Ist es gesund, zu applaudieren, aber nicht zu honorieren? das fragte weil's hilft! zu unserem Themenspezial "Pflege" und auch unsere Unterstützer haben uns ihre Meinungen und Ideen zukommen lassen. Hier eine Zusammenfassung der Einsendungen:

 

"Ich habe als ehemalige Tumorpatientin tatsächlich erfahren, dass Pflegekräfte im Krankenhaus überlastet und nicht honoriert werden. Zwischen 2013 und 2015 war ich aufgrund einer Tumorerkrankung häufig im Krankenhaus. Das war noch vor der Corona-Pandemie und dennoch zeichneten sich die Personaleinsparungen in den Krankenhäusern deutlich ab. Die Ärzte, die Pflegekräfte und das sonstige Krankenhauspersonal waren dauerhaft im Einsatz, arbeiteten bis zum Umfallen und trotzdem war in brenzligen Situationen oft niemand da, weil schlicht und ergreifend zu wenig Personal anständig bezahlt wurde für diesen herausfordernden Einsatz. Als Patientin fand ich das bedrohlich, weil auf der Krebsstation alle in Lebensgefahr schwebten und wir mussten uns im lebensbedrohlichen Zustand gegenseitig helfen wenn vom Personal niemand verfügbar war. Ich habe zwei dauerhafte Verletzungen aus dem Krankenhaus, weil niemand zu mir konnte als ich Hilfe brauchte. Eine davon wäre fast zu einer Lungenembolie geworden. Das Personal tat mir leid, weil sie und die Patienten unschuldig darunter zu leiden hatten und das Geld eben nicht die fleißigen Pflegekräfte verdienten. Einmal brach in einer Klinik eine Grippewelle aus. Man merkte sofort, wie alles noch viel stressiger wurde, weil die Anzahl der Patienten in die Höhe schoss und gleichzeitig das Personal erkrankte. Damals durften wir wenigstens noch Besuch empfangen, der auch das Pflegepersonal entlasten konnte. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie es allen Menschen im Krankenhaus zu Zeiten von Corona geht. Nun wird es immer noch wichtiger, das Krankenhauspersonal anständig zu vergüten für ihren tatkräftigen dauerhaften Arbeitseinsatz und für ihre herausragende Leistung. Warum gibt unser Land ausgerechnet für Lebensretter kein Geld aus? 

Vor Corona glaubten mir einige Menschen nicht, dass es tatsächlich derartige Missstände in den Kliniken gibt. Ich hätte mir gewünscht, dass es endlich einmal gehört wird, dass gehandelt wird, und dass Corona den Verantwortlichen die Augen öffnet, damit das Pflegepersonal besser behandelt wird. Eine Freundin, die aus der Intensivpflege ausgestiegen ist, sagte mir, darauf könne ich lange warten ..."

Jördis, weil's hilft! Unterstützerin

 

"Meine beiden Schwestern sind beide gelernte Krankenschwestern (heute: Gesundheits- und Krankenpflegerinnen). Die eine hat eine Fachweiterbildung zur Intensivschwester gemacht und arbeitet als allein erziehende Mutter zweier Kinder noch immer in diesem Bereich - trotz immenser Überstunden, vielfacher betriebsbedingter Urlaubsverschiebungen etc. Die andere hat eine Fachweiterbildung zur OP-Schwester gemacht und sich - um dem Stress in der Pflege zu entkommen - zur Kodierfachkraft weitergebildet. Und freut sich seit dem Wechsel in diesen Tätigkeitsbereich über den Wegfall der Schichtarbeit und weitaus weniger Überstunden als zuvor - und insbesondere über die dadurch bedingt bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Am Wichtigsten, um die Situation in der Pflege bei uns in Deutschland zu verbessern, ist ein anderer Personalschlüssel als derzeit - vergleichbar den Gegebenheiten in der Schweiz, wohin viele in Deutschland ausgebildete Pflegerinnen und Pfleger auswandern. Damit mehr Mütter mit Kindern - insbesondere Alleinerziehende - in ihrem erlernten Pflegeberuf arbeiten können, müssen aus meiner Sicht schon allein wegen der Schichtarbeit rund um die Uhr geöffnete Betriebskindertagesstätten für die Arbeitgeber der Pflegebranche gesetzlich verpflichtend werden - denn Pflegeberufe werden nach wie vor größtenteils von Frauen ausgeübt. Und nicht zuletzt müssen - insbesondere bei nicht tarifgebundenen kirchlichen und privaten Arbeitgebern in diesem Bereich - die Arbeitsentgelte deutlich nach oben angepasst werden. Erst kürzlich ist - "dank" der Caritas und der ev. Diakonie, die als kirchliche Tendenzbetriebe nicht dem Betriebsverfassungsgesetz unterliegen - die angestrebte Allgemeinverbindlichkeitserklärung eines Tarifvertrages im Bereich Altenpflege gescheitert: https://www.tagesschau.de/inland/tarifvertrag-altenpflege-101.html ."

Elgin, weil's hilft! Unterstützerin

 

"Ich bin der Meinung, solange nur die Wirtschaftlichkeit von Pflegeeinrichtungen im Vordergrund steht, gibt es keine wirkliche Möglichkeit, wie aus Applaus gesellschaftliche Anerkennung werden kann. Ich denke, finanzielle Mittel müssen umverteilt werden. Ich kann mir auch steuerliche Aspekte/Anreize für die Betreiber von Pflegeeinrichtungen u.ä. vorstellen, wenn nach besonderen Konzepten gearbeitet wird, wo der Mensch im Mittelpunkt steht sowie die Bereitstellung von Fördermitteln für die Umsetzung von Pflegekonzepten, so dass sich gleichzeitig für Pflegende und zu Pflegende mehr Zeit und Raum ergibt. "
 
Sylvia, weil's hilft! Unterstützerin

 

"Ich bin 56 Jahre alt und habe mich nach vielen Jahren Berufstätigkeit im kaufmännischen Bereich entschieden, noch mal etwas ganz Neues anzufangen. Seit Oktober 2019 mache ich die Ausbildung zur exam. Altenpflegerin im stationären Bereich und bereue diese Entscheidung bisher nicht. Die Arbeit mit Menschen macht mir viel Freude und ich lerne gerne. Die Bezahlung im Pflegebereich finde ich gar nicht so schlecht, was ich viel schlechter finde, ist der Personalschlüssel auf den Stationen und der Zeitdruck! Was nützt mir mehr Geld, wenn ich die Pflege nicht vernünftig machen kann, weil ich zu wenig Zeit habe? Als Auszubildende bin ich schon direkt am Anfang der Ausbildung nach kurzer Einarbeitung als 2. vollwertige! Kraft mit einer Fachkraft im Dienst gewesen und nicht etwa zusätzlich! Und das ist in der Ausbildung die Regel und nicht die Ausnahme! Wie soll man so eine fachgerechte Pflege erlernen? So werden zukünftige Fachkräfte schon verschlissen, bevor sie überhaupt fertig sind.  Das kann so nicht sein! Hier muss dringend etwas passieren, sonst wird sich der Fachkräftemangel noch verstärken. Da hilft dann auch keine höhere Bezahlung."

Antje, weil's hilft! Unterstützerin 

 

"Da sehr viele Menschen materialistischen Lebenshintergrund haben  (selbst “Kirchengeher” glauben und wissen nichts über unser Bewusstsein, dass OHNE Körper existiert )meine ich, dass man bei jeder Pflege versuchen sollte, dieses Wissen vorsichtig zu vermitteln.Frau Dr.  med.  V. Carstens  sagte  bei der Beerdigung ihres Ehemannes Karl  auf die Frage, ob sie sehr leidet:

“Nein, ich sehe ihn ja bald wieder”    --  Rückfrage:  Glauben  Sie dies wirklich  ?       “ Nein,  ich weiß es !   “(Sinngemäßes Zitat)

Wenn wir endlich erkennen, dass wir nicht Menschen sind, die spirituelle Erfahrungen machen, sondern spirituelle Wesen, die  menschliche Erfahrungen machen, wird sich auf fast allen Ebenen dieser Erde etwas zum Guten, Liebevollen  weiterentwickeln. (Zitat aus einem der Hefte von Natur und Medizin.)"

Anita, weil's hilft! Unterstützerin

 

"Es stimmt doch, schon seit Jahren gibt es die Mißstände in der Pflege. Ich selbst habe Krankenschwester gelernt und da war alles noch "normal". Man hatte Zeit für die Patienten. Natürlich gab es auch mal Ausfälle der Kolleginnen, aber das hielt sich in Grenzen.

Nun ist es aber so, dass auf Teufel komm raus gespart werden muß und die Krankenhäuser schwarze Zahlen schreiben müssen. Was macht man da? Man holt sich Pflegepersonal aus dem Ausland. So hat man das Soll an Personal erfüllt, aber um welchen Preis. Die sind billiger. ABER, die meisten sind nicht qualifiziert, können die deutsche Sprache nicht, oder nur sehr schlecht. So verstehen sie die Patienten nicht und umgekehrt. Das Neueste ist: Patient soll zu OP. Das heißt aber, dass er nicht mit dem Bett in den OP gefahren wird, sondern ZU FUSS VON DER STATION ÜBER MEHRERE TREPPEN IN DEN OP IM OP-HEMD LAUFEN MUSS. Das passierte meiner Tochter in Pforzheim und ähnlich war es bei mir in Regensburg im Krankenhaus St. Josef. Ich war morgens hinbestellt, kam in einen Raum um mich umzuziehen und legte mich in ein Bett. Dann fuhr man mich in OP-Trakt. Dort wurde mir auf dem Flur der venöse Zugang gelegt, dann durfte ich durch den Vorbereitungsraum in den OP Laufen und mich dort auf die Liege legen. Ein Vorbereitungsgespräch gab es nicht. Patienten die Zwischenmahlzeiten bräuchten, bekommen diese nicht, weil nichts da sei. Und das stimmt einfach nicht. Es ist leider auch so, dass viele Schwestern und Pfleger keine Lust mehr haben. Hat ein Patient ein Problem, dann kümmert man sich nicht darum, es ist einfach egal, soll der doch sehen wo er bleibt. Mein Arzt, ein hochqualifizierter plastischer Chirurg, sagte mir, dass er mit ausländischem Hilfspersonal, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, operieren muss. Es ist doch nicht verwunderlich, dass viele deutsche Krankenschwester, Pfleger und Ärzte ins Ausland gehen, vor allem nach Österreich und in die Schweiz. Und jetzt bei der Corona-Pandemie. Da wurde dem Pflegepersonal angedroht, dass sie gekündigt werden wenn sie sich nicht impfen lassen. So haben die meisten nachgegeben, obwohl gerade das Pflegepersonal um die Risiken der Impfungen wissen und skeptisch sind. Ich weiss nicht, wie lange das noch gut geht. Und unsere Politiker verschließen die Augen. Sie sind schuld an der ganzen Misere, das geht von Herrn Seehofer bis heute zu Herrn Spahn." 

Theresia, weil's hilft! Unterstützerin 

Wir danken Allen, die ihre Meinung mit uns und unseren Lesern geteilt haben.