01. Februar 2023 - Akupunktur hilft bei Schlafstörungen von Patientinnen mit Mammakarzionom. Das ist das Ergebnis einer Studie, die von Forschenden um Dr. Petra Voiß, Ärztliche Leitung der Integrativen Onkologie an den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte durchgeführt wurde.

Auf die Behandlung der Schlafstörungen wurde der Fokus gelegt, weil fast 70 Prozent der Patientinnen mit Mammakarzinom angeben, kurz nach der Diagnosestellung darunter zu leiden. 18 Monate später sind immer noch 42 Prozent davon betroffen. Dabei ist klar: Schlafstörungen führen bei Frauen nach Brustkrebserkrankung zu klinischen Beeinträchtigungen der Funktionsfähigkeit am Tag sowie der Lebensqualität und tragen zu krebsbedingter Fatigue bei. Dauer und Qualität von Schlaf beeinflussen die Stresshormon-Achse und das vegetative Nervensystem, das wiederum die Immunabwehr reguliert. Die Schlafqualität kann also auch Einfluss auf die Prognose der Patientinnen haben.

Zuerst wurde vom Team um Dr. Voiß die Sicherheit von Akupunktur in der Therapie onkologischer Patient*innen durch eine Metaanalyse überprüft. Dabei kam heraus: Akupunktur kann als sicheres Verfahren in der onkologischen Therapie angesehen werden. Im nächsten Schritt wurde der Effekt von Ohr-Akupunktur, die zwei Mal wöchentlich über den Zeitraum von fünf Wochen angewendet wurde, auf die subjektive Schlafqualität von Frauen mit Mammakarzinom untersucht. Darüber hinaus wurde erfasst, wie sich die Intervention auf die Lebensqualität, Stress- und Erschöpfungswahrnehmung, das psychische Wohlbefinden und Entzündungsparameter wie Interleukin-6 der Patientinnen auswirkte. Als Vergleich diente eine leitliniengerechte Psychoedukation als Gruppen-Intervention über den Zeitraum von eineinhalb Stunden. Insgesamt wurden 52 Patientinnen in die Untersuchung einbezogen.  

Neue Studie in Planung

Bei den Patientinnen in der Ohr-Akupunktur-Gruppe zeigte sich nach fünf Wochen eine deutliche Verbesserung der Schlafqualität sowie eine Verbesserung der Fatigue-Symptomatik und von Angst-Gefühlen. Nach drei und nach sechs Monaten zeigten sich beide Interventionen in etwa auf gleichem Wirksamkeitsniveau. Die Ohr-Akupunktur stellt damit eine wertvolle Therapieoption dar. Dr. Voiß plant, eine Folgestudie durchzuführen, in welcher Ohr-Akupunktur und Psychoedukation zusammen eingesetzt werden, um zu prüfen, ob sich durch die Kombination noch größere Effekte erzielen lassen.

Die Studien wurden durch das Habilitationsprogramm der Carstens-Stiftung unterstützt. Ziel ist es, Erkenntnisse zur Prävention und Behandlung von Zivilisationserkrankungen zu gewinnen und gleichzeitig die Nachwuchslücke in der universitären Komplementär- und Integrativmedizin (KIM) zu schließen.

Wenn du mehr über Integrative Onkologie und die Arbeit von Dr. Petra Voiß erfahren möchtest. Ein Interview mit ihr findest du hier.