03 November 2020 - Mit Entzündungen reagiert der Körper auf schädliche Reize. Durch Schwellungen, Rötungen und Schmerzen soll das Immunsystem aktiviert werden. Doch manchmal reagiert der Körper zu heftig und man braucht Entzündungshemmer.

Forschende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg haben es sich zur Aufgabe gemacht, Entzündungshemmer zu finden, die natürlicherweise vorkommen. Sie sind dabei auf zwei sogenannte Phospholipide gestoßen, die der menschliche Körper selbst erzeugt. Dabei handelt es sich um Phosphatidylserin und Phosphatidylglycerol. 

„Wir versuchen nachzumachen, was die Natur vormacht“, erklärt Karsten Mäder der an der Studie beteiligt war einer Mitteilung der Universität zufolge. Beide Stoffe kommen im menschlichen Körper vor, beispielsweise auf der Innenseite von Körperzellen. Stirbt eine Zelle, dann kehrt sie einen bestimmten Bestandteil ihrer Zellmembran nach außen und sendet damit den Fresszellen im Körper das Signal, diese abgestorbene Zelle zu verdauen. Durch die Phospholipide wird bei diesem Prozess keine Entzündungsreaktion hervorgerufen.

Ein ähnlicher Vorgang passiert auch in der Lunge. Obwohl beim Einatmen ständig eine Reihe von Fremdstoffen in das Organ gelangen, kommt es dennoch nicht ständig zu Entzündungen, denn das würde das Organ langfristig nachhaltig schädigen. Das Phosphatidylglycerol ist es, was an dieser Stelle übertriebene Entzündungsprozesse unterbindet.

Mit dem Wissen um diese Wirkungen, ist es dem Team um Mäder gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, um diese natürlichen Entzündungshemmer in kontrollierter Qualität herzustellen. Der Vorteil: Die Substanzen würden vom Körper nicht als Fremdstoffe erkannt und böten deshalb echte Vorteile gegenüber körperfremden Entzündungshemmern wie Ibuprofen oder Diclofenac, so die Forschenden, deren Ergebnisse im „European Journal of Pharmaceutical Sciences“ veröffentlicht wurden. „Die Ergebnisse weisen ein hohes Potenzial der Phospholipide für antientzündliche Therapien hin“ fasst Mäder zusammen. Sie könnten bei Infarkten, Arthritis oder Schuppenflechte zum Einsatz kommen. Bis es soweit ist, sind jedoch noch einige Untersuchungen nötig.