Anlässlich unseres Themenspezials Pflege zu dem weil's hilft! fragt: "Ist es gesund zu applaudieren, aber nicht zu honorieren?", möchten wir Pflegende aus unserem Netzwerk zu diesen Fragen hier zu Wort kommen lassen:

  • Was wünschst du dir für die Zukunft der Pflege?
  • Was muss sich ändern und was braucht es dazu in unserem Gesundheitssystem? 

Rolf Heine, Akademie für Pflegeberufe an der Filderklinik
"Die berufliche Pflege muss sich ihrer gesellschaftlichen Bedeutung bewusstwerden. Sie ist nicht nur die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen. Sie kann professionell, das heißt gut ausgebildet und wissenschaftlich fundiert, alltagsnah vorleben, beraten, helfen, dass Menschen gesundbleiben, gesundwerden und sich biographisch entwickeln können. Zuhause, im Krankenhaus, im Altenheim. Der gesamte Planet braucht Pflege. Die ökologische Krise ist eine Pflegekrise. Soziale Isolation und soziale Konflikte sind die hintergründigen Krankheitsursachen Nr. 1 in der industrialisierten Welt. Das geht weit über die professionelle Pflege hinaus. Wir alle haben pflegerische Anteile in unseren Berufen. Die gilt es zu stärken, die gilt es zu erforschen mit lebensnahen Methoden. Der Ökologiebewegung muss eine „Pflegebewegung“ folgen, damit die auseinanderfallenden Lebensbereiche der Menschen wieder miteinander verbunden werden. Das ist für mich die Botschaft von Florence Nightingale, deren Geburtstag, den Tag der Pflegenden begründet hat, für die heutige Zeit.

Beruflich Pflegende müssen nicht nur besser bezahlt werden. Die Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern und Altenheimen bleiben solange schlecht, bis die Medizin aufhört Krankheit als reparaturbedürftigen Defekt anzusehen und gesellschaftlich das Altwerden, Behinderung oder Demenz als bemitleidenswürdiges Schicksal angeschaut wird. Dienstleister in einem kommerzgetrieben Gesundheitssystem zu sein, ist keine Perspektive - für niemanden. Pflege braucht eine Sinnperspektive: „Fachlich informierte Zuwendung“ heilt!"


Petra Billwitz, Maternus Seniorenzentrum Angelika-Stift
"Pflege braucht Zeit für eine qualitätsvolle Versorgung der Bewohner, das aber ist nicht immer der Fall. Oft fehlt es an Personal, weil keiner mehr in dem Beruf arbeiten möchte oder selber krank wird wegen der hohen körperlichen und psychische Belastungen.

Der Beruf muss wieder attraktiver werden, durch genügend Personal und Tariflöhne für alle. Dasselbe gilt für die Betreuungskräfte, die die Pflegekräfte oft unterstützen. Bessere Arbeitszeiten und weniger Überstunden wären hilfreich für deren Entlastung. Wichtig wäre auch die Entlastung der Angehörigen bei deren finanziellen Eigenanteil, den sie zu leisten haben, wenn ein Familienmitglied im Pflegeheim einzieht. Sehr oft sind sie dann auf Unterstützung vom Sozialamt angewiesen.

Ich arbeite in einem vom Kneipp-Bund e.V. zertifizierten Pflegeheim als Kneipp-Gesundheitstrainerin. Damit verfügt unser Altenpflegeheim im Leipziger Süden über ein attraktives Kneipp-Angebot, das auch von gesundheitsbewussten Gästen genutzt werden kann. Als solches würde es für meine Tätigkeit von Vorteil sein, wenn auch die Krankenkassen die Kneippschen Anwendungen mit in ihren Leistungskatalog aufnehmen würden. Denn jede Kneippanwendung ist auch eine Zuwendung und so wichtig für das Wohlergehen der Bewohnerinnen und Bewohner."


Stefanie Frenzel, Klinik für Integrative Medizin in Heidenheim
"Für die Zukunft der Pflege wünsche ich mir mehr Zeit mit meinen Patienten! Gute Pflege braucht Zeit und Liebe zu dem was man tut. Pflege und Gesundheit im Allgemeinen sollte eine soziale Aufgabe sein und keinem wirtschaftlichen Druck unterliegen müssen." 


Lucia Kronauer-Dietsche, Lukaspflege e.V. Freiburg/Breisgau
"Dass die in der Pflege ausgebildeten Menschen selbstbewusst sind, was ihre Arbeit, ihre Erfahrung und ihr Können anbelangt. Dass sie auf Augenhöhe sich mit anderen medizinischen Berufen und mit den jeweiligen Erkrankten um Behandlung austauschen. Dass es endlich gesehen, anerkannt und gewürdigt wird, wenn Komplikationen wie beispielsweise Dekubitus oder Pneumonie erst gar nicht entstehen." 

Charlotte Bindewald

"Ich möchte in meinem Beruf als Pflegende mit so einem Personalschlüssel, soviel Zeit und engagierten, mit ihrer Arbeit zufriedenen Mitarbeitern arbeiten, dass ich jeden einzelnen Patienten so behandeln und pflegen kann, als wäre es mein eigener Angehöriger."

 

Ein großes Dankeschön an Alle, die an diesem Artikel mitgewirkt haben!