behandlung gehört es auch, Patient*innen Tipps für eine gesunde Lebensweise, richtige Ernährung und Entspannungstechniken mitzugeben, ergänzt der VDO in seiner Mitteilung.  

Doch wie findet man eine vertrauenswürdige Osteopathin/einen vertrauenswürdigen Osteopathen und wer zahlt die Behandlung? Auch bei diesen zwei wichtigen Fragen für Patient*innen gibt der Verband Auskunft: Der VDO, mit mehr als 5400 Mitgliedern, vermittelt hochqualifizierte Osteopath*innen. Auf osteopathie.de findet man eine Therapeutenliste, mit der man regional suchen kann. Zudem werden von mehr als 90 gesetzlichen Krankenkassen ein Teil der Behandlungskosten erstattet. Am besten, man informiert sich vor der Behandlung genau, denn bei jeder Kasse gibt es andere Vorgaben dazu.