30. Juli 2022 - Viele Säugetiere beschnüffeln sich zuerst gegenseitig, um dann zu entscheiden, ob es sich beim anderen um Freund oder Feind handelt. Bei Menschen scheint der Geruchssinn dagegen nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Forschende aus Israel haben jedoch festgestellt, dass der Geruch bei sogenannten "Klick-Freundschaften", also bei Freundschaften, die ganz spontan entstehen, eine entscheidende Rolle spielen könnte.

Das Team um Noam Sobel vom Weizmann-Institut in Rehovot geht anhand ihrer Forschungsergebnisse, die im Fachmagazin "Science Advances" veröffentlicht wurden, davon aus, dass sich ähnelnde Körpergerüche zu solchen Freundschaften führen können. Diese seien sogar vorhersagbar.
Bereits aus früheren Untersuchungen ist bekannt, dass Ähnlichkeiten wie Alter, Religion oder Aussehen zu Freundschaften führen. Doch neben diesen offensichtlichen Merkmalen gibt es auch eine Reihe von komplexen Charakteristika, wie die Persönlichkeit, das Wertesystem oder gar Ähnlichkeiten im Erbgut, die für die Entstehung von Freundschaften wichtig sind. Aber auch Körpergerüche wirken sich nachweislich auf das Miteinander von Menschen aus.

Elektronische Nase und menschliche Nase

Das Forscherteam untersuchte, wie sich Gerüche auf nichtromantische Beziehungen zwischen Partnern des gleichen Geschlechts auswirken. Dafür rekrutierten sie zunächst 20 Freundschaftspaare, die angaben, sich sofort als Freunde gefunden zu haben. 40 Proband:innen mussten zuerst T-Shirts abgeben, in denen sie zuvor zwei Nächte lang geschlafen hatten. Die darin eingefangenen Gerüche wurden zuerst mithilfe einer elektronischen Nase auf die verschiedenen chemischen Komponenten analysiert. Die Ergebnisse zeigten für jede Studienteilnehmer:in ein gewisses Geruchsprofil, die in einem nächsten Schritt miteinander verglichen wurden. Es zeigte sich, dass die Geruchsprofile von engen Freunden deutlich ähnlicher waren als bei zufällig ausgewählten Geruchsproben. In einem nächsten Schritt wurde die gleiche Aufgabe Proband:innen gestellt. Sie sollten an den Proben riechen und diese nach ihrer Ähnlichkeit beurteilten. Auch die Proband:innen kamen zu ähnlichen Ergebnissen wie die elektronische Nase zuvor.

Um auszuschließen, dass die Ähnlichkeiten durch Faktoren wie ähnliche Lebensgewohnheiten oder gleiche Wohngegenden entsteht, gingen die Forschenden noch einen Schritt weiter. Sie führten mit 17 weiteren Studienteilnehmer:innen, die sich vorher völlig fremd waren, eine Art Spiegelbild-Test durch. Dabei bekamen immer zwei Proband:innen die Aufgabe, sich gegenüber zustellen und die Handbewegungen des jeweils anderen nachzumachen - und zwar ohne zu reden. Danach sollten die Proband:innen beurteilen, ob sie mit ihrem Spielpartner auf einer Wellenlänge waren oder nicht. Auch diese Proband:innen mussten vorher ein getragenes T-Shirt als Probe ihres Körpergeruchs abgeben. 

Gutes Miteinander, ähnlicher Geruch

In der Auswertung sah das Forscherteam, dass bei den Partner:innen, die nach eigenen Angaben gut bei dem Spiel harmonierten, sich auch deren Geruchsprofile ähnelten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gingen anhand dieser Erkenntnisse soweit, dass sie auf der Grundlage der Geruchsprofile ein Modell erschufen, nach dem Voraussagen getroffen werden konnten, welche der Proband:innen zusammenpassten und welche nicht.

Wie es zu diesem Phänomen kommt, kann das Forscherteam nicht genau erklären. Es könnte aber sein, dass jeder Mensch den eigenen Geruch wie eine feststehende Größe benutzt und diese, mehr oder minder unbewusst, mit den Körpergerüchen von anderen Menschen vergleicht.

Warum es so wichtig ist, echte Freunde zu haben, liest du hier.