13. August 2021 - Wird eine Demenz festgestellt, dann ist das eine einschneidende Diagnose für Betroffene und deren Angehörige. Die Krankheit ist nicht nur unheilbar, sie schreitet auch immer weiter voran und macht Patient*innen zu Pflegefällen. Doch nicht nur die schwindenden Gedächtnisleistungen, sondern auch Zustände von Angst, Unruhe oder Aggressionen sind echte Herausforderungen. 

Für die Behandlung dieser verhaltensbezogenen und psychologischen Begleitsymptome, die auch als BPSD bezeichnet werden, gibt es bisher nur Medikamente, die einerseits starke Nebenwirkungen verursachen und andererseits von noch nicht zufriedenstellender Effektivität sind. 

Zwei Forscherinnen wollen deshalb neue Wege gehen. Professorin Stefanie Joos, Leiterin des Instituts für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung des Uni-Klinikums Tübingen und Carina Klocke, wissenschaftliche Mitarbeiterin, setzen daher auf Aromamassagen bei BPSD. In dem Projekt "AroMaDem" wollen die Forscherinnen testen ob und wie dieser komplementärmedizinische Ansatz wirkt.  

Massagen oder Zuwendung

Ihre Untersuchung besteht aus zwei Phasen. In einem ersten Schritt soll aus den Erkenntnissen der Forschung zu Aromatherapie und Massagen sowie aus Praxiserfahrungen ein Lehrplan entwickelt werden, der dann zur Schulung von Pflegenden eingesetzt wird. Geplant ist, die Wirkungen von Aromamassagen in einer Studie mit insgesamt 100 Patient*innen mit Demenz und BPSD zu erforschen.  

Dafür sollen die Patient*innen der ersten Gruppe über acht Wochen hinweg täglich 15 Minuten eine Aromamassage durch ihre geschulte Bezugspflegekraft bekommen. Die Patient*innen der Kontrollgruppe hingegen erhalten 15 Minuten Zuwendung in Form von beispielsweise Vorlesen, Erzählungen oder Gesprächen. 

"Neben dem primären Effekt der Aromamassagen werden wir auch Begleiteffekte, wie etwa Auswirkungen auf den Medikamentenbedarf, erfassen", sagt Professorin Joos. "Im Rahmen einer Machbarkeitsevaluation werden wir außerdem Erkenntnisse über die Faktoren bekommen, die essenziell sind, um Aromamassagen in Pflegeheimen zu etablieren – und künftig vielleicht auch darüber hinaus in der häuslichen Pflege." 

Das Projekt wird mit 400.000 Euro von der Carstens-Stiftung gefördert und ermöglicht. Es ist über einen Gesamtzeitraum von drei Jahren angelegt und steht neben dem Projekt "BrainFit-Nutrition". Beide stellen die Erweiterung der Forschungsplattform "Optimierungsstrategien bei Demenz", die von 2016-2018 mit 300.000 Euro gefördert wurde und in deren Rahmen 11 Doktorarbeiten entstanden sind.